Gibt es DEN Alltagsfüller?

Unlängst fragte jemand in einem Forum nach seinem Alltagsfüller und bat um Empfehlungen. Preislich war eine weite Spanne bis 200 Euro vorgesehen, gerne weniger. Einige Halter wurde genannt, es war alles dabei.

 

Die Frage, die sich ein Interessent (I) stellen muß, ist zunächst einmal, WIE sein Einsatzzweck aussieht. Es soll ja ein Arbeitspferd sein.

 

Ein Halter am Schreibtisch oder im Jackett ist etwas anderes als ein Füller im robusten Einsatz wie z. B. bei uns Ärzten. Da geht es ja auch noch um das böse Desinfektionsmittel und die Halteroberfläche, das Herunterfallen des Stiftes, den Verlust usw.

 

Dabei kann es nie so sein, daß man auf eine reine Empfehlung hin DEN Halter fürs Leben findet. Von 25 Jahren Einsatzdauer oder so war da die Rede.

 

Man muß sich zunächst auch im Klaren sein, wie groß oder lang der Halter sein soll, auch ob man die Kappe aufsetzt. Wenn der Halter zu mickrig, zu schwer, die Feder zu klein ist usw., dann paßt es nicht und die Suche geht weiter.

 

Meist ist es so, daß es gar nicht so viele verschiedene Modelle gibt, die wirklich passen. Und vom Schreibverhalten als solchem haben wir dabei noch gar nicht gesprochen. Und auch nicht von Garantiezeiten oder Serviceverhalten.

 

Aber der erste Punkt ist immer Gefallen und Handling. Das MUSS stimmen. Dann kommt das Schreibverhalten.

 

Und das MUSS man ausprobieren. Da hilft nichts. Da werden in einem Atemzug Halter wie die M200er von Pelikan, manche Faber-Castell und der Lamy 2000, der Parker "51" genannt. Das ist alles unterschiedlich!

 

Man MUSS es probieren und dazu auch in ein gutes Fachgeschäft oder eine Schreibwarenabteilung von Kaufhäusern. Wie gut man dort beraten wird, nun, daß wird man sehen. Aber man muß die Dinger in der Hand haben und auf sich wirken lassen.

 

Alltagsfüllerkauf ist we Schuhkauf. Es sollte passen. Und das bleibt auch so. Je unerfahrener man ist, umso wichtiger ist es. Aber eigenes Papier nicht vergessen. Beachten, daß das Federeintunken zu ganz anderen Schreibeigenshaften führt.

 

Die ewige Frage nach dem Preis und der Preiswürdigkeit auf der einen und der Überlegenheit (oder das Gegenteil?) der Goldfeder wird immer wieder gestellt.

 

Und man kann es nicht verallgemeinern. Es gibt gute und sehr gute Tintenleiter und/oder Federn. Die Federauswahl bei den teurer werdenden Goldfedern nimmt ab. Die Amerikaner bringen bei den (deutschen) Stahlfedern die Stubs, die die Amerikaner (und eben nicht nur die= mögen.

 

Teils wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Eigentlich muß man vom Ergebnis her auf den Federschliff und die Federangebote zurückrechnen. Und da würde sofirt auffallen, daß es viele EF und F gibt, die alles, nur nicht fein oder gar sehr fein sind. Und dann würde auffallen, daß viele breite Kugelfedern beim Anschreiben Probleme haben. Und ßaßt dann die Feder zum Einsatzzweck und auch zur Schrift? Oder auch zur Tinte und umgekehrt?

 

Man kann es kompliziert werden lassen oder auch nicht. Natürlich sind auch die Tinten unterschiedlich, und manche Probleme mit dem Tintenfluß würden sich nicht einstellen oder lösen lassen, wenn man die einfache und trockene Standardtinte gegen eine andere austauschen würde.

 

Leider muß man vieles bestellen und sich auskennen. Dafür können wir Füllerfreunde und -freaks gerne helfen. Man sollte also solche Hilfen nutzen, informieren muß man sich aber auch selber und man muß probieren.

 

Die häufigen Platitüden über die Pelikan Spuveräne oder die einfachen 200er sind da genauso wenig zielführend wie die ungebremste Attraktivität eines der preiswertesten Goldfederfüller, des Lamy 2000. Man schreibt mit ihm gut oder er paßt nicht. Ein ganz Großer, aber nicht für jeden.

 

Hauptgrund bei vielen, die Füller nicht direkt sammeln, aber anhäufen (Verzeihung) ist es, daß man nicht mehr so einfach gut beraten wird, um für sich persönlich dann eine Entscheidung zu treffen. Leider sind die Preise auch noch hoch. Bei vielen Produkten DM gleich Euro (meist sogar mehr), vor allem im höherpreisigen Bereich

 

Ich werde immer gefragt: Lohn sich das? Ist ein M800 fast 400 Euro wert? Für den Anfäger, vor allem wenn das Geld drückt und Fehlkäufe vermieden werden sollen, ist ein Hochpreisfüller sehr gut, um sich auszurichten über die Qualität, die dafür geboten wird. Manchem wird ein Stahlfeder-Faber-Castell vielleicht besser liegen und mancher findet in einem Souverän sein Optimum oder spart darauf. Und es kommt eben auf den Einsatzort an. Und auf den Repräsentationswillen.

 

Eine PenShow ist eine gute Gelegenheit, sich mit der Materie enger zu befassen. Vielleicht findet man bei den alten Füllern auch SEINEN Füller. Manche sind sehr alltagstauglich.

Natürlich kann ich die Dinge hier nur anreißen. Jeder Fall liegt anders.

 

Unsere Veröffentlichungen im Netz sind sicher eine gute Möglichkeit für eine Fülle von Informatationen. Gerade auch die englischsprachigen Quellen sind sehr interessant. Auch ich möchte meinen Teil dazu beitragen, daß viele zu IHREM Füller kommen.


Wenn es dann mehrere werden, die alle ihren Platz und Einsatzzweck finden, umso besser.

 

In diesem Sinne grüße ich Euch

am Sonntagabend nach einem

arbeitsreichen Wochenende

 

Euer Thomas

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