King of the Road

Der Ranga Majestic Pen

Die indische Firma Ranga Pens produziert in der Nähe von Chennai handgemachte Schreibgeräte, deren Füllhalter meist mit Federaggregaten der deutschen Firmen Bock, Jowo und Schmidt ausgestattet werden können. Die Palette reicht von Stahl-, über Titan- zu Goldfedern. Herr M. S. Pandurangan produziert Schreibgeräte seit über 50 Jahren. Die Firma habe ich bereits mit dem Ranga 3 vorgestellt.


Heute stelle ich euch ein besonderes Modell vor, ein Jumbo-Modell: Es ist der Majestic Pen, den Ranga in 18 verschiedenen Hartgummi-Varianten anbietet. Das ganze noch mit gerundeter oder gerader Kappe. Und poliert oder matt. Also 4x 18 Varianten. Ausnahmsweise werden nur Bock-Feder-Aggregate angeboten. Bei dem mir vorliegenden Modell ist es eine Edelstahlfeder von Bock mit EF. Ursprünglich, ich sage es gleich zu Anfang, hatte ich ihn mit einer F-Titanfeder bestellt. Im Frühjahr kamen dann die Corona-bedingten Transportverzögerungen hinzu. Der Halter lag monatelang unverschuldet in Chennai. Herr Kandan, der Sohn von Herrn Pandurangan, hielt mich aber auf Nachfrage auf dem Laufenden. Fast ein halbes Jahr später kam er dann. Die Titanfeder kannte ich schon von einem anderen Ranga-Modell. Diese Feder hingegen zeigte nachhaltige Probleme, so daß ich die Kosten erstattet bekomme. Ich habe zwischenzeitlich die Stahlfeder aus einem anderen Ranga eingeschraubt.


So sieht der Majestic aus in all seiner Größe. Eine Modellbezeichung gibt es nirgendwo an Kappe oder Corpus. Ein wirklich sehr großer Halter mit einer Schraubkappe und einem mitgelieferten K5-Schmidt-Konverter, der in dem großen Corpus naturgemäß recht mickrig wirkt, ähnlich oder noch wesentlich schlimmer als in einem Sailor King of Pen. Man kann aber auch Patronen nach sogenanntem internationalen Standard nehmen oder ihn als "Eye Dropper" verwenden mit naturgemäß gigantischer Füllmenge. Eine einfache Plastik-Pipette liegt dazu bei. Ranga nennt das ein 3:1-Füllsystem. Vor einiger Zeit überschlugen sich Youtuber darin, einen jeden Füllhalter auf die "Eye-Dropper"-Fähigkeit hin zu überprüfen. Eine Funktion, die üblicherweise gar nicht so praktisch ist. Wer auf Reisen größere Füllmengen braucht, sollte sich lange internationale Patronen beschaffen. Das ist sicherer und macht keine Probleme, um nicht zu sagen, große Probleme z. B. im Flugzeug. Denn bei großen Füllvolumina wird der Tintenleiter beim Schreiben, aber auch z. B. beim Tragen, schwer belastet und es kommt gerne zu Klecksen oder Auslaufen. Daher haben Eye-Dropper wie von Namiki (aber auch Opus 88) sogenannte "Shut-Off-Valves", mit denen man den Tintenzufluß zum Tintenleiter steuern und letztlich begrenzen kann. Ich benutze den Konverter und habe den Majestic ganz "ordinär" mit Waterman Serenity Blue gefüllt. Zuvor hatte ich auch problemlos Pelikan 4001 Königsblau verwendet.

Sehr schönes schwarzes Griffstück mit herrlicher Abgrenzung zur Feder. Sehr gutes Handling! Der Halter ist recht leicht und liegt wunderbar balanciert in der Hand. Unten im Schriftbeispiel sehr ihr die Dimensionen und Gewichte. Beim sicheren Aufstecken der Kappe ist der Halter aber viel zu lang. Das braucht es nicht. Das schöne Material ist recht gut poliert, aber doch etwas matt. Das schwarze Ebonit wirkt etwas stumpf.

 

Mit 2 1/2 Umdrehungen ist die sicher schließende und überzeugend abdichtende Kappe ab- und zugeschraubt. Die Gewinde von Kappe und Corpus laufen gut und setzen auch tadellos an. Das ist ja bei Industrieprodukten häufig nicht der Fall oder sehr unterschiedlich.Der Corpus löst nicht nicht vom Griffstück. Auch das kennt man anders von bekannten und teils auch hochpreisigen Pridukten (Stichwort Parker Duofold, Diplomat Aero).

 

Der Kappenring ist wahrscheinlich ein verchromter Metallring, der dem Material mehr Stabilität gibt. Er ist nicht graviert.

Die Bock-Federn der Größe 6 sind ja recht schön mit ihrem gestempelten Logo. Natürlich wirkt sie etwas klein, man hat hier keinen höheren Aufwand treiben wollen. Dafür ist aber das Schreiben auch leichtgängig. Bei einer größeren Feder wird das Schreiben leicht zu raumgreifend. Vergleiche dazu die riesigen Goldfedern bei den Namiki Emperor von Pilot aus Japan. Hier befinden wir uns aber auch in einer ganz anderen Preisklasse von mehreren tausend Euro. Ein solcher Ranga kostet auch nicht mehr als die kleineren Modelle. Man ist mit ca. 80 USD dabei.

Man sieht es, glaube ich, sehr deutlich. Eine Feder mit sehr attraktivem Schriftbild. Bei Bock ist das ja immer so eine Sache. Die Federn sind grandios (etwas elastischer, weniger rauh als andere) oder eine reine Katastrophe mit Anschreibproblemen, zu geringem Tintenfluß oder auch Problemen mit der Adaptation von Feder und Tintenleiter, wie es bei der Titanfeder (bei einer zweiten überhaupt nicht) war, die zunächst montiert war. Die Federschenkel stehen einfach zu sehr nach oben und der Plastiktintenleiter kommt da nicht hin. Da kann man justieren wie man will. Und Titan ist kein Material, das man so einfach und folgenlos biegen kann. Und es kein Ebonit-Tintenleiter, den man erwärmen und mit der Feder adaptieren kann. So ist es aber auch mehr als in Ordnung. Diese Federeinheit ist sehr sehr gut. Die Alternativen von Jowo oder Schmidt (NICHT bei diesem Modell!) haben jedenfalls bezogen auf diese eine Feder nicht diese Performance.


Zusammenfassende Beurteilung:

Ranga bietet Modelle in einer sehr großen Vielfalt in klassischem Gewand. Der Majestic und das Modell 3 sind dabei meine Favoriten. Der Majestic ist es aber: Er liegt für mich wunderbar in meiner recht kleinen Hand. Die Feder ist hervorragend, die Kappe schließt hundertprozentig sicher und er trocknet nicht leicht aus. Der Schmidt-Konverter ist eine qualitativ ordentliche Sache. Der leicht spatenartig geformte Clip wirkt sehr solide und befestigt sicher, ohne daß man wiederum befürchten muß, die Kleidung würde leiden. Auch das Auslaufverhalten ist einwandfrei. Bei vergleichbaren Federn (in diesem Falle Jowo) mit wunderbaren optionalen Ebonit-Tintenleitern wie von Wancher Pen in Japan angeboten, kommt es regelhaft zu Auslaufen und Beschmutzen des Griffstücks. Gerade wenn Füllhalter cliplos sind, liegen die Halter auch gerne in Taschen o. ä. Bei den Ranga mit verschiedenen Aggregaten habe ich zusammen mit den Tintenleitern der Hersteller solche Probleme nicht gesehen.

Auch die Versandmodailitäten und das Serviceverhalten sind exzellent. Daher habe ich inzwischen mehrere Rangas.

Der Majestic gefällt mir von allen am besten. Ich bin froh, daß ich ihn habe. Er wird mich auch immer an die Pandemie erinnern, die hoffentlich nicht unendlich dauern wird.

 

Viele Grüße

euer Thomas Baier

 

Und ... bleibt bitte gesund!

 

Im November 2020


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Kommentare: 6
  • #1

    Gregor (Samstag, 14 November 2020 16:26)

    Moin Thomas,

    jetzt bin ich neugierig geworden.
    Ranga wird mir ein Modell 9B Ebonit Schwarz/Rot mit Titanfeder von Bock zusenden.
    Ich werde ein paar Zeilen schreiben für die pens and freaks, sobald er da ist.

    Gruß von der Küste
    Gregor

  • #2

    Pens and Freaks (Samstag, 14 November 2020 22:05)

    Ich bin gespannt, Gregor. Die Firma und deren Produkte sind einzigartig und als handgemachte Einzelprodukte etwas ganz Besonderes. Ich bin gespannt.

    VG

  • #3

    Horst (Sonntag, 22 November 2020 21:58)

    eine interessante Vorstellung einer doch eher unbekannten Marke. Aber gerade das ist ja eine Spezialität von p+f.
    Wie im Bericht geschrieben, die Feder ist recht klein. Das mag der Kalkulation geschuldet sein, aber die Proportion Griffstück zu Feder ist ganz einfach unansehnlich. Mich würde das sehr stören, das Auge isst nicht nur, sondern schreibt ja auch mit.

  • #4

    PAF (Sonntag, 22 November 2020 22:13)

    Hallo Horst, danke Dir für Deinen Kommentar. Ich kann leider nicht die Haptik, das Schreibgefühl und die Praktibilität der Feder und schon gar nicht die besondere Ausstrahlung des handgefertigten Riesen vermitteln. „Live“ paßt das mit der Feder schon nach meinem Empfinden. Ein bißchen, wie man das von den größeren „seeligen“ Delta Dolcevita kannte.

    Aber wie immer: alles Geschmackssache.

    Ich schreibe sehr gerne mit ihm und er gefällt mir ausgesprochen gut.

    Viele Grüße und bleib gesund!
    Thomas

  • #5

    Uwe Steinmann (Mittwoch, 25 November 2020 16:51)

    Hallo Thomas,

    oh, schon wieder so ein schöner Ranga! Schon dein Beitrag zum Ranga 3 hatte mich neugierig gemacht, konnte mich aber zu einem Kauf noch nicht entschließen. Die Web-Seite von Ranga ist ja voller interessanter Modelle, so dass man leicht den Überblick verliert.

    Leider bieten die meisten Modelle Dimensionen, mit denen meine (mittelgroßen) Hände wohl nicht zurecht kämen (z.B. Größen der Pelikan M1000 und MB Meisterstück 149 sind für mich auf die Dauer unbequem). Aus diesem Grund käme der Ranga Majestic für mich wohl leider nicht in Frage. Außerdem gibt es ihn nur mit Bock-Feder. Die kaufe ich definitiv nicht mehr … – ich beneide dich sehr um die sehr gut schreibende Feder!

    Aber wie ist es mit der Größe des Ranga 3? Welches Modell anderer Hersteller (z.B. Pelikan, MB, Lamy) ist von der Größe her vergleichbar? Da wäre ich für deinen Rat sehr dankbar!

    Viele Grüße
    Uwe

  • #6

    PAF (Mittwoch, 25 November 2020 18:28)

    Hallo Uwe,
    https://www.pens-and-freaks.com/neue-beitr%C3%A4ge-new-entry/ranga-3-wie-gro%C3%9F-ist-er/
    Meine Antwort findest Du im nächsten Artikel.

    Viele Grüße
    Thomas