Kaum zu glauben ...

"He did it again!"


Oder auch "Never say never again". Ich habe es getan. Nach 25 Jahren wieder ein neuer Montblanc. Was hat mich diese Marke enttäuscht. Wie wenig war ich im Alltag zufrieden mit manchen, damals modernen Modelle. Und wie ist der Service im Hamburg aufgetreten. Stopp! Ihr Montblanc-Leute. Der Autor hat immer sehr konsequent unterschieden. Preis, Werbung, Selbstanspruch, Garantiezeiten und auch gewisse konstruktive Besonderheiten. Und da war ich mit Auslaufsicherheit, Austrockungssicherheit, Schreibqualität nicht so zufrieden, wie ich es mir gewünscht hatte.

Und jetzt kommt der 149er mit EF daher, mit den Platin-Akzenten und der entsprechend "gefärbte" 18K-Goldfeder. Die Flexfeder hat mich in Design und Schreibvermögen nicht zufriedengestellt. Aber dieser 149er!


Montblanc Meisterstück 149 Pt, EF

Wir sprechen  hier nur über das Meisterstück-Schreibgerät schlechthin. Die D-Größe, Diplomat-Size, sagte man früher. Die Marke Diplomat macht den Begriff natürlich unmöglich.

Der 149er, benannt nach der Serie 1 = Meisterstück, Modell 4 (nach 3) und Federgröße 9 (so sollte es doch sein) und mit seinem deutschen Namen: heute in der internationalen Zeit fast unvorstellbar. Die Amerikaner müssen sich schon an das "Meischterschtück" gewöhnen. Masterpiece hießen früher einmal die Exportmodelle.

Dieses Modell in klassischem Schwarz hat als einzige Variation die Platin-Verzierungen und die entsprechend, und das ist sehr erfreulich, "umgekehrt platinierte" 18K-Goldfeder.


Die sehr große Feder paßt einfach perfekt. Das Zigarren-Design, ursprünglich von Sheaffer im Balance 1929 vorgestellt, begleitet die klassischen Meisterstücke seit den End-40ern. Der Vorgänger 139, den ich so sehr schätze, ist ein Vorkriegsmodell und zylinderförmig.

Die Feder ist nicht mit EF gestempelt. Das EF zeigt der Aufkleber auf dem Füllgriff. Früher waren die Federstärken in den Füllknopf eingeschlagen.

Verzeiht die Staubauflagerungen kurz nach dem Auspacken. Das authentische Gefühl wird dargestellt. Ausgepackt, in die Hand genommen und fotographiert. Die platinierten Akzente, der tiefschwarze Duroplast, der keine Nahtstellen von der Gußform hat. Das harte, porzellanartig wirkende Material. In dieser Hinsicht ist das Meisterstück und der 149 speziell unerreicht. Auch nach Jahrzehnten wird sich daran nichts wesentliches ändern. Es kommen lediglich die Mikrokratzer hinzu, die aus dem Massenprodukt (Pardon!) ein individuelles Schreibgerät machen.

Was wäre ein Meisterstück ohne seine Krone, den Montblanc-Stern? Er ist bei der wuchtigen Kappe dezent gehalten, ist strahlend weiß und wird es auch bleiben. Die alten Modelle wurden mit der Zeit gelblich, das Material war wohl Galalith. Die Kappe selbst hat irgendwann einmal eine Dichtung bekommen, die läuft nicht mehr hart im Gewinde auf Anschlag wie früher.

In den großen Behälter füllt man, in diesem Fall die teure Montblanc Royal Blue (eine farblich nicht außergewöhnliche wasserlösliche Königsblaue).

Der Kolbenmechanismus läuft gewohnt leichtgängig. Das dezente unterbrochene TIntensichtfenster ist immer noch sehr elegant und ausreichend einsehbar.

Ein großer Halter, sicherlich. Einer, der aber durch seine Rundungen, seine Anfaßqualität und auch seine gute Balance nicht zu unförmig wirkt.

Die Kappe kann man auch aufstecken. Dann wird der Halter aber doch recht lang und die Kappe sitzt nicht sehr sicher.

Alles andere kennen wir auch. Die wunderbaren Ringe, die aus einem Stück sind und in den Kunststoff eingelassen wind. Der funktionelle Clip. Die individuelle Numerierung.

Das große Meisterstück wird sehr vertraut und ist dennoch kein Langweiler, dafür ist die Gesamtqualität an allen Enden so gut.

Man kann ihn mögen oder wirklich langweilig finden, zu teuer oder die Marke nicht mögen. Wie auch immer. Aber er ist ein besonderes Schreibgerät höchster Güte geblieben.

18K-Goldfeder? Diese Federn laufen nicht an. Der nicht-planinierte Golödanteil wird sich nicht verfärben, was bei 14K-Federn geschehen kann. Auch werden diese manchmal matter. Die Feder ist so und so rigide. Aber der hohe Reinheitsgrad symbolisiert die Hochwertigkeit der sehr großen Feder.


Und wie schreibt er nun? Großartig, darf ich sagen. Natürlich eine "europäische EF", keine wirklich sehr feine. Da muß man anderswo, am besten in Japan, einkaufen. Aber ohne Kratzen, sofort anschreibend, mit sehr gutem Tintenfluß.




Zusammenfassende Beurteilung:

Der Montblanc Meisterstück 149 ist sicherlich in seiner Größe einer der bekanntesten hochwertigen Füllhalter. Die Fertigung ist in Hamburg inhouse und die Federqualität überzeugt. Elastische Federn darf man nicht erwarten, dafür muß man sich das 149er-Flex-Modell Calligraphy ansehen.

In der Variante mit Platinakzenten ist für eine gewisse Abwechslung gesorgt.

Mein Meisterstück bleibt es ja immer bei der Frage, möchte man überhaupt einen, erscheint er schnöselig oder ist er als Werkzeug für die Ewigkeit gemacht. Dann wird man wahrscheinlich auch nicht mit dem Service rechnen müssen. Denn bei Montblanc wird einem nach Ablauf der Garantie und Gewährleistung in der Regel nichts geschenkt. Das Federaggregat kann man ohne Spezialwerkzeug auch nicht ausbauen und verliert die Ansprüche.

Für mich ist der 149er nach all den Jahren (meinen einzigen habe ich 1996 in Miami, Florida gekauft) ein neues Erlebnis. Ich bin überrascht, wie sehr ich mit ihm zufrieden bin.

Gekauft von einem hervorragenden Fachhändler, habe ich ein großes Los gezogen. Wenn auch kein "billiges".

 

Viele Grüße

Thomas Baier


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Kommentare: 5
  • #1

    Uwe (Dienstag, 12 Oktober 2021 16:39)

    Aahh, „der Klassiker“ musste es diesmal sein! ;-) Herzlichen Glückwunsch, Thomas, zu deinem „gelungenen“ Kauf! Die wunderschöne große Feder in EF – das ist schon was!

    Einen 149er konnte ich für einige Jahre mein Eigen nennen. Ich habe ihn dann verkauft, weil seine bombastische Größe für meine mittelgroßen Hände einfach nicht komfortabel war. :-( Nun bin ich kein „typischer Sammler“, d.h. ein Schreibgerät ist für mich immer auch ein Werkzeug, das regelmäßig benutzt werden soll. Und wenn so ein Füller dann lange unbenutzt – nur so zum Anschauen – herumliegt, dann gebe ich ihn lieber in andere Hände.

    Seitdem spiele ich immer mal wieder mit dem Gedanken, mir einen 146er zuzulegen. Der würde für mich von seiner Größe her besser passen. Und schließlich „muss“ man doch als Hamburger mindestens einen MB besitzen! ;-)

    Aber der Preis!!! Inzwischen möchte MB auch für den 146 satte 600 € haben. Und irgendwie bin ich nicht bereit, die Drehung dieser Preisspirale mitzumachen ...

    Gruß
    Uwe

  • #2

    Pens and Freaks (Mittwoch, 13 Oktober 2021 11:15)

    Danke, Uwe. Der 146er kostete Mitte der 90er 480 DM. Der 149er 630 DM. Die permanenten Preiserhöhungen sind schon enorm.
    Ich habe erst jetzt wieder einen MB gekauft. Für mich sind die 149er bei den FH am reizvollsten.
    Ich bin erstaunt über das sehr gute Schreibverhalten.
    Ein 146er ist aber sicher eine interessante Option. Die LE sind auch sehr teuer.

    Viele Grüße
    Thomas Baier

  • #3

    Uwe (Mittwoch, 20 Oktober 2021 15:07)

    Hallo Thomas,

    im Moment schreibst du ja sicher täglich mit deinem "Neuen". Wenn das nachlässt ;-) , kannst du uns vielleicht mal berichten über die Kappen-Dichtigkeit des 149? Das würde mich interessieren!

    Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass ich damit bei meinem 149er nicht so zufrieden war; es handelte sich allerdings auch um ein gebrauchtes Exemplar, dass ich recht günstig von einem Freund erstanden hatte (der es später auch zurückgekauft hat). Möglicherweise war dieses nicht mehr ganz so fit.

    Gruß
    Uwe

  • #4

    Pens and Freaks (Mittwoch, 20 Oktober 2021 20:07)

    Uwe schrieb:
    „ Hallo Thomas,

    im Moment schreibst du ja sicher täglich mit deinem "Neuen". Wenn das nachlässt ;-) , kannst du uns vielleicht mal berichten über die Kappen-Dichtigkeit des 149? Das würde mich interessieren!

    Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass ich damit bei meinem 149er nicht so zufrieden war; es handelte sich allerdings auch um ein gebrauchtes Exemplar, dass ich recht günstig von einem Freund
    erstanden hatte (der es später auch zurückgekauft hat). Möglicherweise war dieses nicht mehr ganz so fit
    Gruß
    Uwe“

    Hallo Uwe, der 149 läuft weich in den Gewinden und geht fest. Das war früher nicht so, da lief Kunststoff auf Kunststoff hart aufeinander. Und die Verdunstung der Tinte war deutlich.
    Der jetzige 149er scheint da wesentlich besser.
    Mein EF—Duofold von heute schreibt auch sehr gut….
    Viele Grüße Thomas

  • #5

    Mark (Freitag, 29 Oktober 2021 14:55)

    Herzlichen Glückwunsch, freut mich sehr, dass der 149er Freude bereitet. Der Preis ist sicherlich stattlich, aber wenn Mitte der 90er bereits 480 DM aufgerufen wurden, scheinen mir € 600.- gute 30 Jahre später gar nicht so viel teurer zu sein?