KAWECO AC Sport

Kleiner großer Füllhalter

27.3.2018

 

Die Geschichte der ursprünglichen Firma geht auf das Jahr 1883 zurück. 1889 wurde die Heidelberger Federhalterfabrik von Heinrich Koch und Rudolph Weber gekauft. 1930 wird Kaweco durch die kleine Badische Federhalterfabrik „Knust Woringen und Grube“ übernommen. Das bis heute bekannte Signet im dreigeteilten Kreis mit den Buchstaben KA WE CO entsteht. 

1934 wird das erste KAWECO Sport-Set mit Füllhalter und Druckbleistift zusammen mit einem Leder-Stecketui und dem charakteristischen vergoldeten Emblem an einer Kette. Anfang der 70er-Jahre ist dann KAWECO nur noch mit einer limitierten Sport-Serie für die Olympischen Spiele 1972 präsent.

1994 kauft die h&m gutberlet gmbh in Nürnberg die Rechte an KAWECO und legt die Sport-Serie wieder auf. Heute wird neben vielen anderen Produkten DIE KAWECO-Serie schlechthin, der Sport, in zahlreichen Varianten angeboten: Classic Sport, Ice Sport, Skyline Sport, AL Sport, AC Sport, Brass Sport und zuletzt Steel Sport. Die für mich neben dem Steel Sport attraktivste Serie ist der AC (Aluminium Carbon) Sport. 

Oben mein schwarzer AC Sport mit dem charakteristischen Etui und Medaille. Die Serie gibt es als Füllhalter, Kugelschreiber und Druckbleistift, auch in den Farben Rot, Orange und Grün. 

Ohne Frage eine stimmige Optik. Die schwarze Beschichtung auf Aluminium und die herrlichen Karbon-Einlagen auf der Kappe und die Hülse am Corpus. Die Edelstahl-Feder stammt von Bock aus Heidelberg und wird in EF-F-M-B-BB angeboten (Edelstahl, E. vergoldet und PVD-Schwarz). Daneben gibt es für die Sport eine 14-K-Goldfeder (Einsatz 060) Gelbgold, Bicolor und rhodiniert in allen fünf Federstärken. Federaggregate können separat gekauft werden. 

Recht hübsch ziseliert ist die etwas pummelige Bock-Feder. Sie passt recht ordentlich zum Gesamtbild. Sie ist nicht zerkratzt, wie man vermuten könnte, nur etwas verschmiert.

Ein unspektakulärer Tintenleiter aus Plastik. Wird der Sport nicht aufrecht getragen, z. B. in einer Tasche, kann es schon regelhaft vorkommen, dass sich Tintenspritzer auf der Feder zeigen.

Schöne Details am Kappenkopf mit der KA WE CO-Medaille und perfekte Karbon-Inlays an der achteckigen, an den Enden gerundeten und bis heute spektakulären Kappe

KAWECO zeigt uns Lösungen. Statt einer kleinen internationalen Patrone (KAWECO hat auch zahlreiche Patronen und Tintengläser im Angebot) kann über einen einfachen Pumpkonverter zumindest eine kleinere Tintenmenge aufgenommen werden. Alternativ kann man auch mit einer Spritze eine leere Patrone füllen. Neben dem Standard-"Squeeze"-Konverter gibt es jetzt auch einen "KAWECO Mini Konverter Sport". Nach Erhalt werde ich über seine Funktion berichten. Zudem gibt es zwei verschiedene Aufsteck-Clips "Oktogonal" und "Nostalgie" in verschiedenen Ausführungen. Ich werde auf dieses Modell keinen Clip aufschieben (Zerkratzungsgefahr bei Verrutschen). Insgesamt ist die Sache mit dem Clips nicht so ganz optimal gelöst. Optisch ist das nicht so schön und die Clips verrutschen gerne.

Bei den heutigen, geschlossen etwas längeren Sport schaut der Stift etwas aus der Hülle heraus. Die alten Modelle schließen perfekt. Das 2er-Etui gibt es auch in Cognac. Zudem gibt es nun Etuis in Denim schwarz und blau. 

Oben mein 1947er KAWECO Sport mit Bicolor-Stahlfeder und Kolbenfüllsystem. Nun versteht jeder den Begriff der heutigen pummeligen Feder. Die alte gefällt mir viel besser und ist auch semiflexibel. Der 1947er fasst die Kappe am Füllknopf, der aktuelle Sport viel tiefer im Corpus.Die Kappen sitzen fest, beim 1947er noch fester. Länge aktuell 10,5 cm, mit aufgesetzter Kappe 13 cm.


Meine Beurteilung des KAWECO AC Sport in Schwarz, Feder EF:

 

Optisch bin ich von meinem 1947er-Modell, das ich schon seit ca. 15 Jahren besitze, voreingenommen. Hervorragende Materialqualität mit perfekter Guillochierung aus Hartgummi, tiefschwarz ohne Braunfärbung. Sehr schöner Corpus mit geformtem Griffstück, nach hinten ansteigendem Durchmesser, perfektem Kappensitz, wunderschöner und sehr gut schreibender gestreckter Feder. 

 

Der erste Plastik-KAWECO, den ich vor Jahren von einem Amsterdam-Besuch von meiner Ehefrau geschenkt bekam (so sehr ich mich darüber gefreut hatte, ohne Frage!), hatte optisch und haptisch mit diesem alten Modell wenig gemeinsam. 

 

Der AC Sport spielt in einer anderen Preisklasse, ja, aber auch in einer ganz anderen Qualitätsklasse. 20 g geschlossen und 6 g ohne Kappe (auf 2 g genau gemessen) und mit einer sehr gelungenen Materialauswahl aus Aluminium und Karbon, ist das schon eine stimmige Neuschöpfung. An das typische Bockfeder-Design mag ich mich nicht gerne gewöhnen, es spricht aber auch nichts gegen diese Entscheidung. Die Gewinde laufen ausgezeichnet, der Halter trocknet nicht aus und die Kappe lässt sich, wenn auch tief, fixieren. Hoffentlich hält die Beschichtung. Arg fest rastet die Kappe dabei nicht, aber es geht. Hier hätte ich mir mehr "Spirit" gewünscht. Das alte Modell zeigt dies ja in perfekter Form. Die Versuche, das perfekte Kolbensystem zu ersetzen, ist nach heutigen Maßstäben vollkommen in Ordnung, zumal die einfachen Sport-Modelle ja in einer sehr ökonomischen Preisklasse antreten. Die Preisspanne von unter 20€ bis 100€ bei diesem Modell (teils auch höher Richtung 135€) muss mit einem Konstruktionsprinzip rationell abgedeckt werden. Hinzu kommen ja noch die 120€ teuren Goldfedern.

Nun kommt ja noch die Schreibprobe. Was man sofort sieht, ist, dass die Serenity Blue sehr gesättigt und farbstark auf das Papier kommt. Uns so ist diese Feder. Ich habe schon feinere EF-Federn bei KAWECO gesehen, aber auch schlechtere. Diese schreibt unter der Beachtung, dass sie keine EF ist, sehr sehr gut und ohne jeden Widerstand. Sie schreibt auch sofort an. Die ursprüngliche Feder war nicht zu gebrauchen, sie hat eigentlich gar nicht richtig geschrieben. Die Feder wurde vom Verkäufer problemlos ersetzt. Über die BB-Feder werde ich nach Lieferung in einem neuen Beitrag berichten. 


Zusammenfassung:

 

Mit den verschiedenen, preislich sehr unterschiedlichen Modellen, bietet KAWECO beim Sport ein Angebot für sehr unterschiedliche Kunden, die zudem noch für ganz unterschiedlichen Einsatz in Frage kommen. Daneben sorgt man mit den Clips, Konvertern und Etuis für nützliche Accessoires. So wundert es nicht, dass Käufer mit den preiswerten Modellen zufrieden sind, teils viele Farben und Ausführungen und Federn haben, diese gerne auch verschenken und zudem auch der Kunde zufriedengestellt werden kann, der ein hochwertiges Produkt sucht. Ich persönlich bin mit der Machart und der Schreibqualität gerade des AC Sport sehr zufrieden, auch wenn die Attraktivität und Funktionalität der alten Modelle nicht erreicht wird. Ich selber würde auch eine Lösung bevorzugen, bei der die Kappe anders befestigt wird. Denn das Aufstecken der Kappe gehört zum Sport einfach zwingend hinzu. Sehr praktisch sind die KAWECO Sport für denjenigen, der gerne einen kleine Füllhalter in einem Etui. z. B. auch in einer Tasche (möglichst aufrecht) mitführen kann. In einem weiteren Bericht werde ich auf die ganz anderen Aspekte der einfachen Modelle eingehen, gerade auch in Bezug auf die Haptik und Materialqualität.

 

Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen. Der KAWECO AC Sport jedenfalls hat eine interessierte Betrachtung mehr als verdient. Bravo, KAWECO!

 

Euer Thomas und die Pens and Freaks


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Kommentare: 1
  • #1

    Michael (Samstag, 31 März 2018 18:30)

    Hallo Thomas. Danke für die ausführliche Vorstellung. Der AC Sport gefällt mir auch am besten. Hoffentlich hält die Beschichtung. Viele Grüße