Aurora Ottantotto (88) von 1947

 

1947 kam der 88 der italienischen Marke Aurora in den Handel. Ohne Zweifel war er inspiriert vom Parker "51", der auch in Italien Furore gemacht hatte. Der vom großen italienischen Designer Marcello Nizzoli gestaltete 88 wurde in der Werbung als "wunderschön und treu" beschrieben.

 

Typisch ist die Metallsteckkappe und der Kunststoffschaft. Die Kappen bestanden hier aus Mesing mit Nickel/Silber-Beschichtung, vergoldet, aus Silber oder aus Massivgold. Neben Zelluloid dürfte bei den Füllgriffen auch Hartgummi zum Einsatz gekommen sein. Bei den heute angebotenen Modellen sind diese bräunlich verfärbt, wie es für Hartgummi typisch ist. Das hochwertige Zelluloid strahlt wie am ersten Tag.

 

Die hochelastische 14-K-Goldfeder ist teilverdeckt, ein Ring zwischen Griffstück und Corpus hält, ähnlich wie beim "51" die Steckkappe sehr sicher und ganz fest auf dem Halter. Hier die Ausführung Silber-Nickel-plattiert.

 

"Imprint" auf dem Griffstück

 

Die Feder hat enorme Fähigkeiten. Ähnlich wie bei der Sheaffer-Einlegefeder "Inlaid Nib" ist sie nach oben gebogen. Dies kommt einer sicheren Führung und den Schreibeigenschaften der Feder sehr entgegen. Im Gegensatz zur rigiden "Inlaid Nib" ist diese Feder sehr exakt, nicht weich, aber wunderbar elastisch.

 

Das Schreibvermögen der saftigen Feder ist als ausgesprochen hochwertig und komfortabel zu bezeichnen. Kein Abreißen des Tintenflusses bei starkem Druck. Der Kolbenfüller mit einem breitem Sichtfender hat eine hohe Füllmenge und trocknet nicht aus. Die Auslaufsicherheit des Kolbenfüllers ist jedoch nicht immer befriedigend. Man sollte den Halter aufrecht mitnehmen. Sonst läuft er aus und beschmutzt das vordere Ende des Griffstücks. Wenn man ihn nicht legt, z. B. in einer Tasche, dann ist er auch bei sommerlichen Temperaturen sicher. Erfahrungen im Winter bei Temperaturwechseln zwischen innen und außen stehen noch aus.

 

Der zierliche und recht leichte (aber nicht zu leichte) Halter ist auch ohne (sicher aufsteckbare) Kappe nicht zu kurz und ist sehr gut ausbalanciert.

 

Nach einigen Jahren wurde der 88 leider im Design verschlimmbessert, die kantigere Kappe paßt nun nicht mehr zum eleganten und geschmeidigen Corpus. Ende der 80er kam der 88 zurück, jetzt aber mit frei stehender Feder und der typischen Zigarrenform, wie man sie von anderswo kennt.


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Kommentare: 3
  • #1

    pens-and-freaks (Dienstag, 02 August 2016 21:41)

    Das ist meiner Meinung nach einen Kommentar wert. Die Feder ist wirklich außergewöhnlich in Führung und Elastizität. Dabei kann man auch mit wenig Druck ganz leicht schreiben. Die Feder ist überhaupt nicht weich.

  • #2

    MichaelSon (Sonntag, 26 November 2023 14:44)

    Danke für den hilfreichen Bericht.
    Ich suche schon länger nach einem Halter mit einer flexiblen Feder, hatte aber bisher noch keine brauchbare Lösung gefunden.
    Ich probiere diese mal.
    Welche Tinte wurde für diesen Bericht verwendet?

  • #3

    Pens and Freaks (Sonntag, 26 November 2023 17:28)

    Bitteschön. Wahrscheinlich Aurora blu. Ist schon 7 J her. Viele Grüße Thomas