Marlen Aleph

Marlen ist eine italienische Firma, die seit 1982 besteht. Neben Schreibgeräten werden Uhren, Lederwaren und Accessoires angeboten. 

 

Der Apeph stammt aus einer Kooperation zwischen Daniel Greco von fountainpen.it und Marlen. Es ist eine "Special Edition" mit Nummerierung jedes Exemplars. Zunächst gab es nur eine blaumarmorierte Version exklusiv für die Mitglieder von fountainpen.it. Jetzt exisitert auch eine Version in graumarmoriert für den freien Markt. Der Kolbenfüller wird bei La Couronne du Comte für 169 Euro angeboten und kommt mit einer feinen Stahlfeder, die der Hersteller "harmonic steel" nennt. 

 

Siehe dazu auch: https://www.youtube.com/watch?v=lIrZ41xCU34&list=UU-6PARAYBIf40WaOUQRNK5w

 

Marlen schreibt dazu auf deren Webseite:

"From the collaboration of Marlen and Fountainpen.it, there is the creation of Aleph, a Flat Top pen with piston filler and a nib in fine harmonic steel. 

Aleph represents the reaching of an important landmark for the firm Marlen producing a pen specifically for the ones fascinating from this wonderful writing instrument. 

A unique pen that wants to be the main focus for all the enthusiastic fountain pens’ passionate. 

The body of the pen is made of mother-of-pearl resin in lava grey or black refined with a full stainless steel barrel fully inspired to the old flat tops, without any kind of ornaments (rings and more) to divide the line. 

The pen is 143 mm of length; 111 mm for the body and 62 mm for the cap. The total weight is 30,9 grams (complete and refilled) of which 10,4 grams for the cap and 20,5 for the body. These characteristics lead to a balance allowing the pen to fit perfectly with the hand cavity. 

The filler system used is a piston filler one, in which the barrel end has as main aim the protection of the mechanism from accidental or clunky actions. 

The harmonic steel used for the nib guarantees a good flow for controlled flexion of 1,00 – 1,50 mm. To limit the necessary strength for the flexion of the nib, the pen presents two lateral cuts to accomplish a functional task without the overshadow of the aesthetic component."

 

Der Halter ist ohne Kappe mit rund 135 mm recht lang und an der weitesten Corpusstelle 13 mm stark. Mit aufgesteckter Kappe sind es 170 mm. 9.5 bis 11.5 mm (in etwa) mißt das Griffstück und die Gewinde liegen ca. 25 mm von vorderen Griffstückende, also weit, entfernt. 

 

Design ist ja immer Geschmackssache, bei einem solchen Halter kommen immer noch besondere Eigenschaften wie eine mutmaßlich flexible Feder hinzu. Wir werden sehen. Der stattliche, wohl proportionierte Stift mißt geschlossen 145 mm. Das obere Kappenende trägt ein schön gearbeitetes Marlen-Logo in einer eingesetzten Platte. Der ca. 40 mm lange Clip ist an einem dünnen Steg befestigt, eigengefedert, schlicht ohne Akzentuierung und im Neuzustand sauber klemmend und nicht zu stramm oder zu lose. Drei feine Kappenbänder sind plan in die Kappe eingearbeitet. Oberhalb der Kappenringe ist Collection und darüber das Aleph-Symbol (erster hebräischer Buchstabe) und die Zahl 260 eingeschlagen. Zu den Enden verjüngen sich Kappe und Corpus mäßig und haben ein flaches Ende. Im Corpus ist wiederum Aleph und in der zweiten Zeile Marlen und Italy eingeprägt. Kappe und Corpus changieren schwarz und grau. Letztlich ist es ein graumarmorierter Halter mit sachlichem Design und silberfarbenen Akzenten (Edelstahl, verchromt? Die englischsprachige Originalbeschreibung ist mißverständlich und nicht klar: "metal details".)

Alles aus Pappe ...
Alles aus Pappe ...

 

Abschrauben können wir nun zweierlei: Zunächst natürlich die Schraubkappe mit ihren stattlichen 3,5 Umdrehungen. Das ist einerseits etwas viel, verhindert aber umso mehr, daß sich die Kappe löst. Zudem läßt sich diese sicher festdrehen. Ganz wichtig. Die Gewinde laufen etwas trocken, wie man es von alten Haltern her kennt, aber solide. Auch der Ansatz beim Festdrehen ist tadellos. Da gibt es nichts zu meckern. Die Kappe am hinteren Corpus-Ende läßt sich wiederum abdrehen und legt den Füllknopf aus Metall frei, der den Kolben bewegt. Ein Kolbenfüller also, der aber kein Sichtfenster hat. Plus- und Minuspunkt. Diese "Blind Cap" sitzt bündig auf dem Corpus und man sieht kaum, daß sie einfarbig schwarz ist. Kompliment. 

 

Die geöffnete Kappe legt die schmucke Stahlfeder (was soll denn "harmonic steal" sein?) frei, die mit 24 mm recht lang und mit 6 mm recht schmal ist. An den Seiten hat sie zwei Kerben, die für die Flexibilität hilfreich sein sollen. Schön ist das Aleph-Logo, der schlichte Namenszug "Marlen" und fertig. Eine wirklich sehr schöne Ausführung, die auch zum kompletten Halter paßt. Der Plastiktintenleiter (leider kein Ebonit) ist durchsichtig und färbt sich entsprechend der Tinte ein. Ein Gimmik ist das Durchscheinen dieses Tintenleiters am großen herzförmigen Luftloch.

 

1. Exemplar mit schräg sitzendem Tintenleiter
1. Exemplar mit schräg sitzendem Tintenleiter

 

Was war da los? Nun, das erste Exemplar hatte einen schräg sitzenden Tintenleiter, auch nach der Rejustage war der Tintenfluß zur Spitze (das sieht man bei dem durchsichtigen Tintenleiter ja auch) gestört. Zudem war ein Kratzen nach der Rejustage nicht wegzubringen. Ein kurzer Kontakt mit dem Internetfachhandel, retour und schnelle Lieferung eines neuen Exemplares: vorbildlicher und freundlicher Service. Der Halter kommt, wie so oft, von La Couronne du Comte aus Tilburg, Niederlande. Ich möchte für die Firma keine Werbung machen, aber ich bin dort sehr zufrieden und man hat immer wieder sehr gute Produkte (die ich zum Teil in Deutschland gar nicht bekomme) zu sehr guten Preisen. Der deutschsprachige Service und die schnelle Lieferung kommen hinzu. Danke, Herr van Doornmalen. 

 

Ich gebe es ehrlich zu: Ich hätte nicht gedacht, daß das zweite Exemplar so gut schreibt, eher im Stil eines alten Schreibers, auch wenn merklich die Goldfeder fehlt. Mit der Aurora blau kommt er sehr gut zurecht und ich werde diese auch weiterverwenden. Mit dieser Tinte gibt es keine Gefahr einer Einfärbung des klaren Tintenleiters!

 

Wie man im Schriftbeispiel sieht, ist das eine feine Feder, nicht übermäßig fein, aber kein Medium. Es wird ohne Flex durch eine gewisse Strichvariation ein lebendiges Schriftbild bei minimalem Druck erzeugt. Der Tintenfluß ist gut. Eine Anschreibschwäche (z. B. durch Überpolitur) hat er nicht. Ich kenne die Aurora blau so lange und sie hat hier eine schön gesättigte Farbe. 

 

Die Schleifen zeigen die Strichvariation und das Gitter die Strichbreite bei zunehmendem Druck (extremer ist unsinnig und wurde vermieden). Es muß aber klar sein, daß man schon Druck braucht, eine flexible oder auch nur teilelastische Feder ist das nicht. Wer die Feder produziert, konnte ich noch nicht herausfinden, vielleicht gelingt es mir noch.

 

Ein Pilot Falcon Metal ist eindeutig elastischer. Dessen 14-K-Goldfeder kommt zudem in SF, SM und SB (in Japan auch SEF für "soft extra fine"). Der Tintenfluß, die Austrocknungssicherheit, das Verhalten im Flugzeug des Aleph werden nachberichtet. Ich wollte aber nicht versäumen, diesen interessanten Füller bereits jetzt vorzustellen. 

 

Für wen kommt der Aleph in Frage? Gehen wir mal davon aus, daß er in Funktion und Haltbarkeit überzeugen wird, so ist die Konstruktion mit guter Länge und Dicke, mit guter Balance und gutem Handgefühl auch preislich akzeptabel, selbst wenn man die prinzipiell preisgünstige Stahlfeder anrechnet. Der Kolbenfüllmechanismus und die schöne Gestaltung bis ins Detail kommen hinzu. Für Freunde alter Federn und vor allem flexibler Ausführungen geht die Ankündigung aber zu weit. Eine elastische oder gar flexible Feder ist das nicht und ein Noodler´s Ahab hat z. B. eine weitaus elastischere Feder oder der Pilot Falcon bzw. der Pilott Justus 95. 

 

So bleibt der Eindruck eines besonderen Halters eines eher außergewöhnlichen italienischen Herstellers, der außerhalb des üblichen Einerlei steht. 

 

Ich hoffe, der Beitrag hat euch Lesern gefallen. Viele Grüße an einem heißen Julitag!

Euer Thomas

 

19. Juli 2014

Kommentare: 7
  • #7

    pens-and-freaks (Montag, 27 Oktober 2014 19:40)

    https://www.youtube.com/watch?v=hqv16MELRTM&list=UUeWDDbfQxKv0Cgq_UNpwYpA

    Video von SBRE Brown 10/2014

  • #6

    pens and freaks (Mittwoch, 22 Oktober 2014 00:30)

    Der Aleph ist repariert wieder ds. Er funktioniert einwandfrei. Seht guter Service aus Holland - wie immer. Einen solchen Halter würde ich nur mit solchem Service im Hintergrund kaufen. Einige Wo. war er weg, dasist für einen italienischen Hersteller sogar sehr gut.

    Ich bin froh über den Aleph, mag ihn sehr.

  • #5

    pens-and-freaks (Donnerstag, 25 September 2014 22:32)

    Der Aleph ist auf dem Weg zurück zu mir. Ich bin sehr gespannt. Ich bin der festen Überzeugung, daß das letztlich ein Liebhaberstück sein wird wie z. B. der Stipula T-Flex. Nicht so ganz für den (harten) Alltag geeignet und auch nicht als schöner zuverlässiger Gelegenheitsschreiber. Mal sehen. Ich werden weiter berichten. Die Idee, wie bei italienischen Modelle so oft, ist sehr gut und kreativ. Das ist so wie Nissan oder Alfa Romeo — Herz oder Verstand?

  • #4

    pens-and-freaks (Mittwoch, 17 September 2014 22:05)

    Mein Aleph hat eine braune Stelle am oberen Clipteil zum Corrpus (Steg). Hier hat man offenbar die Verchromung vergessen. Mein Fachhändler wird auch dies lösen. Aber die Materialverarbeitung und Durchsicht vor Verlassen der Produktion sind wohl eher Zufall.

  • #3

    pens and freaks (Samstag, 26 Juli 2014 22:47)

    Bitteschön, Horst. Ich finde, es war eine sehr gute Idee, sich mit Hilfe eines kleinen Herstellers einen klassischen Füller fertigen zu lassen. Ein solches Modell wollte ich euch Lesern daher auch nicht vorenthalten.
    VG Thomas

  • #2

    Horst (Samstag, 26 Juli 2014 16:05)

    auch von mir herzlichen Dank für die Präsentation eines Füllfederhalters, der dem Licht der (weiteren) Öffentlichkeit entzogen ist.

  • #1

    Lucius (Montag, 21 Juli 2014 21:09)

    Hallo Thomas. Vielen Dank für Deinen Beitrag über einen sehr interessanten FH. Im Design gefällt er mir sehr. Die Stahlfeder ist eine Augenweide. Nochmals danke