Montblanc Meisterstück 164

Diesen Kugelschreiber habe ich seit 1995. Und noch immer ist er für mich im Handling und in der Anfaßqualität meine Nr. 1. Nicht der spätere größere 161, sondern das damals einzige Kugelschreibermodell dieser Reihe war und ist mein Favorit.

Ich hatte mir den 164 bereits Jahre zuvor immer wieder im Prospekt, auch in natura angesehen. 190 DM waren eine Menge Geld. Erstmalig war er mir bei einer Kommilitonin im Studium aufgefallen und als ich mir für horrende (!) 58 DM meinen M200 von Pelikan Ende 1988 in Heidelberg kaufte, war ein Meisterstück-Füllhalter und auch ein -Kugelschreiber unerreichbar.

Dann kam der Juni 1995. Baier, sie fahren morgen mit der Patientin nicht nach Mainz. Die haben abgelehnt, Sie fliegen die instabile Patientin morgen Mittag mit dem Hubschrauber nach Belgien in die Herzchirurgie.

Warum auch immer, ich weiß es nicht mehr, sollte mir dieser wunderschöne Sommertag bei glänzender Sicht, wie sich tags darauf herausstellen sollte, noch etwas besonderer werden.

Und ich entschloß mich, mir bei Kaufhof in Frankfurt einen Montblanc 164 zu kaufen. 230 DM waren es inzwischen. Ich wollte gleich das Vorfürgerät mitnehmen. Nein, nein, sagte die Verkäuferin, Sie bekommen einen neuen. Die Mechanik geht aber schwerer, sagte ich. Sie daraufhin, die wird mit der Zeit genauso leichtgängig. Stimmt.

Später habe ich ihn mir bei Montblanc gravieren lassen, denn er sollte auf ewig bei mir bleiben.

Und so begleitete er mich an jedem Tag mit dem Hubschrauber nach Belgien und auch wieder zurück. Ich konnte die Patientin, die durch eine sogenannte Ballonpumpe kreislaufstabilisiert werden mußte, wohlbehalten dort abgeben und war am Abend wieder zu Hause.

Meine spätere Frau war ganz aufgeregt, war doch an jedem Nachmittag in Hamburg beim Landen ein Rettungshubschrauber an einer Leitung hängen geblieben und abgestürzt. Alle an Bord waren tot.

Für mich war diese Norarztbegleitung ein großes Erlebnis, an das ich manchmal zurückdenke. Natürlich gerade auch jetzt, wo ich über diesen famosen Montblanc schreibe.


Material, Vergoldungsqualität, Qualität des eingelassenen Kappenrings, Drehmechanik und Schreibgefühl sind für mich ideal, die Minen sind auch hochwertig, wenn auch nach meiner Erfahrung nicht so lange schreibend wie zu erwarten und auch sehr teuer. Das Minensystem ist proprietär.

Heutzutage schreibe ich nur wenige Notizen mit ihm. Er bleibt auch am Schreibtisch. Er sieht aus wie neu, das Kunststoffmaterial und die Vergoldungen sind wie am ersten Tag. Der Hartkunststoff faßt sich porzellanartig an und ist an Tiefe und Glanz unübertroffen.

Die Verbindung zu dem lange zurückliegenden Hubschrauberflug bleibt für immer bestehen.


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