Die Kurve macht den Unterschied: die wundervolle Waverly-Feder
Die Kurve macht den Unterschied: die wundervolle Waverly-Feder

Pilot "Waverly* Nib": Die Sache mit dem Schwung

*to waver = dt. schwanken, wanken, schweben


Der Pilot Custom 742 ist in Japan ein ganz gewöhnlicher zigarrenförmiger schwarzer Füllhalter mit einer 14-K-Goldfeder der Größe 10 (die 15er ist die größte z. B. im 823 oder 743). Im Custom 742 und auch im Custom Heritage 912 wird eine sehr große Federauswahl angeboten, darunter die "Waverly Nib" oder auch "WA Nib". 


Leider sind Füllhalter und Die WA-Feder überhaupt nichts Alltagliches, ganz im Gegenteil. Man bekommt den 742 hierzulande nicht und Pilot-Produkte sind eh in Europa sehr teuer. Über amazon.de bekommt man diese Halter um 140-150 EUR einschl. VK direkt aus Japan.


Mit einem 742er mit einer SF-Feder bin ich sehr zufrieden, auch einen Stub habe ich. Die WA-Feder sollte es nun sein. 


Es folgen die üblichen Impressionen, die Beschreibungen zum Halter selber möchte ich kurz halten:

  • Länge 14,5 cm
  • ohne Kappe 12,8 cm
  • mit aufgesteckter Kappe 16 cm
  • Federlänge 2,2 cm
  • Füllsystem: Con 70 (Pumpkonverter, mitgegliefert
Die übliche Box und die üblichen Utensilien. Aber das reicht ja auch. Wichtig: Der Konverter ist dabei.
Die übliche Box und die üblichen Utensilien. Aber das reicht ja auch. Wichtig: Der Konverter ist dabei.
Kappe, Federeinhait mit Griffstück und gestecktem Con-70-Pumpkonverter. Der Kunststoffschaft läuft leicht und sicher im Metallgewinde, das zur sicheren Verbindung einen Gummiring trägt.
Kappe, Federeinhait mit Griffstück und gestecktem Con-70-Pumpkonverter. Der Kunststoffschaft läuft leicht und sicher im Metallgewinde, das zur sicheren Verbindung einen Gummiring trägt.
Typisch Pilot: Tropfen-Clip und Zigarrenform. Schraubkappe, die fest sitzt und die Tinte frisch hält. Der Aufkleber, wie gerne bei Pilot, hat einen widerlichen Klebstoff, den man in einigen Minuten mit Spüli entfernen muß. Hey, das geht doch viel besser!
Typisch Pilot: Tropfen-Clip und Zigarrenform. Schraubkappe, die fest sitzt und die Tinte frisch hält. Der Aufkleber, wie gerne bei Pilot, hat einen widerlichen Klebstoff, den man in einigen Minuten mit Spüli entfernen muß. Hey, das geht doch viel besser!

Also die  Feder ist es: Eine Feder der Schriftbreite FM, würde ich sagen. Rigide, Federschenkel am Spitzenende nach oben, also zum Schreibenden hin oder dem Papier entgegengesetzt, gebogen. Daraus resultiert ein ganz weiches, aber nicht überglattes, Schreibgefühl, das ich als überragend bezeichnen kann. Der mit Iroshizuko Shin-kai gefüllte Halter schreibt sofort kräftig und saftig an, setzt nie aus und schreibt und schreibt. Tintenfluß des üblichen Spritzkunststoff-Tintenleiters, der bei Pilot eigentümlich bläulich aussieht, ist ganz exzellent. Die Federspitze stützt sich am Papier gleichsam ab und sorgt für eine sehr ruhige Federführung. Die Schriftprobe:

Die Federbreite variiert natürlich mit der Tinte. Eine Standardtinte dürfte schmaler laufen. Aber in einem Pilot darf es auch eine Iroshizuko sein. Die Shin-kai sieht sehr schön und leuchtend aus, sehr guter Tintenfluß, schönes Shading, spannendes Bild. Kein Flex. P = mit Druck und zunehmendem Druck. NP = ohne Druck; SP = wenig bis mäßig Druck; D= downstroke und C = Crossstroke. H = hoch gehalten und L = tief gehalten, flacher Schreibwinkel


Man sieht, daß Quer- und Längsstrich unterschiedlich breit sind, die rigide Feder auf Druck mehr Tinte abgibt, aber keine elastische Feder ist. Sie gleitet ohne jeden Druck elegant und nicht glasig über das Papier, ist dabei für eine Pilot-Feder sehr ruhig. Die Federbreite entspricht der typischen rigiden FM von Pilot, das ist schon ein nach deutschen Maßen breiteres F. Und es ist weit entfernt von einem rigiden Pilot-F.


Fazit:

Diese Halter sind recht gut balanciert, eher leicht (aber nicht zu leicht) und nicht zu dick und auch ausreichend lang. Man verkrampft nicht mit der Hand. Für einen weiten Benutzerbereich dürfte sich dieser Eindruck einstellen. Die Platinum 3776 Century sind dem gegenüber recht kurz. Der große Pumpkonverter ist hochwertig und funktionell in Ordnung. Die Verarbeitung sehr gut und sehr routiniert. Am Schaftende leistet man sich immer bei diesen Serien einen Grat vom Spritzen her, der nicht sein müßte. Aber wichtig ist es auch nicht. Wichtiger ist, daß das Gewinde sauber läuft und der Clip sich gut anbringen läßt. Die Feder selber ist eine Offenbarung für Freunde von Federn, die wunderbar gleiten sollen und kein Verkanten kennen, eine sehr gute Führung durch die Biegung schätzen und Federn, die für alle Schreibhaltungen geeignet sind. 

Solche Feder kannte man früher von Sheaffer, auch die Inlaid Nibs haben eine leichte Kurve, wenn auch nicht die Art der Ausarbeitung des Schreibkornes. Ich denke, Justage und Schliff erfordern Können in der Produktion. Ich jedenfalls bin überaus zufrieden mit dieser Feder und diesem mit bekannten Füllhalter, der routiniert und hochwertig konstruiert und gefertigt ist. Sein Geld ist er mehr als Wert. Wer es moderner mag, könnte auch am 912 gefallen finden. 


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Kommentare: 2
  • #1

    Hans-Joachim (Donnerstag, 16 Mai 2019 00:52)

    Ganz herzlichen Dank für diese lesenswerte und informative Vorstellung. Da ich nach wie vor immer wieder auf die Pilotfedern zurückkomme und auch schon einige unterschiedliche ausprobiert habe, empfinde ich gerade die feinen als ganz besondere Federn, sei es im Capless oder im 823 - von der SEF ganz zu schweigen. Auch wenn die von Dir beschriebene Wawerly sehr reizvoll klingt, fände ich einen ausführlichen Bericht zu einer PO (Posting) mehr als spannend.
    Mit vielen Grüßen
    Hans-Joachim

  • #2

    Pens and Freaks (Donnerstag, 16 Mai 2019 08:04)

    Danke, Hans-Joachim. Die PO habe ich in einem Custom 912 Heritage. Stelle ich gerne vor. Viele Grüße Thomas