Sheaffer PFM (Pen for Men)

Modell V in dunkelblau mit vergoldeter Kappe
Modell V in dunkelblau mit vergoldeter Kappe
Die legendäre Einlegefeder "Inlaid Nib" mit 14 K
Die legendäre Einlegefeder "Inlaid Nib" mit 14 K

 

Einleitung: 

 

Der Sheaffer PFM kam 1959 in den Handel. Neu war die Einlegefeder, "Inlaid Nib" genannt, die bis heute einzigartig ist. Sheaffer ließ diese Feder damals gesetzlich schützen. Die heutigen Spitzenmodelle der seit 1997 zu BIC gehörenden Firma, Legacy und Valor, haben auch heute noch diesen Federtyp. Der Legacy selbst war 1995 die Neuauflage des 1968 eingestellten PFM. 

 

Eine weitere Besonderheit war der fremdgefederte Clip, der eine sichere und zuverlässige Fixierung des Clips ermöglichte durch eine Feder am oberen Kappenende. 

 

Sheaffer entschied sich damals für eine Ausführung aus einfarbigem Spritzkunststoff mit verschiedenen Feder- und Kappenausführungen. Schaft und Mechanik waren jeweils identisch. Es gab ihn in folgenden Farben:

  • schwarz
  • dunkelblau
  • bordeauxfarben
  • grün und 
  • grau (nur 1959-60)

 

Folgende Ausführungen wurden angeboten:

  • Modell I: Schaft und Kappe aus Kunststoff, verchromte Akzente, Silber-Palladiumfeder. Kein "White Dot"
  • Modell II: wie I, aber statt Kunststoffkappe mattierte Edelstahlkappe und "White Dot"
  • Modelll III: Schaft und Kappe aus Kunststoff mit vergoldeten Akzenten, 14-K-Goldfeder. "White Dot"
  • Modell IV: wie III, aber statt Kunststoffkappe glänzende Edelstahlkappe und ebenso vergoldete Akzente einschl. Kappenband. vergoldetes Abschlußplättchen auf Füllgriff
  • Modell V: wie IV, aber mit vergoldeter Kappe

 

Von den sehr erfolgreichen Snorkel-Modellen wie den eleganten TM ("Thin Model" ab 1952) wurde der aufwendige Füllmechanismus übernommen. Über ein durch den Tintenleiter hindurchgehendes Füllrohr wird der Halter nach dem Ziehen des Füllgriffes in einer einzigen Aktion ("Touch down") gefüllt. Dabei wird der Snorkel (ohne Feder) in die Tinte getunkt, der Füllmechanismus gezogen und wieder eingedrückt. Der Gummisack wird im Innern zusammengepreßt und wieder freigelassen. Die Tinte saugt sich nach alter Väter Sitte in den Gummisack – genauso wie es auch ein Hebelfüller bewerkstelligen würde. Eine Tintenstandskontrolle gibt es in dem schwarzen Gummisack nicht. Die ausladende Mechanik mit Sack-Protektor und Fülltubus begrenzen zudem die Sackgröße. Entgegen allen möglichen Angaben ist die Tintenkapazität des PFM begrenzt. 

Snorkel beim PFM
Snorkel beim PFM

 

Erfolg und Mißerfolg:

Sheaffer war auf die Snorkel-Pens sehr stolz und der Erfolg gab ihnen in den 50ern recht. In den angelsächsischen Ländern hatte sich der in Deutschland bald vorherrschende Kolbenfüller merkwürdigerweise nicht durchgesetzt und in den 50ern kehrte man dort zu einfacheren Füllsystemen zurück, die der Kunde auch sehr gut annahm. Gegenüber einem Vacumatic von Parker oder auch den Vacuumfüllern von Sheaffer oder noch viel früher von Onoto war ein solcher Füllmechanismus in einen Gummisack recht primitiv. Parker machte es mit dem Aerometric-System eigentlich auch so, benutze aber einen (zumindest am Anfang) durchsichtigen Nylon-Sack. Gegenüber Gummi halten diese Nylon-Säcke aber dauerhaft. 

 

Ich denke, Sheaffer hatte sich mit diesem großen "Herrenfüller" viel vorgenommen und ausgerechnet. Der Erfolg blieb aber weitgehend aus. Schon 1964 reduzierte man die Auswahl und bot bis zum Schluß nur noch die Modelle III und V an. Dadurch erklärt sich auch, warum die einfacheren Modelle fast genauso teuer sind wie die gehobeneren. 

 

Bereits 1963 brachte man mit dem Imperial einen kleineren Halter mit der Einlegefeder und verzichtete dort auch auf den Snorkel. 

 

Erst 1995 sollte der PFM einen Nachfolger finden. Inzwischen gibt es ihn nach dem Legacy und dem Legacy 2 (ab 1999) als Legacy Heritage (ab 2003) mit einem einfachen C/C-Füllsysystem (Cartridge/Converter = Patrone oder Drehkonverter).

Legacy Heritage oben, PFM unten
Legacy Heritage oben, PFM unten

 

Wie muß man heute einen PFM einschätzen?

Der PFM genießt heutzutage einen besonderen Ruf. In fast übertriebener oder überschwenglicher Weise, ganz wie man will, billigt man ihm heute eine fast ultimative Qualität zu, die der Realität nicht komplett standhalten kann. Sicher, der PFM war der letzte Qualitätshalter aus den USA, der noch unter der Prämisse "Füllhalter oder nichts" konstruiert worden war. Alle moderneren Entwürfe traten wesentlich mehr in Konkurrenz zum Killer Kugelschreiber, so daß es einen zweiten, so selbstbewußten Neuentwurf nicht mehr geben sollte. Glanz und Gloria, aber auch zeitgenössische Einfachheit, ja teils Primitivität, liegen da nebeneinander. Und das bekommt man alles heute zu spüren, wenn man einen PFM haben will oder hat.

 

Daher gilt: Wenn man ihn z. B. bei einer Penshow ansehen kann (hierzulande leider nicht so häufig), möge man prüfen, ob er gefällt, vor allem der Spritzkunststoff, der in Oberflächenbeschaffenheit und letztlich Haptik recht einfach ist. Das ist im Material kein Montblanc Meisterstück der 60er! Und das war schon nicht mehr so gut wie in den 50ern Und: Das ist erst recht kein Celluloid.

 

Größe, Form und Haptik und eben die einzigartige Füllkonstruktion sind aber so einnehmend, daß sich doch "die große Liebe" ergeben kann. Ein PFM ist in Preis und Verbreitung sicher ein Sammlerobjekt und entsprechend um 200 EUR und aufwärts liegend, aber eigentlich ist er zum Schreiben da! Die Kappe läßt sich geräuschlos aufschieben und abnehmen und sie sitzt auch fest auf dem hinteren Corpus-Ende. Durch drei kleine und flach erhabene Metall- (wahrscheinlich Stahl-) Krallen im Übergang Griff-/Corpus-Teil wird die Kappe gehalten. So stören auch keine Gewinde oder auch deutlich vorstehende Kappenhalter wie z. B. beim Lamy 2000, der vielleicht als einziger modernerer (aber auch schon fast 50 Jahre alter) Füllhalter einzigartig und (bis heute) außerordentlich beliebt sein sollte.

 

Man achte bei den entsprechenden PFM-Modellen auf Dellen in der Metallkappe. Das wirkt sich im Preis aus, ist aber funktionell unbedeutend. Man achte auf Risse am hinteren Schaftende zum Füllgriff. Das kann ein Spezialist durch Einsetzen eines 2-mm-breiten Metallringes dauerhaft richten (bei Interesse bitte nachfragen). Und man kaufe nur vollrestaurierte Modelle mit gereinigtem Füllsystem und neuem Sack. Außer, man kann es selber reparieren oder günstig in England erledigen lassen. In Deutschland werden i. d. R. Reparaturen an Snorkels oder teils auch Vacumatics abgelehnt. 

 

Freunde des PFM setzen ihn meist im Alltag ein. Die große Feder, die so gut zu führen ist und der starke Corpus mit seiner leichten, aber nicht zu leichten Haptik sorgen zusammen mit dem sehr guten Schreibverhalten für einen sehr hohen Schreibkomfort. Die meisten dieser User ziehen auch den PFM dem Legacy vor.

 

Und das Füllsystem kommt noch hinzu. Das ist schon was! Wie geht das nochmals von statten? Der Füllknopf, der sich durch seine Ecken exzellent bewegen läßt, wird gegen den Uhrzeigersinn losgedreht und der Snorkel fährt sanft aus. Bei manchen Modellen klickt es, wenn das Füllrohr komplett ausgefahren ist. Man setzt das Füllrohr ohne die Feder in die Tinte, zieht den losgedrehten Füllgriff ganz heraus und drückt ihn wieder rasch in den Schaft. Man hört ein dumpfes Plopp. Einige Sekunden warten bis der Sack entfaltet ist. Man nimmt den Halter aus der Tinte, dreht den Füllknopf im Uhrzeigersinn wieder fest. Abwischen muß man den Snorkel eigentlich nicht.

 

Wenn man nun genau überlegt, wird einem klar, daß man den Halter nicht einfach ausspülen kann, weil über den Tintenleiter nicht gefüllt und somit gereinigt wird. Die Füllung und das Ausspritzen der (Rest-) Tinte erfolgt ja über den Snorkel unter Umgehung des Tintenleiters. Mit diesem kommt die Tinte nur am Ende des Snorkels, quasi sekundär, in Kontakt. Genial und/oder unpraktisch? Ja, beides. Daher sollte man auch keine großen Tintenexperimente machen und eine Standardtinte z. B. eine Königsblau nehmen, die nicht festklumpt. Das erscheint mir am praktikabelsten zu sein. Ansonsten muß man die Tinte oder das nachgetankte Wasser über Saugpapier oder Ausschütteln entfernen. Das heißt: Am besten hat man einen PFM nie oder immer unter Feuer und benutze ihn dann auch regelmäßig. Oder man fülle ihn nie und schaue ihn nur an. Daraus kann man sich leicht vorstellen, daß es bei Freunden des PFM selten bei einem bleibt. 

 

Mein Exemplar mit einer üblichen F hat ein überaus gutes Schreibverhalten. Die rigide Feder ist geräuscharm, butterzart und dennoch nicht matschig. Mit der Rohrer und Klingner Königsblau (oder vergleichbaren Tinten) funktiert das wunderbar. Viele weitere Federstärken wurden angeboten. Die F dürfte die häufigste sein. Sehr feine bis breite, Schräg- und Stub-Federn (heute teurer!) wurden angeboten. Vor fast 20 Jahren konnte ich einmal einen PFM I in Grün probeschreiben. Die feine Ag-Pd-Feder war sehr kratzig und kann sich mit der 14-K-Goldfeder, die ich habe, nicht messen. Andere Federn können aber anders sein. Vielleicht habe ich mal die Gelegenheit, dies zu überprüfen. 

Losgedrehter Füllknopf. Der Snorkel ist ausgefahren und nun kann der Fülltubus ausgefahren werden. Oben der Legacy Heritage
Losgedrehter Füllknopf. Der Snorkel ist ausgefahren und nun kann der Fülltubus ausgefahren werden. Oben der Legacy Heritage

 

Sollte man einen PFM haben?

Aus Sicht eines Füllhalterfreundes, der sich auch mit den Klassikern beschäftigt, ist ein PFM als Alltagsschreiber eine sehr interessante Sache. Sofern die Mechanik in Ordnung (=restauriert) ist und die Feder sehr gut schreibt, ist er eine Überlegung wert. Die Füllmechanik ist so faszinierend, daß man ihr vieles nachsieht: mäßige Füllmenge, fehlende Tintenkontrolle und potentiell verschleißende Bauteile (Risse, neuer Sack). 

 

Nachdem ich die PFM nun schon über 25 Jahre kenne, habe ich endlich einen und offenbar einen sehr guten. Ich freue mich sehr darüber. 

 

Ich hoffe, der Bericht hat euch gefallen. Der PFM hat es auch verdient, kommentiert zu werden. Mal sehen, ob es klappt. Lesen und gelesen werden. 

 

Viele Grüße

Thomas

pens and freaks


2.10.2014

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Kommentare: 1
  • #1

    pens-and-freaks.com (Dienstag, 03 Juni 2014 21:45)

    Mein Exemplar ist Made in Australia. Die meisten dürften sicher Made in U.S.A. sein.