Aurora Optima

Klassiker aus Turin

Aurora existiert seit 1919 in Turin und ist in Familienbesitz. Vor Jahren hatte der "Pelikan aus Italien" in Deutschland eine schwere Zeit. Bedingt durch Qualitätsprobleme und Service hatte man zwischenzeitlich seinen Distributor verloren. Zudem hatten sich andere italienische Marken in den Vordergrund gespielt. Da spielen inzwischen bestimmte Medien eine große Rolle. Aurora erschien nicht mehr so interessant. Und die großen Goldfedern waren ja schon immer etwas Besonderes. Sagen wir eher etwas "Nicht-für-jeden-etwas".

 

Das hat sich längst geändert und die hochgelobten Konkurrenten aus dem eigenen Land sind auch etwas üblicher geworden. Und manche Marken sind verschwunden wie Delta und OMAS.

 

Und plötzlich hörte man wieder von den Turinern. Die Modellpalette blieb unverändert, aber die immense Federauswahl, der Ebonittintenleiter, die Gesamtqualität der Spitzenserien und die schönen LE waren plötzlich wieder anziehend. Und: Eine Marke mit eigener Fertigung einschließlich der Federn. Es muß nicht immer JoWo und Bock sein.


Aurora Optima Resin in Schwarz mit Rhodium-Decor
Aurora Optima Resin in Schwarz mit Rhodium-Decor

Ein normal weiter, aber kurzer Füllhalter im Zylinderlook mit leicht dünneren Enden (engl. tapered). Sehr elegant. Die Enden sind ohne Schmuck.


Rhodinierte 14K-Goldfeder mit tiefer Prägung, Feder EF
Rhodinierte 14K-Goldfeder mit tiefer Prägung, Feder EF

Große und sehr schöne, tief gravierte Feder. Sie hat ein eigenes florales Muster und ahmt kein bekanntes Muster einfach nach, wie es viele tun. Die Federstärke steht auf dem Tintenleiter.


Selbstproduzierter Ebonit-(Hartgummi)-Tintenleiter
Selbstproduzierter Ebonit-(Hartgummi)-Tintenleiter

Ein Ebonit-Tintenleiter, auch wenn er per CNC-Maschine gefräst wird, ist einfach teurer, aber potenziell auch besser. Gerade bei breiteren Strichstärken noch mehr. Sehr gute Auslaufsicherheit, im November bei Transatlantik-Flug ausprobiert.


Typisch Optima mit seinem Mäander-Kappenband; geschwungener Tropfen-Clip und gut sichtbares Sichtfenster
Typisch Optima mit seinem Mäander-Kappenband; geschwungener Tropfen-Clip und gut sichtbares Sichtfenster

Normalgröße beim Corpus. Warum? Weil die Kappe weit in das lange Griffstück greift. Ein sehr kompakter Füllhalter normaler Größe. Perfekte Gewinde. Die Kappe sitzt auch fest und der Halter verliert keine Tinte nach Monaten und  trocknet nicht aus.


Schriftprobe mit Aurora-Tinte Blau
Schriftprobe mit Aurora-Tinte Blau

Feine Schrift, nicht extrafein im japanischen Sinne, aber vergleichbar mit Montblanc.


Zusammenfassende Beurteilung:

Bei Aurora hat man im hochwertigen Bereich die Auswahl zwischen zwei Ausführungen, dem 88 und dem Optima. Beide sind in ihren vielen regulären und ihren LE-Ausführungen jeweils identisch. Es gibt hin und wieder auch andere Sondermodelle, man denke an den legendären Dante Alighieri.

Diese Kolbenfüllhalter haben einen sehr feinen Lauf und eine große Kapazität. Der "Reservetank" wurde früher beworben, ob es das Extra nach wie vor gibt, wenn man den Kolben ganz herausdreht und der letzte Rest aus dem Kolben in den Tintenleiter gedrückt wird? Ich habe es nicht ausprobiert. Und das gut einsehbare Tintensichtfenster erspart einem Trouble. Material und Verarbeitung sind sehr hochwertig.

Größe, Praktikabilität, Eleganz, sicherer Kappenschluß, sehr gute Tintenabdichtung, bekannt sehr gute Qualität der Bauteile. Was will man mehr, vielleicht besondere Optionen am Federschliff wählen? Eine Flex-F-Feder, die eher eine etwas elastischere Feder mit längeren Federschenkeln ist?

Es gibt viel zu entdecken.

Auch die Tinte, es gibt inzwischen auch eine größere Auswahl, wird selbst produziert.

Der starke, gut handhabbare Clip, der klassische Imprint auf dem Corpus wie früher.

Alles paßt.

Alles?

Nun, für 300 Euro bekommt man ein solches Modell nicht, wir sind eher in der MB-146-Klasse unterwegs.

Und wir haben heute immerhin einen guten Service.

Er wird nur länger dauern als bei Lamy oder Montblanc oder Pelikan.

Es hat alles seine zwei Seiten.

Und die Schreibqualität?

Das habe ich mir bis zum Schluß aufgespart. Jede Feder ist anders. Sie sind absolut rigide, schreiben sofort an, haben einen sehr ausgewogenen und gleichmäßigen Tintenfluß. Wenn man nicht ein Montagsmodell erwischt. Das gibt es auch bei anderen Firmen.

Das Schreibgefühl ist aber anders. Und das muß man mögen. Härter, manchmal lauter, manchmal rauher.

Im Einzelfall kann das nicht der Fall sein oder sehr stören.

Man sollte es ausprobieren, was bei Aurora nicht so einfach ist.

Es gibt aber auch hierzulande Fachhändler.

 

Alles in allem ein ewiger Klassiker, man kann genauso den zylinderförmigen 88 nehmen, es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.

 

Ich hoffe, die Vorstellung des Optima hat euch gefallen. ich habe mich jedenfalls gefreut, einmal wieder einen Aurora vorstellen zu können.

 

Viele Grüße

Euer Thomas

und die Pens and Freaks

 

P. S.: Kommentare sind sehr willkommen.


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Kommentare: 2
  • #1

    Mark (Mittwoch, 26 April 2023 15:41)

    Glückwunsch zu einem tollen Füllhalter.
    Ich mag Aurora ebenfalls sehr gerne, als vergleichsweise günstiges Modell im Premiumbereich ist aktuell insbesondere der Talentum eine Empfehlung wert. Die Federn empfinde ich nicht als absolut rigide (kenne aber auch nicht sonderlich viele aus erster Hand), natürlich gibt es auch solche Federn, aber man kann durchaus auch weichere Vertreter finden, wenn man nicht sogar gleich zur Flex-Feder greift (die aber nicht wirklich eine ist).

  • #2

    Paf (Freitag, 28 April 2023 16:15)

    Danke, Mark. Die Federn sind sehr unterschiedlich und sehr oft sehr harsch. Ich finde schon, daß sie sehr rigide sind. Beim Talentum, den ich auch mag, sind die Kappendichtungen oft viel schlechter, bei einem mit Metallkappe aber sehr gut. Die Optima verdunsten keine Tinte über Monate nach meiner Erfahrung.
    Das kann aber bei den Produkten dieser Firma auch unterschiedlich ausfallen.
    Viele Grüße Thomas