Wie ich ihn sehe ... Parker Sonnet

Heiko (Freitag, 01 März 2013 07:31)

 

Also, noch einmal hier: Falls du einen Parker Sonnet hast, lieber Thomas, bitte ich dich, davon mal eine Vorstellung zu machen.

Danke und Gruß
Heiko


Der Parker Sonnet war der Nachfolger des Parker 75. Parker (damals bei Gillette) wollte alles besser machen. Der 75 war außerordentlich erfolgreich gewesen und hatte mit seiner Eleganz und den schönen Oberflächen die 70er und 80er Jahre bei den Füllhaltern ganz wesentlich bestimmt. Wenn man einen Erwachsenenfüller akzeptieren wollte, dann am ehesten den schlanken eleganten 75. Man darf sich da nichts vormachen: Die Montblanc Meisterstücke waren in den 70ern und 80ern nicht unbedingt im Focus der Öffentlichkeit ein prägender Füller. Eher war dieses altertümlich anmutende Schreibgerät in der allgemeinen Wahrnehmung etwas Altes, Zurückgerichtetes. Das ging mit damals nicht anders.

 

Und so war der 75 und dessen große Variante Premier Anfang der 90er noch aktuell. Der Premier wurde durch die erste Ausführung des jetzigen Duofold (Flat Top) abgelöst und der 75 eben durch den Sonnet.

 

Parker war unheimlich stolz auf den Sonnet. "The Writer´s Pen" bewarb man den Halter und nannte den zeitgemäß größeren Corpus und die große Oberflächenauswahl, und eben auch die elastische Feder mit der enormen Auswahl an Federstärken. Glanzpunkt waren dabei die Sterling Silber Ciselé und die China Laque.

 

Neben den EF, F, M, B und BB gabe es die rechts und links Abgeschrägten und eine Kursvfeder (Italic). Dazu wurden die damals neuen Penman-Tinten angeboten. So konnte man den Sonnet aus dem Faß über den üblichen Drehkonverter oder über Patronen befüllen.

 

Parker hatte vieles richtig gemacht. Die aufgesetzte und nicht mehr mit dem Corpus plane Steckkappe war vielleicht weniger elegant, aber sie wackelte nicht mehr und saß und sitzt bis heute fest. Die Feder wurde als attraktiv empfunden, vor allem die Bicolorfedern. Und in der tat waren diese schön geschliffenen Federn elastisch federnd. Meine beiden Federn sind auch so. Der Schliff war aber bisweilen kratzig und die angeschrägte Bandzugfedern so scharf, daß sie auch gerne sich im Papier verfing.

 

Legendär sind ja die Parker-Pfeilclips. Ebenso legendär sind aber auch die durch den scharfen Cliprand bei zahlreichen Parkermodellen entstehenden Schäden an Kleidungsstücken, wenn man den Halter z. B. im der Sakko-Innentasche befestigt.

 

Später hat man im Laufe der 90er bei den Goldfedermodellen das breite Kappenband bei allen Modellen eingeführt (früher nur bei Sterling Solber Fougère, goldplattiert/Laque oder China Laque). Gerade beim Ciselé ging viel von der zurückhaltenden Eleganz verloren.

 

Mir waren die sehr gut verarbeiteten Sonnet immer ein bißchen zu kurz. Sie sind recht leicht und sind mit aufgesteckter Kappe eigentlich erst richtig.

 

Der Punkt war aber, daß über die Kappenbelüftung am billig erscheinenden Kunststoffknopf am Kappenende die Halter sehr rasch austrocknen. "The Non-Writing Pen" hieß er und heißt er gerne bis heute.

 

Wie man mir sagt, seien die heutigen Federn rigide und nicht mehr elastisch.

 

Der Tintenleiter gilt als gut und leistungsfähig ohne die Probleme, wie man sie beim Duofold kennt.

 

Die modernen Sonnet und Duofold zeigten aber durch diese Dinge auch, daß Parker nicht mehr an der Spitze der Entwicklung war wie früher. Die Funktionalität und die Bereitschaft, Neuland zu betreten, waren Eigenschaften, die in früheren Zeiten Parker-Füllhalter stets nach vorne gebracht hatten.

 

Nun hatte man den Eindruck, daß eher aufgegossen wurde. Neue Sonnets kenne ich nicht mehr und kann sie daher im Detail auch nicht mehr einschätzen. Durch die geringen Dimensionen sind sie meine Sache eh nicht. Sie sind mir als Schuhe zu klein. Ich nenne ja immer den Vergleich zum Schuhkauf. Es muß halt passen.

 

Leider wird heute beim neuen Eigner Rubbermaid Parker nicht mehr als eine Premiummarke gesehen, sondern Waterman eher forciert. Die zahlreichen Duofold-Sondermodelle sind bisweilen eine Augenweide, leider haben Parker-Füllhalter heutzutage auf viele nicht mehr den Reiz wie früher.

 

Ich möchte nochmals schon aus rechtlichen Gründen betonen, daß eine subjektive Sicht der Dinge keine prinzipielle und in diesem Falle abwertende Einschätzung bedeutet.

 

Viele Grüße

Thomas

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Kommentare: 4
  • #1

    Heiko (Samstag, 02 März 2013 22:51)

    Danke für die nette Vorstellung und die Mühe, die du dir gemacht hast. Gab oder gibt es denn keine Möglichkeit, die Kappenbelüftung zu verschließen? Dann müsste doch das Problem mit dem austrocknen behoben sein.
    LG
    Heiko

  • #2

    Thomas von PAF (Mittwoch, 06 März 2013 23:01)

    Ja, das wurde schon vor vielen Jahren diskutiert. Manche haben das Kappenende mit Wachs verschlossen usw. Bei meinem Duofold habe ich mit Tesa ganz profan die Kappenöffnung recht unauffällig geschlossen und seither trocknet er nicht mehr aus. Der Tintenleiter ist dadurch auch nicht anders ...

    Bei den Sonnets halten sich meine Aktivitäten in Grenzen, sie sind mir einfach zu schmächtig. Ich glaube, in den letzten 4-5 Jahren habe ich sie nicht mehr benutzt.

    VG Thomas

  • #3

    Ralf (Mittwoch, 17 April 2013 15:12)

    Danke für den Hinweis mit der belüfteten Kappe. Ich hatte Probleme mit Pelikans Brillantgrün immer wenn ich wieder zu schreiben begann. Jetzt hab ich die Kappenbelüftung mit Bastelkleber verschlossen und mein Sonnet schreibt nun von Anfang an flüssig. Da der Kleber transparent wird sieht man ihn gar nicht.

  • #4

    pens-and-freaks (Mittwoch, 17 April 2013 21:07)

    Gern geschehen, Ralf.

    VG Thomas