Janaur 2014: Japanische Must-Haves?

Pilot Falcon Metal: SF
Pilot Falcon Metal: SF

 

Wer mich kennt, weiß, daß ich mich momentan mehr mit den japanischen Füllhaltern und auch mit japanischen Tinten beschäftige. 

 

Für viele sind diese Halter ein Buch mit sieben Siegeln und man weiß von Montblanc-Meisterstück-artigen Gehäuseformen und hat von den Capless gehört. Aber viele Modelle gibt es in Deutschland nicht zu kaufen oder sie sind ungemein teuer. 

 

PILOT: Die meisten kennen Pilot durch die Filzstifte. Der Capless mit seinem exzellent funktionierenden Klickmechanismus ist für Insider bekannt, der Falcon zumindest für einige. Inzwischen werden beide Modelle in Deutschland angeboten. Der Falcon Metal ist aber hier sehr teuer. In England bekommt man beide sehr viel günstiger. Der Capless ist im Grunde konkurrenzlos in Haltbarkeit und Praxistauglichkeit. Die Federauswahl EF-F-M-B und die vielen Farben und auch Sondermodelle haben für eine ständige Aktualität gesorgt. Man kann ihn gut handhaben oder eben nicht. Der Falcon galt immer als der so ziemlich einzige moderne Flex-Füller. Das ist er eigentlich nicht. Die eigenwillig gestalteten Federn in SEF, SF, SM und SB sind wirklich eher etwas softer als die harten modernen Federn und auf Druck kann man den Fluß verstärken und verbreitern. Zudem lassen sich aus den Federn in kundiger Hand semiflexible Federn herstellen (z. B. nibs.com).

Neben einigen eher weniger aufregenden Modellen gibt es noch den Custon 823 in braun- und grautransparent mit einem Vacuum-Füllmechanismus. Die große und wunderschöne Feder kommt nur in F, M und B. Die Verarbeitung und Materialauswahl sind vorzüglich. Der eigenwillige, in Frankfreich gestaltete Bamboo wird leider nicht mehr angeboten. Von den großen Japanern hält es Pilot meist mit Standardfederbreiten. Die deutsche Serviceabteilung ist in Norddeutschland, der Kontakt ist sehr kundenzugewandt, freundlich und schnell. NAMIKI heißen nur noch spezielle Pilot-Modelle hoher Preisregionen oder spezieller Ausführung. 

 

SAILOR: Die Nummer 2 in Japan. Aus Hiroshima stammend (Pilot und Platinum kommen aus Tokio), kennt man hierzulande am ehesten die 1911 Series als Standard, Large und als Realo (Kolbenfüller). Neben vielen Abwandlungen der Grundform sind die 21-K-Goldfedern und die enorme, auf die japanischen Schriftzeichen zugeschnittene Federauswahl bemerkenswert. Die rigiden Federn sind in EF, F, MF, M, B, Zoom und Music erhältlich. Daneben gibt es die Speciality Nibs gegen teils erheblichen Aufpreis. Dazu gehören die verschiedenen Naginata- und Nagahara-Modelle.

Insgesamt bekommt man eine Gesamtausführung, die sehr gut gemacht ist und sehr feine und speziellere Federn wie die Musik oder Zoom. Das sind Besonderheiten, die neben der Meisterstück-Ähnlichkeit, und der doch recht fairen Preisgestaltung eine Idee wert sind. Sailor wird in Deutschland nicht vertrieben. Man bekommt sie in England oder den Niederlanden bsp.-weise. Daneben kann man sie auch aus Japan, z. B. über ebay-Shops bekommen. Versandkosten und Einfuhrzoll muß man aber einkalkulieren.

 

PLATINUM und NAKAYA: Die Marken werden in Deutschland nicht vertrieben. Die Marke aus Tokio hat neben preisgünstigen und anderen, optisch sehr konservativen Modellen im 70er-Jahre-Stil die zigarrenförmigen 3776 Century, die President und die Izumo-Modelle. Due Century sind der Stolz der Marke. Der luftdichte Kappenabschluß wurde vor einigen Jahren neu entwickelt. Die Federauswahl mit UEF, EF, F, SF, M, B, Z (=BB) und Music ist weitreichend. Die semiflexible SF und die sehr feinen UEF und EF sind eine Spezialität, die die Gesamteinschätzung der Marke bestimmt. Diese Platinum-Federn sind einfach ungemein gut gemacht und haben ihre eigene Note. Die handwerkliche Fertigung durch Fachleute ist immer zu spüren. Die Verarbeitung dieser Modelle ist tadellos, die Materialen und Imprints wirken aber etwas einfacher als die Sailor oder Pilot. Die President kenne ich nicht aus eigener Anschauung, die großen Federn kommen in F. M und B. Es gibt eine große Farbauswahl. Die Izumo aus Holz sind außergewöhnliche und handwerklich gefertigte Modelle besonderer Art, die auch mit der rigiden President-Feder kommen. Man bezieht die Platinum z. B. aus England oder den Niederlanden. 

Die NAKAYA entstammen einer Firma, von ehemaligen (berententen) Mitarbeitern von Platinum gegründet, die in handwerklicher Art und auch nach Kundenwunsch Füllhalter fertigen mit teils außergewöhnlichen Formen und Ausführungen. Sie sind aber preislich entsprechend im höheren und hohen Marktsegment angesiedelt. 

 

Das soll´s für´s Erste gewesen sein. Alle drei Marken sind optisch und schreibtechnisch sehr interessant, selbst wenn man deutliche Parallelen zu Montblanc bei den Hauptmodellen ausmachen kann. Die Pilot Falcon und Capless sind eine eigene Sache. 

 

Auf die TINTEN möchte ich hier nicht speziell eingehen. Alle drei produzieren eine weitreichende Tintenauswahl, die mir persönlich sehr zusagen. Daneben sind die IROSHIZUKO von Pilot inzwischen legendär, aber auch entsprechend teuer. Fortlaufend kommen neue Farben hinzu. 

 

Wer weitergehende Informationen haben möchte, schreibe mir bitte unten. 

 

Viele Grüße

Thomas


 

Ergänzungen zu Kommentar #1:

 

  • Pilot Custom H. 912: kenne ich nicht, die Feder schon. Der Halter ist recht kurz und sollte mit aufgesteckter Kappe geschrieben werden. Andere Pilot mit dieser Feder sind recht schmächtig, der 823 mit dem Vaccum-Füllsystem hingegen stattlich. Er wäre vom Design her mein Favorit. Die Federn in F, M und B sind absolut rigide und die M, die ich kenne, rund geschliffen. Die M ist schon M, wie ich finde. Eine B ist bei Pilot schon recht breit. 
  • Bei Pilot fallen grundsätzliche Urteile schwer, weil es sehr unterschiedliche Halter gibt, die sich im Schreibverhalten recht deutlich unterscheiden, so der Capless und der besondere Falcon (Metal), den ich am meisten mag. An die in mancher Richtung recht scharfen Federn muß man sicher aber gewöhnen. Die anderen Federn sind eher poliert rund mit wenig Ausstrahlung. Ich habe einen Heritage 92 mit M (gab es nur so, ein Geschenk zudem). Das ist nix Besonderes.
  • Die Sailor haben entweder die kleine 14-K-GF in F, M und B oder die großen 21-K-Federn in vielen Schliff-Formen, die aber eher für japanische Schriftzeichen gedacht sind. Freunde feiner Federn oder auch breiter Federn besonderer Art können auf ihre Kosten kommen. Der Prof. Gear ist auch kurz und nur mit aufgesteckter Kappe gut zu schreiben. Ich würde da viel eher einen 1911 Large nehmen. Die Federn fallen durchaus unterschiedlich aus. Ich kenne gute und weniger gute. Daß das grundsätzlich die besten Federn sind, was man  mitunter liest, ist so sicherlich nicht zu bestätigen.
  • Bei den Platinum kenne ich nur die # 3776 Century, von denen ich bisher zwei habe, ein dritter kommt nächste Woche. Ich liebe diese Federn! Habe aber nur F, einmal Soft Fine (teilflexibel) und Fine (rigide), der dritte wird auch eine F haben (weil bei diesem Sondermodell es nur F, M und B gibt). Die F sind fein, exzellent gearbeitet und jeweils perfekt. Die Soft Fine mußte ich kurz neu justieren, dann lief sie großartig. Die M und B, nochmals gesagt, kenne ich nicht. Bekanntermaßen sind die Platinum in erster Linie fürs Schreiben gemacht und der Century kommt mit vielen Federn bis zur UEF und EF. Der größere President könnte mir auch gefallen. Er trägt die rigide Feder in F, M und B. Semiflex-Varianten gibt es nicht. Auch die großartigen Izumo-Modelle haben diese Federn. 
  • Sailor und Pilot haben eine exzellente Verarbeitung bis ins Detail. Das gilt für alle hochwertigen Modelle. Ein Sailor ist hier so gut wie ein Montblanc Meisterstück nach meiner Erfahrung. Mein 1911 L sieht aus wie neu. Die Pilot sind ebenfalls sehr routiniert gemacht, das dürfte auch beim 912 so sein. Falcon und Capless wie auch der 823 sind exzellent gemacht.
  • Da ich die President nicht kenne, weiß ich nicht ob man andere Kunststoffe einsetzt. Bei insgesamt exzellenter Praxistauglichkeit ist der Kuststoff der Century plastikartiger, ohne daß die Oberfläche matt wird, die Imrpints sind grober und nicht so fein. Beim President kann das anders sein.
  • Wenn Du in den Niederlanden lebst, hast Du den Vorteil, solche Halter leichter auszuprobieren, weil die rechtliche Wirkung von MB nicht bis dahin reicht. In D dürfen die im Aussehen Meisterstück-artigen Halter nicht verkauft werden. 
  • Service in D gibt es nur für Pilot, nicht für Sailor oder Platinum. Da ich die Halter in den NL kaufe, dürfte das über den dortigen Fachhandel, der mich beliefert, kein Problem sein, wenn wirklich mal etwas wäre.
  • Beschreiben kann man die Federcharakteristik dieser Halter nur unvollständig. Man weiß bei Fragen im Fountain Pen Network, daß im Vgl. Sailor-Platinum sich die Präferenzen 50:50 aufteilen. 
  • Ich persönlich mag die Ausdrucksstärke und den Fluß der Patinum ganz besonders, ich könnte mir vorstellen, auch mal einen President zu probieren. Bei Sailor reicht mir mein 1911 L mit der F-Feder und der kleine und recht harte 1991 Standard in F. Wer z. B. alte Pelikan-Federn mag, könnte auch an Platinum-Federn gefallen finden. Es heißt aber, die President-Federn seien steifer als die der Century. Vielleicht bekomme ich auch mal günstig einen Izumo ...

 

Ich hoffe, ich konnte etwas erhellen und freue mich, wieder von Dir zu hören. Andere Meinungen und Erfahrungen gerne ...

 

Viele Grüße

Thomas

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Von Martin (Freitag, 07 Februar 2014 19:43)

    Ich darf die Anfrage hierher kopieren:

    "Nachricht: Hallo Thomas,

    danke für Deine informativen Berichte. Ich trage mich gerade damit ein japanisches Modell zu erstehen. Doch ist mir auch trotz viel internetten noch nicht klar, wo die Unterschiede der 3 üblichen (Sailor, Platinum, Pilot) bestehen. in näherer Auswahl stünden: Pilot Custom Heritage 912, Platinum President, Sailor Prof. Gear. Ich bin eher ein M (jap. dann B) Schreiber. Wie sind Deine Erfahrungen mit den Herstellern bezüglich genereller Fertigungsqualität und natürlich der Schreibqualität (weich, flex, ....)? (Die Preise wären zu verkraften Herzlichen Dank für jede Hilfe!

    Grüße aus NL,

    Martin"

  • #2

    Thomas PAF (Freitag, 07 Februar 2014 19:47)

    Vielen Dank, Martin für die Frage. Oben habe ich, so denke ich einiges dazu bereits geschrieben. Ich werde oben in orange einige Ergänzungen zu Deinen Fragen anfügen.

    VG Thomas

  • #3

    pens and freaks (Samstag, 21 Juni 2014 09:29)

    inzwischen gibt gibt es Sailor auch in Deutschlsnd, ausgewählte Modelle. Und der President wurde auch vorgestellt.

    Juni 2014

  • #4

    pens and freaks (Montag, 05 Januar 2015 02:47)

    Eine enorme Federauswahl gibt es z. B. im Modell Pilot Custom 742. Gibt es über amazon.de aus Japan.