Die Nachricht hat mir so gefallen, daß ich sie gleich bei Aktuelles eingestellt habe. Sie hat es aber verdient, einen eigenen "Neuen Beitrag" zu bekommen. Das hole ich hiermit nach.


Hallo Thomas,

als ich dieses Foto auf deiner Website sah, kamen auch bei mir einige Erinnerungen auf! Ich will eine Passage davon erzählen..

Mit dieser schönen blauen Marmorierung war das der erste Füller, den ich mit meinem eigenen Geld gekauft habe. Damals war ich noch Schüler und ich hab ihn bei Theissinger in der Schillerstraße gekauft, was ein Geschäft war, das man im besten Sinne des Wortes als vornehm bezeichnen kann. War kein Spontankauf, zuvor war ich zwei Mal da und man sagte mir dort, ich soll mich in Ruhe hinsetzen und für eine halbe Stunde schreiben und alles ausprobieren:
„Trauen Sie sich eine Feder in BB zu nehmen, egal was andere sagen. Es wird ihr Füller und das ist etwas Persönliches, es geht niemand’ was an.“

Jedenfalls bin ich dann nach Hause ins Westend gelaufen und ganz aufgeregt Papier rausgeholt und wusste, das wird ein treuer Begleiter. Und so kam es auch. Für Abitur und Studium war das immer ein gutes und wohltuend sicheres Gefühl, wenn ich nach ihm griff. Ich habe diesen Pelikan immer noch und bis heute ist das eine der besten und flüssigsten Federn, die ich in Händen hielt, mit einem unermüdlichen Tintenleiter.

Jetzt sehe ich deinen Post und dass jemand wie du eine ähnliche Begeisterung teilt und auch in Frankfurt lebt (ausgerechnet im …), da denkt man, was für Parallelen das sind. Da musste ich schon grinsen: Die Welt kann manchmal so klein sein!

Beste Grüße aus der Nachbarschaft

Todor


Antwort:

 

Lieber Todor,
welche Parallelen es doch gibt. Mein 200er ist aus Heidelberg.
Theissinger ist mir gut bekannt. Was alles so verloren ging.
Mein Rundkopf-200er, auch mit BB begonnen, hat mir nie Freude bereitet.
Er war qualitativ einschl Feder eine Katastrophe.
Ein fürchterlicher Blender.
Und das für horrende 58 DM.
Aber alles Schlechte hat sein Gutes.
Ohne diesen 200er wäre es wahrscheinlich nie zu diesem Hobby und zu pens and freaks gekommen.
Nochmals herzlichen Dank für den mich berührenden Beitrag.


Viele Grüße Thomas


Ich hole nochmals etwas aus. Ich glaube, ich habe es bereits geschrieben.

Ich habe in den 80ern in Heidelberg Medizin studiert. Und da schrieb man mit und zeichnete. Man schrieb sehr viel.

Ein bordeauxfarbenen Laurin Rebhan mit Kolbenfüllsystem sah in an der Kasse bei einem Kaufhaus. Ich kaufte ihn mit einer vergoldeten Stahlfeder in B und war sehr zufrieden. Er schrieb und schrieb. Der Tinteverbrauch war gewaltig und der Vorrat gering. Ein Tintenfaß hatte ich in den Vorlesungen dabei. Nicht ganz ungefährlich. Es war meist Montblanc Königsblau im alten 50-mL-Flacon, die gute alte Königsblau, die wesentlich dunkler und eleganter war als andere. Die Tinte kaufte ich bei Galeria Horton in Heidelberg.

Dann riß die Kappe.

Und dann sah ich in der Pathologie-Vorlesung im Sektionskurs am Freitag morgen den graumarmierierten Pelikan M200. Und ich besorgte mir bei Horton das Pelikan-Prospekt. 58 DM!

Im Dezember 1988 habe ich ihn mir dann doch geleistet. Allerdings in blaumarmoriert. Ich kaufte ihn zusammen mit meiner langjährigen Kommilitonin, die mich liebte, ich sie aber nicht, in einem kleinen Laden in der Bergheimer Straße in Heidelberg. Man hatte alle Federn und ich kaufte eine BB. Bigger is better.

Leider hatte er Probleme über Probleme. Nicht der Student, der Pelikan.

Der Kappenknopf wackelte, die Federschenkel verkanteten sich gegeneinander, der Tintenfluß war dann nicht so wie bei meinem Laurin Rebhan selig.

Dann nutze sich die Vergoldung am Kappenring rasch ab.

Ich schickte ihn zu Pelikan. Und bekam zwei M200 zurück. Einen mit einer 14K-Goldfeder in BB und eben den besagten mit einer neuen Kappe. Und, weil es so lange dauerte, einen Kugelschreiber K200 on top.

Die Goldfeder mit einer Art Stub konnte ich damals nicht so gut schreiben.

Die BB-Stahlfeder war irgendwie plump.

Später leistete ich mir eine 14K-Golfeder in M, die damals noch ganz fein und teielastisch war. Wunderbar. Dann habe ich irgendeine Bewegung gemacht und die Feder am PC-Monitor verbogen. Die Ersatzfeder war nicht mehr so gut.

Es war der Beginn einer Reise, die auch heute noch andauert.

Zu der Zeit habe ich aber auch bereits die beste Goldfeder kennengelernt, die ich auch heute noch als die beste ansehe. Man gestatte mir, daß ich das Modell jetzt nicht nenne. Damit ihr mir nicht alle Exemüplare wegkauft.

 

Der M200 Rundkopf hat allerdings sehr viele Erinnerungen bewahrt, daß ich das jetzt auch schreiben mußte. Das Mädchen ist dann später einen anderen Weg gegangen.

 

Den Pelikan M200 blaumarmoriert von 1988 habe ich heute noch. Vielleicht schau ich mal wieder nach ihm.

 

... Da ist er.


Das ist die Originalkappe. Die Ersatzkappe vo Pelikan habe ich bis heute neu.
Das ist die Originalkappe. Die Ersatzkappe vo Pelikan habe ich bis heute neu.

Was man daran sehen kann. Schreibgeräte und Menschen. Ein bestimmtes Schreibgerät bleibt einem, ob immer dabei oder greifbar im Etui, erhalten und erinnert einen an einen Punkt im Leben oder ist ein Begleiter im Leben. Der M200 ist es nie geworden.

Interessanterweise sind es aber bestimmte Modelle oder Exemplare, die einen nach vielen Experimenten, nach vielen Jahren wieder zurückführen können. Das habe ich auch schon erlebt.

 

Nochmal, Todor. vielen Dank, für Deine Nachricht.

 

Viele Grüße

Thomas

6.2.2023


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