Pilot Capless Carbonesque Black – erste Eindrücke

 

Den Capless habe ich als Geburtstagsgeschenk im Frühjahr geschenkt bekommen. Es ist ein Cabonesque Schwarz mit Rhodium-plattierten Akzenten und entsprechender 18-K-Goldfeder.

 

Verpackung:

Die seht ihr in der Anlage. Sie besteht aus Kunststoff und erfüllt ihren Zweck bis zum Auspacken. Danach kann man sie weglegen. Als Behältnis für den Halter im Verlauf kann man sie nicht verwenden. Neben einer blauen Tintenpatrone liegen eine mehrsprachige Anleitung (auch in Deutsch) und ein Garantiekärtchen bei. Der Halter, wie zu erwarten, in durchsichtiger Folie als Schutz.

 

Besichtigung:

Der Halter ist aus Metall gefertigt und von stattlichen Ausmaßen. Die erste Ausführung ab 1964 mit Kunststoffgehäuse war noch wesentlich schmächtiger gewesen. Länge 140, Dicke 12,5 mm und Gewicht 30 g. Früher gab es von der neuen Version nur einfarbige Ausführungen mit goldfarbenen Akzenten. Gerade der schwarze Carbonesque mit den silberfarbenen Akzenten wirkt sehr elegant ist ein absoluter Handschmeichler. Wenn man ihn nur in der Hand hält. Dazu später mehr. Die glatte Rhodium-Oberfläche ist genauso angenehm wie die aufgerauhte Lackierung.

 

Bedienung:

Zunächst muß so ein Halter gefüllt werden. Es ist ein einfacher Drehkonverter recht geringer Kapazität eingebaut. Alternativ können Pilot-Tintenpatronen verwendet werden. Zum Füllen muß der Halter aufgeschraubt und das Innenteil herausgenommen werden. Die Tintenpatrone wird eingelegt oder es wird in üblicher Weise aus dem Tintenfaß gefüllt. Abwischen der Tinte, Platzieren des Innenteils, Zusammenschrauben des Halters. Das war´s schon.

 

„Road Test“ (Schreiben):

Am hinteren Ende ist ein langer Druckknopf angebracht, mit dessen Hilfe die kleine Feder ausgefahren wird. In fremder Umgebung kann das zur Schau werden, ob man will oder nicht. In Deutschland kennt man den Capless und seinen Mechanismus in der Regel nicht.

 

Ich habe eine F-Feder, alternativ gibt es M und B. Serienmäßig also keine Spezialfedern. Für Nibmeister ist das individuelle Federschleifen über eine B-Feder eine übliche Sache geworden. In Youtube bekommt man von John Mottishaw seine Cursive Italic vorgeführt.

 

Ist die Feder ausgefahren, ist man mit der Tatsache konfrontiert, daß man den Clip in die Mitte zwischen Zeigefinger und Daumen nehmen muß oder man legt den Daumen auf den Clip. Oder hält man ihn weit hinten hinter dem Clip? Wie soll man den Capless halten? Sofort stellt sich diese Frage.

 

Dabei fiel mir sofort auf, daß die Feder nicht in der Mittellinie lag. Warum fällt das bei der Endkontrolle nicht auf?

 

Eindrücke kann ich nur von der F-Feder geben - und das bei drei Exemplaren, wie sich zeigen sollte. Die erste Feder schrieb in drei von vier Richtungen sehr fein mit knackigem Tintenfluß. Beim horizontalen Rückzug geringer Fluß. Das habe ich gerade bei jananischen feinen Federn schon oft gesehen. Die Feder lief ein wenig scharf, aber nicht kratzig, das Schreibgeräusch war etwas laut, aber das war schon in Ordnung. Zugegebenermaßen mag ich aber laute Federn nicht.

 

Jetzt habe ich beim bekanntermaßen freundlichen Pilot-Service in Oststeinbek nachgefragt und man empfahl mir, den Halter zu schicken. Dann kam nach einigen Tagen die Nachricht, daß man mir den Halter mit neuer Feder zuschicken werde. Auf meine Rückfrage hin, daß ich das nicht wolle und warum man mich nicht vorher gefragt habe, teilte man mir mit, man habe mir schnell helfen wollen und die Feder sei schon unterwegs zu Pilot Frankreich. Aus Qualitätssicherungsgründen würde die Feder dann nach Japan geschickt. Also Vorsicht!

 

Die Feder, die zurückkam, war ein kratziges Ungeheuer, das eigentlich in keiner Ebene vernünftig schrieb, obwohl man sie in Oststeinbek für mich herausgesucht und probiert hatte. Schließlich bekam ich nach meiner Intervention eine neue Einheit mit einer weiteren feinen Feder, mit der ich bis heute schreibe. Diese ist etwas breiter als die erste und hat den verringerten Fluß beim horizontalen Rückstrich. Dies hat sich aber verbessert und mit der Lieblingstinte des Capless ist das kein Problem mehr.

 

Das Schriftbild der feinen Feder ist lebendig, nicht stumpf oder blaß und gefällt mir sehr gut. Der Tintenleiter arbeitet bis zur Tintenleere absolut gleichmäßig. Die Feder ist dabei schon etwas „tough“, man könnte auch schneidig sagen. Wie ein Skalpell. Es paßt sehr gut zu diesem Halter. Seine Lieblingstinte ist die Diamine Midnight. Siehe dazu auch die Anlage.

 

Die Schreibhaltung bleibt gewöhnungsbedürftig und, ehrlich gesagt, die Gewöhnung ist bis heute ausgeblieben. Ich kann den Capless sehr sicher halten, keine Selbstverständlichkeit bei einem Metallhülsen-Schreibgerät, aber das Festklemmen der Finger am Vorderende ist beschwerlich und verkrampft. Er ist also eher für Notizen als für einen Dauergebrauch geeignet. Das ist - wie immer - letztlich Geschmackssache.

 

Funktionssicherheit:

Der Clip ist gut gemacht, sieht robust aus und ist funktionssicher. Die Feder steht also z. B. in der Hemdtasche nach oben. Irgendwelche Tintenrückstände haben sich nicht angesammelt, nicht auf der Feder oder dem Innenteil. Alles blitzsauber, auch wenn der Halter im Lederetui auch mal liegt (im Rucksack auf dem Fahrrad).

 

Dichtigkeitsprobleme, und das ist bei einer solchen Konstruktion neben der Kleckssicherheit ein entscheidender Punkt, gibt es gar keine, auch nicht nach Tagen. Bisher habe ich ihn aber nicht mehrere Wochen unbenutzt liegen lassen. Demnächst geht er mal auf einen Transatlantik-Flug.

 

Zusammenfassung:

Auch wenn es zwischenzeitlich Alternativen von Stipula und Lamy gibt, so bleibt doch der Pilot Capless (und seine weiteren Varianten Decimo, Fermo) das Original. Sehr schön sind die vielen Ausführungen, die inzwischen angeboten werden einschließlich der Limited-Edition-Jahresmodelle. Die Materialauswahl, Verarbeitung und Funktionssicherheit sind ganz ausgezeichnet. Ich kann da sicherlich vorausgreifen, denn nichts anderes hört man aus den USA, wo der auch Namiki Vanishing Point genannte Pilot Capless eine treue Fangemeinde hat und auch im robusten täglichen Einsatz in Material und Funktion überzeugen soll. Der „Deal Breaker“ ist daher nur die Schreibhaltung, die aufgrund des feststehenden Clips nicht wie bei einem üblichen Füllhalter sein kann. Leider ist der Capless in Deutschland je nach Bezugsquelle recht teuer, in England wird er wesentlich preisgünstiger angeboten. Ob ein Service dann auch so unproblematisch abläuft, weiß ich aber nicht.

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Kommentare: 10
  • #1

    Heinz Ebensperger (Donnerstag, 21 Juni 2012 21:35)

    Ich selbst vertreibe auch Pilot Pens und habe bisher nur gute Erfahrungen damit gemacht. Die Füller sind äußerts rubust und gut verarbeitet, wobei der Clip am Federende für viele gewöhnungsbedürftig ist, ebenso wie die zum Teil extrem schlanken Federn.
    Ein Hingucker ist er aber allemal.
    Gruß Heinz

  • #2

    Wilfried (Samstag, 14 Juli 2012 17:46)

    Eines kann man der Firma Namiki jedenfalls nicht nachsagen: Dass sie langweilige Produkte herstellt! Selbst der Einwegfüller Pilot V-Pen ist ja irgendwie noch eine Besonderheit. Ich habe mir kürzlich den sehr eigenwilligen Murex M90 zugelegt, bei dem die Feder aus dem Schaft herauswächst - Schaft und Feder sind also aus einem Stück Stahl geformt. Der Eindruck eines "Skalpells" entsteht auch bei ihm, zumal die M-Federbreite wohl eher einer F bei anderen Herstellern entspricht. Auf jeden Fall ein Hingucker, der dazu noch die Eigenheit hat, dass die Kappe im Verhältnis zum Schaft sehr lang ausfällt. Das ganze Teil ist dadurch beim Transport sehr klein (praktisch für unterwegs!), und ohne hinten aufgesteckte Kappe kann man eigentlich nicht schreiben. Dafür rastet die Kappe hinten ebenso sicher ein wie vorn. Der ganze Füller ist ein Präzisionsintrument und zugleich ein Handschmeichler - mein Lieblingsfüller wird er trotzdem nicht!
    Schöne Grüße, Wilfried

  • #3

    Thomas von pens-and-freaks.de (Samstag, 14 Juli 2012 18:35)

    Hallo miteinander,

    vielen Dank für die Rückmeldungen.

    Für mich ist der Capless ...
    1. ein technisch hervorragend entwickelter Füllhalter, der nicht austrocknet und dessen Mechanik zuverlässig funktioniert, ohne das sich die Tinte im Frontbereich verfängt; zumindest nach meiner eigenen Erfahrung. Schlechtes habe ich dazu auch nicht gelesen:
    2. ein Füllhalter, bei dem der Vorteil der fehlenden Kappe und des Durckmechanismus leider einhergeht mit einem ungünstigen Handling. Insofern ist er auch keine optimale Lösung für vielen, sondern für diejenigen, denen nicht der Clip beim Schreiben in die Quere kommt;
    und 3. ein optisch gerade in Carbonesque Black mit seinen rhodinierten Akzenten sehr gelungener Füllhalter.

    Leider wird er in Deutschland sehr teuer angeboten und ist vor Ort auch nicht so einfach mal auszuprobieren. Für jeden Füllhalter-Freund ist aber ein Capless ein interessantes Gebiet, zumal für den Fein-Schreiber die feinen Federn sehr schön sind.

    Viele Grüße an die Leser
    Thomas

  • #4

    Wil (Sonntag, 30 Dezember 2012 11:09)

    Hallo zusammen,

    ich habe mir einen Capless gekauft. Als Tinte nutze ich Cafe des Iles von J. Herbin. Leider funktioniert es nicht besonders gut... Nur bei jedem 10. Versuch bekomme ich den Tintenraum mittels Konverter bis zum Sichtfenster gefüllt und beim Schreiben muss ich nach ca. 5 Worten den Capless aufschrauben und den Konverter wieder etwas zurückdrehen (und so die Tinte quasi aus der Feder herausdrücken). Was mache ich falsch? Ist evtl. die Tinte nicht geeignet? Welche nutzt Ihr?

    Danke

    Wil

  • #5

    Thomas von PAF (Sonntag, 30 Dezember 2012 18:40)

    Hallo Wil.

    Das Füllen des Halters funktioniert so, wie man es kennt:
    Die Feder wird KOMPLETT in die Tinte getaucht. Dabei muß man als Besonderheit des Capless, das Innenteil herausnehmen. Das wirst Du wissen. Mit dem Drehkonverter mehrfach füllen, damit die Luft aus dem System kommt. Die Herbin-30-ml-Flacons sind mit ihrer Breite und der geringen Füllmenge nicht so gut zum Füllen geeignet, man muß sie früh schräg halten, damit eine VOLLSTÄNDIGE Füllung gelingt. Der Capless-Konverter schließt sehr stramm und sicher auf der Innenhülse, Undichtigkeiten kenne ich nicht und sind auch nach meiner Kenntnis nicht von anderen beschrieben. Am Ende einige Tropfen zurückgeben in das Tintenglas, die Hülse mit der Feder nach oben nehmen und den Drehkonverter zurückdrehen, damit die Tintenreste von Feder und Zuführer eingesogen werden 8Kolben also NICHT nach unten, sondern GANZ NACH OBEN). Das ist genauso wie bei jedem anderen Füller.

    Dann müßte die Füllung geklappt haben.

    Bei den Herbin-Tinten muß man wissen, daß sie zum Vorteil der Farbnuancen und des Shadings weniger gesättigt sind. Das ist auch ihren natürlichen Bestandteilen geschuldet. Ich mag die Tinten dafür. Das bedeutet aber auch, daß manche Füller damit zu trocken laufen und im Fluß Probleme haben können. Die feine Feder ist bei mir etwas tooothy und wird deshalb mit Tinten gefüllt, die gut laufen. Die wäßrigen Herbin-Tinten habe ich noch nicht eingesetzt, sondern z. B. die Sailor Epinard verwendet. Ich mag ja dunkle, grüne Tinten.

    Ich werde es mal mit der Lie de Thé versuchen, die der Café des Iles ja durchaus ähnlich ist, wenn auch mehr grünlich-golden als rötlich im Braunton.

    Ich werde weiter berichten.

    VG Thomas

  • #6

    thomas (Dienstag, 01 Januar 2013 13:58)

    Hallo wil. Die herbintinten laufen zu trocken und gesaettigt. Der cspless passt besser zu gesaettigten tinten. Vorderteil muss komplett in die tinte. Sonst wird luft gezogen.
    Vg thomas

  • #7

    Wil (Donnerstag, 03 Januar 2013 22:49)

    Danke Dir.. Ich hatte mich schon gefragt ob ich irgendwas falsch mache. Ich werde die Sailor Epinard ausprobieren und berichten ob ich damit besser zurecht komme.

    VG

    Wil

  • #8

    Roland Mueller (Samstag, 13 Dezember 2014 11:44)

    Ein Tipp: Der Capless passt perfekt in die größere der beiden Lederschlaufen, die zum Midori Traveller's Notebook angeboten werden ;-)

    Grüße aus dem Taunus

    Roland aka Duesenschrieb

  • #9

    Hans-Joachim (Samstag, 29 Dezember 2018 22:32)

    Also ich habe mehrere Capless und möchte gerne einen doch anderen Akzent zum Handling setzen.
    Den ersten Pilot Capless habe ich 2005 gekauft, nachdem ich ihn durch Zufall in einem Hamburger Laden entdeckt hatte, ein schlanker und schlichter Füller mit einer technisch spannenden und hochgradig alltagspraktischen Mechanik. Gerade in Sitzungen, in denen man sich zwischendurch immer mal Notizen macht, ist der Füller unschlagbar. Außerdem ist er unauffällig und Leute, die ihn sich mal eben ausleihen, um ihre Unterschrift auf die Anwesenheitsliste zu setzen, weil sie das Teil für einen Kugelschreiber halten und sich dann mit einer Feder konfrontiert sehen, die bedient werden will und nicht einfach nur stumpffarbige Kerben auf Papier hinterlässt, fragen nach, was das denn sei. Die Reaktionen schwanken zwischen spontaner Begeisterung bei solchen Menschen, die selbst mit Füller schreiben und die Kombination aus Praktikabilität und hochwertiger Feder einschätzen können, und solchen, die eher erschreckt "O Gott, ein Füller!" ausstoßen, wenn sie erfolglos versuchen, mit der falsch herum gehaltenen Feder zu schreiben und dann doch lieber nach dem bemitleidenswertesten Ein-Cent-Kugelschreiber in ihrer Tasche kramen, anstatt sich diesem sanften Fluss der Tinte hinzugeben...
    Nun denn, dieser Füller wurde bei mir sehr schnell zu meinem am häufigsten genutzten Alltagsfüller, da er immer zur Hand war und ist. Nun zum Handling: Man muss sich ein wenig Zeit geben, bis man das Thema mit dem Clip geregelt hat. Ich schreibe seit Jahren auch mal viele Seiten hintereinander mit dem Capless und kein anderer Füller konnte ihn bislang von seiner Spitzenposition verdrängen. Nach einiger Zeit fühlen sich andere Füller geradezu nackt an - da fehlt eben etwas beim Anfassen, wenn da kein Clip ist.
    Das ist aber - zugegeben - nicht bei jedem Capless so. Bei mir ist es der etwas schlankere Decimo, der genau diese Selbstverständlichkeit im Handling ergibt. Es ist eben nicht die Rhodium-Version, die von Thomas im Bericht beschrieben wurde. Ich habe auch diese standarddicke Version - und mit der schreibe ich deutlich weniger gerne als mit dem Decimo. Der ist letztens leider verloren gegangen, aber bei Pilot bekommt man eben dasselbe Modell wie vor Jahren noch und die Feder schreibt vom ersten Tag an so perfekt, dass ich schon nach wenigen Zeilen keinen Unterschied mehr zu meinem langjährig genutzen Exemplar verspüre. Ein ohne Einschränkungen empfehlenswerter Füller - man muss sich eben ein wenig Zeit lassen: Der Capless ist kein Instrument, das man benutzt - er erlaubt es, mit ihm zu schreiben. Wenn man sich darauf einlässt, möchte man mit dem Schreiben eigentlich gar nicht mehr aufhören.
    Viele Grüße
    Hans-Joachim

  • #10

    Pens and Freaks (Sonntag, 30 Dezember 2018 22:37)

    Danke, Hans-Joachim. Auch ich finde den Decimo etwas praktischer, aber er wirkt weniger hochwertig. Im robusten Einsatz kann das auch nützlich sein, man schont ihn nicht so sehr. In der Zwischenzeit habe ich noch mehrere einfarbige Exemplare in Blau, Schwarz und Gelb, auch mit einer Stubfeder. Der erste, oben vorgestellte (ein Geschenk meiner Frau), ist mir aber der liebste. Er hat eine sehr gute feine Goldfeder und schreibt in allen Ebenen gleichmäßig ohne zu kratzen (was bei diesen Federn leider keine Selbstverständlichkeit ist). Sehr schön auch, dass er nicht austrocknet. Technologisch wiederum eine tolle Pilot-Entwicklung. An den Clip im Griffbereich habe ich mich aber nie so richtig gewöhnen können beim Capless und auch beim schmächtigeren Decimo. Aber das wird sehr verschieben empfunden. So wie beim Lamy 2000, bei dem die Verschlussstifte am Ende des Griffstückes stören können. Mich wiederum tangiert das gar nicht.

    Danke und viele Grüße!
    Thomas