Warum es empfehlenswert ist, mit Feder und Tinte zu schreiben.

 

Für wen ist denn das Schreiben mit der Hand überhaupt noch interessant? Nun, wenn es nach Psychologen und anderen Könnern geht, braucht man in der Grundschule nur noch eine unverbundene, d. h. Druckschrift zu erlernen. Eine Schreibschrift, also verbundene Schrift, braucht es dann nicht mehr.

 

Dann kann man auch auf den Füllfederhalter verzichten, wer möchte, kann sich einen mehr oder weniger bunten und mehr oder weniger haltbaren Füller aus der Blisterpackung nehmen. Am besten nimmt die Mutter ein Gerät für unter 2 Euro bei den Aktionen eines Discount-Marktes mit. Und fertig ist die Schreibkultur. Früh führt man die Kleinen an die Digitaltechnik ein, anderes ist sicherlich altbacken und vermeidbar.

 

Nun gut, diese Diskussion muß man hier nicht führen. Daß Schreiben mit der Hand ein Kulturgut des Menschen ist und vermittelt werden sollte, um zu überdauern, das halte ich persönlich für eine Selbstverständlichkeit. Um seine Gedanken zu ordnen, muß man den Kleinen beibringen, auf einer Schiefertafel, an einer Kreidetafel oder eben auf einem Blatt Papier das Schreiben zu lernen, um dann eben seine Gedanken im Verlauf auch niederschreiben zu können.

 

Neben den Erstklässlerschreibgeräten wie Blei- oder Buntstift, oder früher auch Griffel, ist ein Tintenschreibgerät sehr gut geeignet, die Ernsthaftigkeit des Schreibens zu unterstreichen. Für mich ist es indiskutabel, dafür ein Kugelschreibgerät zu verwenden. Eine Feder zu führen, die Gleichmäßigkeit des Tintenflusses mit leichter Hand zu erleben, das gehört zu wichtigen Lehrinhalten der Grundschule. Ich sehe das so, sollten auch fachlich Kompetentere das anders sehen.

 

Dazu gehört auch eine verbundene Schrift. Das zu erlernen, ist nicht so einfach. Und damit haben wir uns bei der sogenannten lateinischen Ausgangsschrift mächtig abgemüht, um die Buchstaben zusammenzubringen. Die in der DDR ab 1968 vermittelte schulausgangsschrift hatte nur vereinfachten Großbuchstaben, ist aber ansonsten dem Wesen nach gleich. In den 80ern kam dann die Vereinfachte Ausgangsschrift und wurde immer populärer. Sie fußt auf der Idee, daß man Einzelbuchstaben durch gleichartige Buchstabenenden leichter zusammensetzen kann. Sie hat sich in manchen Bundesländern der Bundesrepublik, z. B. in Hessen, gut durchsetzen können. Experten zeigen auch Studien, in denen bewiesen wurde, daß Schüler damit schöner schreiben, die Buchstaben klarer geschrieben werden.

 

Wer dazu Material haben möchte, kann u. a. bei Lamy unter der Rubrik Grundschule nachsehen.

 

Wenn wir also davon ausgehen, daß wir unverändert eine ästhetisch und lesbare Schreibschrift den Schulkindern beibringen möchten, mit welcher Ausgangsschrift auch immer, so sind wir gleichzeitig bestrebt, ein leichtes und flüssiges Schreiben in der Schule und darüber hinaus anzubieten. Mancher, der in der Schule sich Kugelschreiber, Rollerball oder Filz- bzw. Gelstift zugewandt hatte, kehrt, schon aus Kostengründen, manchmal doch wieder zum Füllfederhalter zurück. Ein Problem ist dabei, daß die größere Fluktuation dieser Füllhalter (Schreiblernfüller, Schülfüller, Jugendfüller) nicht zu einer Identifikation beiträgt mit SEINEM Füller. Das war zu klassischen Pelikano- (oder Geha-) Zeiten noch so. solche Halter begleiteten oft bis zum Lamy Safari, der in wesentlichen ALLEINE dafür verantwortlich zeigt, daß attraktive Füllhalter als Nachfolgeschreibgeräte der eigentlichen Schulfüller vorhanden sind.

 

Wenn im Erwachsenenalter der Füllhalter neu beachtet wird, so geschieht dies durch den Fund eines alten Füllers z. B. der Familie, durch ein Geschenk oder eben aus dem Wunsch heraus, sich das Schreiben leichter zu machen. Ein Füller schreibt mit weniger Widerstand als z. B. ein Pastelkugelschreiber und führt auch zu einer entspannteren Schreibhaltung. Das leichte Schreiben ist es. Man kann das bei den älteren Jahrgängen beobachten, die dies zum Teil auch beim Kugelschreiber sich erhalten konnten. Diese Generation hat ja meist mit einem klassischen Federhalter und Tintenfaß das Schreiben gelernt und viel mit Bleistift geschrieben.

Wie kann man sich dem Füller also am besten nähern?

Ein Problem sei gleich genannt. Füller werden immer teurer, es sind dabei nicht Billigstifte gemeint, sondern Halter, die möglicherweise ein Menschenleben überleben. So pathetisch muß man das nicht nehmen. Aber ein Halter, an den man sich gewöhnt hat, kann schon zu einem Werkzeug werden.

 

Durch diese Preise, Euro ist hier gleich Teuro, wird die Nachfrage im Fachhandel naturgemäß beeinflußt. Beratung, Auswahl, insbesondere Federauswahl, werden beeinträchtigt. Ein Kauf im Internet ist da eine sehr interessante Sache. Man muß sich aber dabei im Klaren sein, daß es auch zu Fehl-, gleich Vielkäufen kommen kann, wenn man letztlich daneben liegt.

 

Vom Internetkauf möchte ich nicht zu- oder abraten, Fachhandel oder Versender, Internetfachhandel oder internationaler Handel, das ist wieder ein neues Thema. Das müßte im Verlauf sicher noch getrennt beleuchtet werden.

 

Da es auch kaum noch mangels Nachfrage gute Zeitschriften gibt, wird das schwieriger.

 

Daher bemühe ich mich mit meiner Webseite, dem Interessieren Informationen an die Hand zu geben, die geeignet sein könnten, Kaufentscheidungen leichter zu machen.

 

Dazu gehört auch das große Thema der Tinten, die ein immenser Vorteil des Schreibens mit Tinte sind.

 

Wer dann auch noch nachsieht in seinem alten Kalender und mit Freude einen flüssigen Tinteneintrag mit einer schönen Tintenspur sieht, wird vielleicht erstmalig die große Freude spüren, die das Schreiben mit Tinte ausmacht.

 

Aber Vorsicht! Nicht jeder Halter ist der Richtige. Nicht jede Feder paßt! Es gibt viele Tips und Tricks, die erst "das Salz in der Suppe" sind.

 

Ich möchte bei der Gelegenheit herzlich darauf hinweisen, daß ich gerne für Fragen oder Probleme rund um dieses Thema Feder und Tinte zur Verfügung stehe. Meine mehr als 25jährige Freude am Schreiben mit dem Füllfederhalter teile ich gerne mit vielen. Die wachsende Zahl an Lesern zeigt, daß dieses kleine, aber feine Gebiet, Teil des Lebens einiger Menschen sind und diese interessiert.

 

Ich wünsche Euch weiter Freude an meiner Webseite und verbleibe

Euer Thomas Baier

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Kommentare: 11
  • #1

    Michael (Donnerstag, 04 Oktober 2012 20:25)

    Hallo Thomas, das ist eine schöne Einführung! Deine Ansichten zum Thema "Schreiben mit Füller teile ich zu 100%

    LG Michael

  • #2

    pens-and-freaks (Donnerstag, 04 Oktober 2012 21:02)

    Danke, Michael, für die Rückmeldung. Ich werde zu diesem allgemeinen Thema immer wieder neue Aspekte hinzufügen.

    Viele Grüße
    Thomas

  • #3

    Horst (Donnerstag, 06 Dezember 2012 14:02)

    also ich persönlich bekenne mich einer gewissen Portion Snobismus schuldig. Wenn man in einer Vergabeverhandlung mit Leuten um den Tisch sitzt und sich seine Notizen mit Füller und Tinte (wenn schon denn schon: auch noch grün) macht, dann fällt das schon auf und manchmal wird es auch kommentiert ("sieht man selten" / "gibt's das auch noch").

    Von der entspannteren Schreibweise, dem schöneren Schriftbild mal abgesehen, ist da deshalb auch etwas Eitelkeit dabei. Ich vergleiche das immer mit dem Unterschied zwischen dem Pfeifenraucher und dem Glimmstengelpaffer.

  • #4

    Thomas von PAF (Donnerstag, 06 Dezember 2012 19:04)

    Hallo Horst. Vielen Dank fuer Dein Statement. Für mich ist ein Füller in erster Linie ein Instrument. Auch wenn ich so viele habe, ist es das tägliche Schreiben als solches, das das Entscheidende ist. Das ist nix für die Vitrinen. Ja, es kann schon auffallen, wenn man die Kappe aufdrehen und die Feder ansetzen. Ich bin mir auch über die Wirkungbbestimmter Modelle nach außen im Klaren. Daher kann ich z. B. mit Townsend nix falsch machen, gerade in Glanzchrom. Heute habe ich meinen Stipula T-Flex zurück bekommen. Bescheiden und doch groß.

    Viele Grüße Thomas

  • #5

    Thomas (Dienstag, 12 Februar 2013 12:41)

    Hallo,

    na, hier gab es aber lange keinen Eintrag.....dann wollen wir es ´mal
    beleben :-)
    Eine schöne Abhandlung, die ich unterschreiben kann.

    Für mich ist Handgeschriebenes, neben dem was Horst schreibt (ist bei
    mir auch so, "Grün" ist meine Tinte im Geschäft....und damit weiß
    jeder, alles was "grün" geschrieben oder unterschrieben wurde, kommt
    von mir :-)), etwas persönliches.

    Da ist es erst einmal egal welches Schreibgerät benutzt wurde.
    Mit einem Füller bekommt es noch eine besondere Note.

    Um im Jargon der heutigen Zeit zu bleiben...ein handgeschriebener
    Brief ist sexy! :-)

    Die Schrift gibt in einem gewissen Maß auch etwas über den Schreiber
    bekannt. Ich weiß Graphologie ist umstritt aber auch nicht ganz von
    der Hand zu weisen.

    Als Freund des Geschriebenen, verschicke ich per eMail ab und zu
    auch mal einen Scan eines handgeschriebenen Briefes.

    Warum nicht beide Medien verknüpfen und den anderen aufzufordern es
    zu wiederholen ? :-)

    Und noch etwas, Handgeschriebenes "bleibt".
    Noch heute ist beschriebenes jahrtausende altes Papyrus lesbar.
    Nicht das ich behaupten will, dass meine Briefe so wichtig sind, das
    sie in 2000 Jahre noch gelesen werden müssen........

    Es wird viel Kulturgeschichte unserer heutigen Zeit, gespeichert
    auf digitalen Medien, verloren gehen, weil moderne Datenträger
    entweder nicht so lange haltbar sind bzw. in 2000 Jahre es keine
    Lesegeräte mehr dafür geben geben wird.

    Die analoge Schreibkultur ist ein wichtiges Gut der Menscheit und sie
    wird hoffentlich nicht in der digitalen Welt verloren gehen.

    Gruß
    Thomas

  • #6

    Alfred (Freitag, 23 März 2018 23:31)

    Ich verfasse heute, was immer ich an Gedankenreicherem über die Kurznotiz hinaus zu Papier bringe, Tagebuch, Gedichte, Romane zuerst ausschließlich mit Füller und nichts anderem.
    Alles andere ist mir zu uninspiriert. Man ist so direkter am Geschehen und erfährt es mit mehr Sinnen, begreift es auch förmlich besser.
    Zumindest geht es außer mir, das weiss ich, sogar einigen professionellen Schriftstellern so.
    Nicht allein Kulturgut ist der Füller, sondern auch Symbol des gepflegten Schreibens per se, mit dem soviel weitere (Lese)Kultur erschaffen worden ist.

  • #7

    Alfred (Freitag, 23 März 2018 23:33)

    ...Und damit grüßt
    Alfred

    (schon um nicht mit dem guten Ton zu brechen!)

  • #8

    Dieter (Samstag, 17 August 2019 19:27)

    Moin

    vielen Dank für den Beitrag und die vielen Anmerkungen. Am beeindruckendsten ist für mich die Einlassung von Horst, denn es geht mir ganz ähnlich,wie ihm seinerzeit. Ich fühle mich wie mit dem Wiederfinden von etwas Kultur, denn in den letzten Jahren mußte ich mich zwangsläufig immer mit Computern abgeben.

    Gruß
    Dieter

  • #9

    Jörg (Sonntag, 22 März 2020 23:54)

    Hallo.

    Ich habe damals mit Füllern von Geha und Pelikan das Schreiben in Handschrift gelernt. Leider hab ich's Jahrzehnte lang nicht mehr gemacht. Immer Kugelschreiber in Druckschrift geschrieben und somit so eine Krickelschrift antrainiert. Vor kurzem habe ich einen Kolbenfüller von Oma gefunden und ausprobiert und bin begeistert was das Teil (BJ 1946) zustande bringt - angenehmes Schreiben und eine halbwegs leserliche Schrift (Verbesserung ist gelobt). Habe mir jetzt 2 relativ Günstige Kolbenfüller bestellt und die Kugelschreiber entsorgt.

  • #10

    Pens and Freaks (Montag, 23 März 2020 01:04)

    Danke, Jörg. Und viele Grüße

  • #11

    Gundolf (Mittwoch, 06 Januar 2021 00:38)

    Ich habe kürzlich meine Schreibtischschublade aufgeräumt. Hunderte von Billigschreibgeräten, die man als "Give aways" überall erhält und die mehr Eindruck machen als Schreibfreude.
    Und dazwischen, in einigen Etuis, fand ich meine alten Füller. Einen Lamy 2000, einen "Diplomat" mit goldener Feder sowie einen Montblank aus den 70ern, der damals 150 DM gekostet hatte, ein Vermögen für ein Schreibgerät. Meine Mutter hatte sich damals aufgeregt, wozu bräuchte ein Student einen Füller mit Goldfeder.
    Und dann habe ich sie vergessen. Alle wurden lange nicht mehr benutzt. Dinosaurier aus einer anderen Zeit, etwas für Snobs oder Sammler.
    Mehr aus Neugierde, ob sie denn noch schreiben, habe ich sie saubergemacht und mit frischer Tinte befüllt. Natürlich wurden auch die Finger blau, wie in der Schulzeit, aber dann kam es wieder, das Erlebnis des Schreibens mit Tinte.
    Es hat etwas Befreiendes, das mit dem Kugelschreiber, selbst mit dem besten, nicht hochkommt. Etwas von Originalität, Eigenheit, aber auch Freude am perfekten ausgeklügelten System, das mit liebhaberischer Handarbeit hergestellt wurde. Schließlich musste dieses Gerät ja auch noch eingeschrieben werden, bis es ein Teil der eigenen Persönlichkeit wurde. Erinnerungen kamen hoch.
    So habe ich wieder meine alte Handschrift entdeckt und ich freue mich darüber, dass sie genauso aussieht, wie damals. Ohne Üben, nur durch Benutzung von Feder und Tinte.

    Schön, dass ich Euch wiedergefunden habe, meine alten Füller. Das vergessen werden in Schubladen hat ein Ende. Ich schreibe wieder mit Euch und genieße es, auch wenn man mich deshalb erstaunt anschaut.