Tintenbegriffe und Tintenbemerkungen

Diese Woche hat Horst nach Tintenbegriffen gefragt. Sehr schön. Dabei ist mir klar geworden, daß ich diese Begriffe einmal an zentraler Stelle einstellen sollte.

Wichtige Begriffe sind:

• Farbe (Colour)*
• Sättigung (Saturation)
• Schattierung (Shading)
• Fiederung (Feathering)
• Durchbluten (Bleed through oder thru)
• Resistenz (Wasser, Radierer, Textmarker, Tintenkiller)
• Trocknungszeit
• Nib Creep (Durchkriechen der Tinte durch den Tintenschlitz auf die Federoberfläche)

*Durch die Rührigkeit im englischsprachigen Raum sind diese Begriffe auch in Deutschland zum Teil in Benutzung. Obwohl man englische Begriffe nicht zu häufig im deutschen Sprachgebrauch aufnehmen sollte, ist gerade das Shading gut angekommen.

Man mag da durchaus anderer Meinung sein, aber die Trocknungszeiten sind bei den üblichen Tinten recht individuell. Das sieht bei einer trockenen F anders aus als mit einer B und das Papier spielt auch eine Rolle. Und manche Halter haben einen enormen Fluß und umgekehrt.

Was mir aber sehr wichtig ist und was meine Erfahrung heutzutage geworden ist. Es is sinnvoll, in seiner Wunschfarbe(n) mehrere Tinten zu haben, die bei den unterschiedlichen Bedingungen optimal sind, sofern man nicht regelmäßig Tinten bzw. Tintenfarben wechselt oder immer wieder neue probiert.

Bei mir haben sich folgende Sachverhalte als wichtig herausgesellt:

• Wer eine unkomplizierte Standardtinte sucht, nehme z. B. die Parker Permanent Blau, die man überall bekommt, sofern die Tinte nicht killerbar sein muß. Dann nimmt man die geringer gesättigten und im Fluß schwächeren Lamy Blau oder Pelikan 4001 Königsblau. Diese Tinten bekommt man überall und kann auch z. B. mit der Spritze eine Patrone auffüllen. Solche wasserlöslichen Tinten erfordern normalerweise keine wesentliche Füllhalterpflege.
• Wer eine dunkelblaue oder blauschwarze haben möchte, aber keine Wasserfestigkeit, sollte sich die Sheaffer Blau-Schwarz besorgen, die im Farbton fast Schiefergrau ist. Die Blauschwarzen von Waterman oder Parker haben einen starken Grünton.
• Bei den Wasserfesten sind die Eisengallustinten die Stars: Montblanc Midnight Blue mit dem besten Fließverhalten, die Rohrer und Klingner "Salix" mit der stärksten Resistenz. Sie ist auch richtig blau. Ein schönes Dunkelblau hat die Pelikan 4001 Blau-Schwarz. 
• Daneben gibt es auch andere Eisengallustinten im Schwarzton und moderne Wasserfeste meist mit Nano-Technologie wie bei Sailor oder de Atramentis.
• Bei den Hochgesättigten ist der Markt riesig, was da an Blauen geboten wird, ist enorm. Herausragend ist die teilresistente Pelikan Edelstein Tanzanite mit ihrem sehr guten Fließverhalten und der beeindruckenden Farbtiefe; viel Sättigung und auch viel Schattierung ohne Fiederung oder Auslaufen der Schrift. Bei den Spezialfirmen wie z. B. Diamine oder Private Reserve oder gar Noodeler´s bekommt man eine fast unüberschaubare Zahl von Farben und im Detail auch Eigenschaften. Manche Diamine-Tinte läuft sehr kompakt, manche stärker aus, manche drückt mehr durch, das ist sehr verschieden. Bei diesen Tinten bedeutet aber mehr Sättigung und mehr Fluß häufig auch breiterer Strich und weniger Schärfe.
• Mit schwarzen Tinten beschäftige ich mich nicht so sehr, sie sind mir zu langweilig. Neben der klassischen Pelikan 4001 Brillant-Schwarz, die eine intensivere Füllhaöterpflege braucht (wie auch die oben stehenden Hochgesättigten oder gar Eisengallustinten), trifft das auch tendenziell zu auf andere Hersteller, im wesentlichen abhängig vom Pigmentgehalt, der auch die Farbtiefe mitbestimmt. Parker Schwarz hat weniger Partikel, ist aber auch grauer. Manche Schwarze haben auch einen gewissen Rot-Ton. Von den klassischen Schwarzen wird vielfach die italienische Aurora Schwarz besonders empfohlen.
• Bei den Grünen gibt es Grasgrüne (Waterman Grün), manche haben einen Blauanteil (Visconti Grün, Parker Grün auch in Ansätzen),  manche einen Gelbanteil (Pelikan 4001 Brillant-Grün), Dunkelgrüne oder Moosgrüne, Hellgrüne und "Schmutziggrüne", wie ich sie mal nennen möchte. Letztere habe ich besonders gerne und sie sind meine Lieblinge. Dazu gehören die J. Herbin Vert Empire, die eingestellte legendäre Montblanc Englischgrün (Racing Green), die Diamine Racing Green (nur über Rolf Thiel), die Montblanc J. Swift LE, ein bißchen auch die Sailor Epinard (kann man auch zu den Dunkelgrünen rechnen). Ich liebe sie alle. Über die Noodler´s Zhivago werde ich bald berichten können. Auch die Noodler´s Sequoia gehört dazu.
• Auch die Roten haben eine immense Bandbreite, bei Diamine kann man das sehr schön sehen. Es gibt Signalrote wie die Pelikan 4001 Brillant-Rot, die Parker und Waterman Rot oder die Sheaffer Rot. Die letzteren haben eine gute Sättigung mit wenig Schattierung, die weniger gesättigte Pelikan hat mehr Schattierung, aber neigt auch zu Verkrustungen. Rote Tinten sind prinzipiell reinigungsempfindlicher und können auch Tintensichtfenster verfärben. Im Zweifelsfall sollte man sich vorher gut erkundigen. Es gibt Bordeaurote, Dunkelrote bis zum Rot-Schwarz und vieles mehr.
• Besondere Farben wie Orange, Gelb, Pink, Braun, Türkis und viele mehr möchte ich in der allgemeinen Ausführung nur anführen. Hier ist oft die Farbe als solches das mit entscheidende Kriterium bei der Wahl.
• Ausgespart habe ich im wesentlichen noch die Herbin-Tinten aus Frankreich, die durch ihre im wesentlichen natürlichen Bestandteile auffallen. Ihren besonderen und natürlichen Farbtönen stehen das zum Teil hohe Shading und eine häufig reduzierte Farbsättigung entgegen. Das führt bei manchen Berichten dazu, daß bei oberflächlicher Betrachtung und mangelnder Erfahrung mit vielen Füllhaltern die Herbin-Tinten schlechter wegkommen als z. B. die Diamine, die durch ihren Fluß und ihre Sättigung beeindrucken. Man muß da evtl. ausprobieren. Meine Herbin Rouge Opéra gefällt mir in Fluß und Shading bei völlig unproblematischen Alltagserscheinungen ausgesprochen gut. Sie hat alle mittel- bis dunkelroten Tinten bei mir zurückgedrängt.

Ich wünsche mir, daß diese grundliegenden Bemerkungen hilfreich sind. Sie haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zu diesem Thema gibt es sehr viele Gesichtspunkte.

Schreibt mir doch bitte und gerne, wenn Ihr möchtet.

Viele Grüße

Thomas