Tintenbetrachtung Leserwunsch: Rohrer und Klingner Königsblau

Liebe Leser!

 

auf Wunsch von Jörg (danke) stelle ich Euch heute die Königsblau aus dem Sortiment des sächsischen veritablen Tintenherstellers vor. Legendär und international bekannt sind die Eisengallustinten des Herstellers. Mit zwei Eisengallustinten im Angebot kommt man naturgemäß in den Hochadel der Tintenhersteller.

 

Die Königsblau ist weit von dieser Adeligkeit. Eine Königsblau soll einfach, dem üblichen Geschmack für blaue Tinten entsprechend, ihre Hauptaufgabe erfüllen. Die soll als wasserlösliche und in diesem Falle killerbare Tinte gut und dauerhaft funktionieren, selbst wenn der Füllhalter nicht gepflegt wird.

 

Die Königsblau wird im unauffälligen braunen zylinderförmigen Glas zu 50 ml geliefert und hat eine Aluminum-Verschlußkappe. Spezielle Maßnahmen für die Füllung der Neige sind nicht vorhanden, die Öffnung ist nicht sehr groß. Schnell holt man sich da blaue Finger. Mit einer großen Feder gibt das blaue Finger beim Füllen, wenn man nicht genau aufpaßt.

 

Die Tinte ist, zumindest in Westdeutschland, eigentlich immer noch ein Exot. Im Künstlerbedarf bekommt man sie mitunter, ich beziehe sie statt für einen durchschnittlichen für eine sehr guten Preis. 3,95 Euro bezahle ich dafür bei einer Firma.

 

Die nur minimal, leicht sü0lich riechende Tinte schäumt etwas beim Aufschütteln.

 

Anbei zeige ich zwei Schreibbeispiele. Oben ein frisch geöffnetes Faß mit einer feinen, sehr guten Feder und Ebonit-Tintenleiter in einem Delta Passion. Unten mit der zur Neige gehenden Tinte in einem eher wie B schreibenden Montblanc 149, den ich 1996 in Florida gekauft hatte. Damals für umgerechnet 480 DM. Cool.

 

Man sieht die Variation in der Farbe, die aber im wesentlichen auf die Feder (=Feder-/Tintenleitr-Kombination natürlich) zurückzuführen ist.

 

Das bedeutet auch, daß man sich darüber im Klaren sein muß, daß solche Tinten doch enorme Unterschiede in der Wirkung zulassen.

 

Hauptmerkmale dieser Tinte sind die schöne natürliche Strahlkraft des Hell-/Mittelblau ohne Nebenfarben. Der Tintenfluß ist sehr leichtgängig, sozusagen "free flowing", wie die Amerikaner sagen würden. Aus beiden Füllern läuft die Königsblau ganz einfach und fein heraus. Ich finde, dies sind die Haupteigenschaften. Auch wenn es in einem solchen Montblanc sehr knackig aussieht: Eine hochgesättigte Tinte ist das nicht. Wichtige Eigenschaft für die Schule: Sie ist sehr gut killerbar und ist somit eine veritable Konkurrenz für Pelikan Königsblau und Lamy Blau, die das ebenso sind.

Die Tinte im Epson-Scan. Ein Foto wird im Hellen folgen.
Die Tinte im Epson-Scan. Ein Foto wird im Hellen folgen.
Die Pelikan Königsblau ist weniger gesättigt, zeigt mehr Shading und hat einen etwas anderen leicht gelbstichigen Blauton.
Die Pelikan Königsblau ist weniger gesättigt, zeigt mehr Shading und hat einen etwas anderen leicht gelbstichigen Blauton.
Die leicht violettstichige vornehme Blue Myosotis von Herbin
Die leicht violettstichige vornehme Blue Myosotis von Herbin

 

Auf dem Scan wirkt die Tinte etwas greller als sie in Wirklichkeit ist. Eine sehr neutrale Königsblaue. Man sieht aber auch, daß durch ihre gute Sättigung das Shading geringer ist, geringer als z. B. bei der weniger gesättigten Pelikan Königsblau. Diese Unterschiede sind reine Geschmackssache. Der Tintenfluß ist aber bei der Rohrer und Klingner kräftiger. Die Pelikan hat einen Gelbstich. Je nach Halter unterscheidet sich die Lamy Blau heutzutage in meinen Augen nicht oder kaum von der Pelikan.

 

Nie ein Problem solcher Tinten ist Fiederung und Durchbluten. Auch die Randschärfe ist tadellos auf verschiedenem Papier. Auf das Moleskine möchte ich großenteils verzichten, weil dort so ziemlich alle Tinten fiedern. Manchmal ist die warme Farbe aber als Ergänzung zur Tintenfarbe nützlich.

 

Belustigt bin ich immer über Sekundenangaben von Trocknungszeiten. Das ist von Papier zu Papier und Feder zu Feder teils sehr unterschiedlich. Negatives ist mir nicht aufgefallen.

 

Die wasserlösliche Tinte ist problemlos zu reinigen.

Meine Einschätzung

Die Rohrer und Klingner Königsblau ist eine neutrale, wirklich überzeugend fließende Königsblaue, ist nicht wasserfest, killerbar und zeigt bei geringem Shading überzeugende Praxiseigenschaften. Wer sie noch für einen sehr guten Preis bekommen kann, kann sich doppelt freuen. Leider werden viele die Tinte bestellen müssen, was bei Mindestbestellmenge und Versandkosten nicht so schön ist.

 

Ich kann diese gute Tinte nur empfehlen. Sie ist eine meiner Lieblingstinten bei den Königsblauen. Die Sheaffer Blau macht mir genausoviel Spaß.

 

Daumen hoch.

 

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen und Ihr schaut wieder vorbei.

 

Viele Grüße

Euer Thomas

Kommentare: 2
  • #2

    Michael Leukefeld (Donnerstag, 21 Februar 2013 22:36)

    Ich möchte gerne eine kleine Präzisierung zu der hervorragenden Darstellung geben, die Firma Rohrer & Klingner Leipzig Co. wurde 1982 vom sächsischen Leipzig ins thüringische Zella-Mehlis in den Thüringer Wald verlegt, wo auch heute noch produziert wird.

  • #1

    Jörg (Freitag, 24 August 2012 20:35)

    Hallo Thomas,

    das ging aber zackig, danke auch hier für die Vorstellung dieser Tinte.
    Denke die wird zukünftig meine Lamy-Blau ablösen.

    einen netten Gruß

    Jörg