Pigmenttinten: Platinum Pigment Ink Blue und 

Rohrer & Klingner dokumentus Dunkelblau

Epson V39, 400 dpi
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Heute stelle ich zwei moderne Urkundentinten vor. Beide basieren auf Nano-Technologie. Die kleinsten Farbpartikel (Pigment) dringen in das Paper ein und bleiben dort unverrückbar. Wasser gegenüber und auch Licht (Testergebnis folgt in einigen Monaten) sind diese Tinten resistent. Auch gegenüber Radieren und Chemikalien sind sie ebenso unangreifbar. Der Textmarker-Test wird ebenso problemlos absolviert. 

Li. Platinum Pigment Ink Blue; re. Rohrer + Klinger dokumentus Dunkelblau


Wie man oben sehen kann, ist die Farbdarstellung mit Scanner und Digicam des iphone nicht so einfach. Die Tinten kommen wesentlich strahlender heraus als sie es in Wirklichkeit sind. Gebenüber üblichen wasserlöslichen Farbstofftinten sind sie auffallend matt. Es heißt, dass sehr strahlende Pigmente erheblich lichtempfindlicher sein sollen. In der Paierchromatigraphie zeigen die Nano-Tinten kein Laufverhalten, schon gar nicht mit unterschiedlichen Farben. Das erklärt auch ihr fehlendes Shading.


Platinum aus Tokio. Stellt die Pigment-Tinte schon einige Jahre her. Varianten: Sepia und Red. 60 mL kosten bei La Couronne du Comte 15 EUR (3/17). Daneben gibt es noch die Carbon Black seit den 90er Jahren, derzeit bei La Couronne du Comte 19 EUR (3/17). Gibt es auch in Patronen-Form.

 

Rohrer und Klinger aus Zella-Mehlis, Sachsen. Die dokumentus-Tinten werden seit 2015 angeobten. Varianten: Magenta, Hellblau, Grün, Braun und Schwarz. 50 mL kosten bei La Couronne du Comte 18,50 EUR (3/17).


Platinum macht keine Angaben über eine Zertifizierung, R+K verweist auf der Webseite auf "in Anlehnung an DIN ISO 12757-2 zertifizierte Tinte". Diese Norm wird in der Regel für Kugelschreiberminen angewandt. Montblanc hingegen bezieht sich auf die DIN ISO 14145-2 für dokumentenechte Rollerball-Minen bei den Permanent-Tinten Schwarz und Blau. 


Pigment-Tinten, so auch die beiden hier vorgestellten, treten gerne durch den Tintenschlitz auf die Feder (engl. "Nib Creep"). 

Bei billigem Papier muss beachtet werden, dass Pigmenttinten durch ihr Eindringen in das Papier gerne breiter laufen und auch eher durchbluten als Farbstofftinten und EG-Tinten. Die Schriftbeispiele 1-3 wurden mit einer Platinum-14K-Feder F geschrieben, 4 mit einem Pilot Custom 742, SF. Die Waterman Serenity Blue ist eine wasserlösliche Farbstofftinte. 

Erscheint hier deutlicher als in Wirklichkeit.
Erscheint hier deutlicher als in Wirklichkeit.
Das Durchbluten ist so wie in Wirklichkeit.
Das Durchbluten ist so wie in Wirklichkeit.

Hier sehen wir dann die Unterschiede. Die Platinum läuft schmaler und fiedert weniger, drückt erheblich weniger durch. Sie ist sogar im Vergleich mit EG- und Farbstoff-Tinten ähnlich gut. 


Zusammenfassende Beurteilung:

Beide moderne Pigment-Tinten sind in bezug auf Resistenz gleich sehr gut. Der Tintenfluss ist gut, die R+K hat mehr Farbsättigung und läuft etwas saftiger. Das dunklere Blau wirkt weniger blutarm als das hellere der Platinum. Beide zeigen Nib Creep auf der Platinum-Feder, er hält sich in Grenzen. Die R+K krallt sich nach dem Füllen gleichsam in die Feder und produziert dabei einem blauen Film, der mit einem wassergetränktem Tuch abgewischt werden muss. Langzeiterfahrungen fehlen mir noch. Gravierende Probleme soll es aber bisher nicht geben. Diese wären Neigung zum Blockieren einschl. Anschreibschwäche, Verfärbungen und ein hoher Reinigungsbedarf. Man sollte aber wissen, dass Halter vor der Befüllung sehr gut gereinigt werden sollte. Nano-Tinten bilden ansonsten klumpenförmige Partikel, die die Tintenzuführung verstopfen. Daz kommt es auch, wenn die Halter nicht dicht schließen und die Tinte eintrocknet. Dann entsteht eine zähe Masse, die sich schwer oder nicht entfernen lässt.


Vorteile der Nano-Tinten sind: hervorragende Urkundenqualität. Guter Tintenfluss. Kurze Trocknungszeit. Zunehmend verschiedene Farben verfügbar

Potenzielle Nachteile: recht fade Farbbrillanz, kein Shading (Filzstift-Charakter der Schrift), Neigung zu breiterem Fluss, Fiederung und Durchbluten, erhöhter Reinigungsbedarf, Gefahr der Fluss-Blockierung bei Verunreinigungen und Eintrocknungen. Erhöhter Preis bei den meisten Herstellern


Pigmenttinten sind also keine hochwertigeren Tinten, bei denen sozusagen "on top" die dokumentenechten Eigenschaften hinzukommen. Sie sind vielmehr ein Kompromiss, bei dem die Vorteile durch Nachteile erkauft werden. Bei den blauen Tinten gibt es neben den beiden hier vorgestellten die Montblanc Permanent in Blue und Black und von Sailor die Sei-Boku (blau-petrol) und die Kiwa-Guro (schwarz). Diese Tinten werden zu recht hohen Preisen angeboten. 18,30 EUR /50 mL bzw. 24,40 EUR /60 mL sind aktuellen Preise bei La Couronne du Comte (3/17). Die Montblanc werden auch zu 7,80 EUR /8 Stck. internationale Patronen (klein) angeboten. In Europa werden die amerikanischen Noodler´s kaum noch geführt. Es gibt dort aber zahlreiche, nicht zertifizierte Tinten mit unterschiedlicher Resistenz (Bulletproof u. a.). Graf v. Faber-Castell tituliert seine Tinten als teils dokumentenecht, so z. B. die Kolbaltblau, die aber unter Wassereinfluss nur eine rosafarbene Linie zurücklässt. Die Midnigth Blue der Firma zeigt aber eine gute Wasserresistenz. Wenn es um Urkunden oder auch den künsterlischen Bereich geht, sollte man sehr genau darauf achten, welche Eigenschaften – und vielleicht auch zertiziert – solche Tinten haben.

 

Interessiert bin ich an Schriftbeispielen anderer, teils genannter dokumentenechter Tinten evtl. auch mit Kommentar. Das gilt vor allem für die Montblanc- und Sailor-Tinten, aber auch für Noodler´s Bulletproof-Tinten.

 

Ich hoffe, ich konnte euch interessante Informationen bringen. 

 

Viele Grüße

euer Thomas


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