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Rohrer und Klingner Eisengallustinte "Salix"

Eisengallustinte aus dem Thüringer Wald

Rohrer und Klingner ist ein deutscher Hersteller von graphischen Spezialpräparaten, der 1892 in Leipzig gegründet wurde. Seit 1982 produziert man in Zella-Mehlis im Thüringer Wald. 18 Tinten bietet man derzeit bei den regulären Tinten der Sorte 40 an, darunter sind mit der "Salix" und der "Scabiosa" zwei Eisengallustinten (EG-Tinten). 

 

Die "Salix" ist neben der Pelikan 4001 Blau-Schwarz die EG-Tinte, nachdem die Lamy Blau-Schwarz und die Montblanc Midnight Blue kein EG mehr enthalten.

Unter den EG-Tinten hat die "Salix" nach der Platinum Blue-Black den höchsten Blauanteil. Nach der Dunkelung ist sie aber durchaus Blau-Schwarz mit dem für EG-Tinten doch typischen "dreckigen Touch". Auffällig beim Papierausstrich ist die mäßige Sättigung. 

Die "Salix" ist durchaus eine launische Tinte. Nicht mit jedem Füllhalter will sie harmonieren, wie es ja bei den EG-Tinten eher häufig ist. Den Lamy Studio Imperial Blue mag sie recht gerne. Obwohl das Lamy-Federaggregat mich nicht immer überzeugen kann und im Tintenfluss an Konstanz und Brillanz gerade mit weniger gesättigten Tinten durchaus Wünsche offen lässt, ist das eine gelungene Kombination. Dieser Lamy funktioniert auch mit der alten Montblanc Midnight Blue ganz ausgezeichnet. Und die Feder trocknet nicht aus, wie schon mehrfach erwähnt, eine UNUMGÄNGLICHE Voraussetzung für die EG-Tinten. Ein Oxidieren und Austrocknen der Tinte ist Gift oder auch der Tod eines Tintenleiters. Erstaunlicherweise trocknen meine Studio-Modelle aus Edelstahl mit dem gummierten Kunststoff-Vorderteil aus, der Imperial Blue mit dem verchromten Griffstück überhaupt nicht. 

 

Oben sieht man auch die mäßige Sättigung, aber auch die recht schöne Schattierung, die sehr deutlich ist. Je nach Farbauftrag wirkt die Schrift blass-grau oder farbstark dunkelblau. EG-Tinten muss man ggf. in verschiedenen Haltern und evtl. auch mit verschiedenen Federstärken probieren. Die Trocknungszeit ist gering.

Nach einer (li.) und nach ca. 48 Stunden Trocknung (re.). Die festen Bestandteile liegen unten, die wasserlöslichen erscheinen homogen und laufen nur kurz. Man sieht, dass die Oxidierung noch weiter fortschreitet am dunklen, nicht beweglichen unteren Rand.

Die Schrift wirkt manchmal etwas weicher an den Rändern als andere EG-Tinten wie z. B. die Platinum Blue-Black. Auch die Pelikan 4001 Blau-Schwarz kommt manchmal randunschärfer daher. Das hängt aber auch von verschiedenen Faktoren ab. Dennoch: Der Moleskin-Test wird glänzend bestanden. Es gibt weder Fiedern noch Durchbluten. Die Feder läuft aber mit der "Salix" recht sandig, mehr als die 4001. Neben einer gewissen Nachdunklung kommt es aber nicht zu einem dramatischen Farbumschlag wie bei der Akkerman Ijzer-Galnoten.

Einen Tag muss man die EG-Tinten schon oxidieren lassen. Auf dem einfachen Papier bleibt viel Tinte zurück, auch wenn sie durch Wegspülen der wasserlöslichen Bestandteile blasser wird. Beim Textmarker verschmiert die Tinte nicht, in Wirklichkeit sehe ich auch keine Grünanteile wie auf dem Scan.

Zusammenfassende Beurteilung:

Die "Salix" der deutschen Firma Rohrer und Klingner ist eine EG-Tinte par Excellence. Es stehen die bekannt guten Resistenzeigenschaften und das sehr gute Verhalten auf unterschiedlichem Papier den gewohnt eigenwilligen Eigeschaften gegenüber: Füllerabhängigkeit, sandiges Laufverhalten und trockener Fluss sind nicht jedermanns Sache. Dennoch hat sich die preiswerte Tinte (50 mL im Fass unter 6 EUR, teils unter 4 EUR zu erhalten 4/2017) einen Freundenkreis erworben. Die Blaufärbung ist ein Argument gegenüber der Pelikan 4001 Blau-Schwarz, sie ist der alten Lamy Blau-Schwarz sehr ähnlich und mancher ist da sicherlich von der Lamy umgestiegen. Frank wird uns in nächster Zeit einen eigenen Bericht im Vergleich zur Pelikan Blau-Schwarz bringen. Nicht nur ich bin gespannt, zu welchem Urteil er kommen wird.

 

Viele Grüße

Thomas


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Kommentare: 7
  • #1

    Frank (Dienstag, 02 Mai 2017 22:53)

    betr. Chromatogramm Salix

    Hallo Thomas,

    als Laufmittel für das Chromatogramm hast Du vermutlich haushaltsübliches Wasser verwendet?

    An der Laufmittelfront hätte ich noch eine gelbliche Substanz erwartet. Geht das nur nicht aus dem Foto hervor oder hat es das vermeintliche Fe^3+ transportiert.

    Merci und liebe Grüße

    Frank

  • #2

    Pens and Freaks (Mittwoch, 03 Mai 2017 00:29)

    Hallo Frank,
    anbei (siehe oben) ein Chromatogramm eines einstündigen "Salix"-Auftrages. Ähnliches Bild wie nach Tagen.

  • #3

    Frank (Donnerstag, 04 Mai 2017 00:05)

    Betr. Chromatogramme

    Lieber Thomas, inzwischen habe ich versucht, eigene Chromatogramme anzufertigen.
    Im Prinzip decken diese sich mit Deinen Ergebnissen. Allerdings scheint mein Filterpapier gealtert oder verunreinigt zu sein.
    Mit der Laufmittelfront bildet sich ein brauner Streifen, den ich zunächst Eisen-III-Ionen zugeschrieben hätte. Dieser Streifen taucht aber auch bei Papier völlig ohne Probensubstanz und deionisiertem Wasser auf. Ich werde mich wieder melden, wenn ich weitere gute Chromatogramme vorliegen habe.

  • #4

    Pens and Freaks (Donnerstag, 04 Mai 2017 01:03)

    Hallo Frank, danke für die Nachricht. Ich habe anfänglich die Papierchromatographie nicht so richtig einschätzen können, was ihre Wertigkeit anbetrifft. Man versteht aber doch manches, gerade wenn es um Shading oder Verhalten bei unterschiedlichen Federn geht. Das gehört eben auch zum Wesen einer Tinte.

    Viele Grüße Thomas

  • #5

    Frank (Sonntag, 07 Mai 2017 08:52)

    Hallo Thomas,

    was stellt man nicht alles an mit seiner Tinte... Schreiben sollen wir damit, nicht sie exzessiv analysieren. �

    Chromatografie ist eigentlich ein physikalisches Trennverfahren, basierend auf Adsorption, Desorption und Verteilung über zwei Phasen.
    Diese Effekte oder Prozesse spielen auch beim Schreiben mit Tinte eine Rolle zwischen Tintenauftrag und Trocknung. Allerdings bleibt beim Chromatogramm die Verdunstung des Lösungsmittels Wasser und das folgende Aufkonzentrieren gelöster Stoffe außen vor.
    Gleichgewichtsverhalten im Wässrigen weichen manchmal schon vom Verhalten höher konzentrierter Systeme ab... Ausfransen und Durchbluten lassen sich so gut verstehen, beim Shading bin ich mir nicht so ganz sicher. Auf jeden Fall lässt sich aber noch etwas zur Farbstoff-Zusammensetzung heraus finden.

  • #6

    Pens and Freaks (Sonntag, 07 Mai 2017 16:07)

    Ich finde es interessant, wie komplex die Tinten aufgebaut sind. Da stellt sich gerne heraus, dass besondere Tinten oft komplex aufgebaut sind oder flussabhängig im Farbton wechseln. Man kann auch herausfinden, welche Tinte msn in einemHslter hatte, wenn es ums Nachfüllen geht. Z. B. ist das die Serenity Blue oder die Royalblau von F.-C ?

    Viele Grüße Thomas

  • #7

    Frank (Sonntag, 07 Mai 2017 18:54)

    Ich weiß nicht, ob das von Dir verwendete (Filter-)Papier mit UV-Farbstoffen oder optischen Aufhellern ausgerüstet ist.
    Bei Dünnschicht-Chromatografieplatten ist dies der Fall.
    Mit Hilfe einer UV-Lampe (eventuell reicht ein Geldscheinprüfer oder ein Mückenvertilger) lassen sich auch "unsichtbare" Tintenbestandteile wie Konservierungsstoffe, Zucker,... entdecken.