Füllerfrage 5/2105: Titanfedern

Annika (Samstag, 02 Mai 2015 16:35)

Zunächst danke für die vielen hilfreichen Hinweise! Ich stöbere hier immer wieder gern.

Ich möchte noch etwas ganz anderes einwerfen:
Was ist denn eigentlich mit Titanfedern? Diese werden zum Beispiel für die Conid Füllhalter angeboten, ich habe aber bisher kaum etwas darüber gehört, was diese sich in den Schreibeigenschaften von "gewöhnlichen" Federn unterscheiden.
Hat damit bereits Jemand Erfahrungen gemacht?

Beste Grüße!


Vielen Dank, Annika, für diese Anfrage, die ich als Füllerfrage 5/15 hierher befördert habe. 


Ich darf zunächst selber antworten. Folgende Modelle mit Titanfedern habe ich selbst:

  • Stipula 22, F
  • Stipula 22, Stub 1,1 mm
  • Stipula Modello T (M-Einheitsfeder)

Einen Conid aus Belgien habe ich bisher noch nicht probiert. Schließlich gibt es auch noch bei OMAS aus Bologna Titanfedern. 


Hier bekommt man Informationen:


Typischerweise sind Titanfedern (TF) wesentlich preiswerter in Material, aber recht aufwendig in der Erfahrung und Fertigung. Es muß ein Schreibkorn gefunden werden, das sich am Titan befestigen läßt. Die ersten Versuche in den 70ern führte zu abfallenden Schreibkörnern (siehe Parker T1). OMAS hatte es dann zur Jahrtausendwende mit neuen Titanfedern versucht, über die ich aber wenig in Erfahrung bringen konnte. 


Typische Eigenschaften dieser Federn:

  • Straffe, aber biegsame Federschenkel, recht elastische Federn, die allerdings auf Druck wesentlich empfindlicher reagieren als elastische oder gar flexible 14-K-Goldfedern. Man kann die Titanfedern überbiegen und somit verbiegen. 
  • So sollte man es daher nicht machen (hat er im Verlauf auch merken müssen): https://www.youtube.com/watch?v=atg-w2XzzP8
  • Eigenartiges Schreibgefühl je nach Oberfläche, teils raspelig erscheinend mit deutlichem Schreibgeräusch
  • Saftige Federn mit breitem Federschlitz
  • Fertigung, soweit ich weiß, jeweils bei Bock in Heidelberg

Letztlich muß man es probieren, die Federn sind recht charakteristisch und durchaus nicht unangenehm, aber eben anders. Eine weich laufende Goldfeder schreibt anders. Bei einer Palladium-Feder von Visconti (ebenfalls aus Bock-Produktion) unterscheidet sich hingegen nicht von Goldfedern im Schreibgefühl. Die von mir probierte Visconti-Feder schrieb sehr leicht und sehr elastisch. 


Was kann ich nun raten? Man muß es selber probieren und als Einstimmung die obigen Youtube-Filme sich ansehen. Und vielleicht kann man in Nürnberg in drei Wochen Titanfedern ausprobieren.


Ich hoffe, ich konnte Dir, Annika, einige brauchbare Informationen bringen. 


VG Thomas


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Kommentare: 5
  • #1

    Annika (Sonntag, 03 Mai 2015 18:56)

    Vielen Dank!

  • #2

    Alfred (Sonntag, 04 März 2018 23:38)

    Hallo Herr Baier,

    Mal etwas naiv gefragt:
    Wieso werden überhaupt Federn aus diesem Material gefertigt? Hätte man nicht am Gold und Stahl für die Federn genug (welches sich ja bestens für diesen Einsatzzweck eignet? )
    Dass diese beiden Materialien bzw Metalle gut nebeneinander bestehen können, leuchtet ja sofort ein.
    Oder ist es, um sich gegenüber Herstellern abzuheben? -Sollte es tatsächlich Füllerschreiber gegen, die Titanfedern bevorzugen?

    Es bedankt sich grüßend in gespannter Erwartung der Antwort,

    Alfred.

  • #3

    Pens and Freaks (Montag, 05 März 2018 20:20)

    Hallo Alfred,

    vielen Dank für Deinen Kommentar.

    Titanfedern haben mit ihrer eher weichen Elastizität besondere Schreibeigenschaften. Stipula und Conid sind wohl die einzigen Marken, die solche Federn anbieten. Sie wurden zusammen mit Bock ebenda entwickelt und werden dort auch produziert. Ich habe zwei Stipula Ventidue und einen Stipula T-Flex. Die Federn sehen sehr schön aus. Das stumpfe Graphitgrau hat einfach etwas für sich. Was man beim Schreiben aber merkt, ist dass das Platin-Material anders (ein anderes?) ist und die Federn merkwürdig rau laufen. Die schwierige Herstellung, die recht kostenintensiv ist, und das eigene Schreibverhalten haben nicht dazu führen können, dass sich diese Federn "durchsetzen". Aber sie sind etwas anderes wie auch die Palladiumfedern, bei denen der geringere Preis gegenüber Gold das entscheidende Argument für Visconti sein dürfte.

    Die Titanfedern sind etwas Besonderes und Eigenes. Sie sind auch eine Abwechslung im ewigen Spiel gleichartiger moderner Federn der üblichen Hersteller. Preislich liegen sie zudem günstiger als die heute deutlich teureren Goldfedern (warum sind die japanischen Goldfedern immer noch recht günstig?).

    Viele Grüße
    Thomas

  • #4

    Horst (Freitag, 09 März 2018 23:28)

    Also kurz gesagt,
    Optik positiv, titangrau. Würde mir gefallen, ist aber Geschmackssache.
    Nutzwert eher negativ, wenn sie "rau" laufen.
    So recht überzeugen kann mich das nicht. Wobei die Frage, woraus das Schreibkorn besteht, noch offen bleibt. Das ist ja letztlich der casus cnacksus des Schreibempfindens.

    Gruß,
    Horst

  • #5

    Pens and Freaks (Samstag, 10 März 2018 10:43)

    Es war ursprünglich eine technologische Herausforderung, das Schreibkorn an das Titan zu löten. Beim T1 von Parker sind diese gerne abgefallen.

    Wie es ja immer bei den Füllern so ist: selber bei Gelegenheit ausprobieren und sich einen eigenen Eindruck verschaffen.

    Aber wie schon gesagt. Es gibt ja kaum Optionen.