Diamine Oxblood - ein Update

Update einer Tinte? Kann man so etwas machen. Was soll es da Neues geben? Eine gute Frage, aber einzigartige Tinten verdienen ein Update.

 

Dazu gehört ohne jeden Zweifel die Diamine Oxblood, die unter den Hunderten von Tinten und den über 100 Tinten der englischen Firma Diamine (gegründet 1864) unverändert eigenständig geblieben ist. Ich kenne jedenfalls keine andere entsprechende Tinte. 

 

Sie hat Anteile von Braun und Rot, je nach Halter und Fluß ist sie mehr monoton oder zeigt eine gewisse Lebendigkeit. 


Nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen, hat diese Tinte Eindruck hinterlassen. Sie ist als Korrespondenztinte, gerade mit cremefarbenem Papier, aber auch auf Weiß sehr gut geeignet. Sie ist teils braun und teils kommt das Rot durch. Dann ist sie am lebendigsten, insbesondere, wenn dunklere Töne das Schriftbild weniger eintönig machen. Dazu lohnt es sich, verschiedene Halter zu probieren. Mit meinem Pilot Custom Heritage 912, Soft Fine hat er offenbar einen sehr guten Partner gefunden. Mit der EF-Falcon-Feder eines Delta Dolce Vita Soiree zeigt die Oxblood mehr Monotonie, zu viel "Filzstift" verträgt sie nicht. Zuviel oder unkontrollierter Fluß darf es aber auch nicht sein. Dann läuft die hochgesättigte und sehr gut fließende, und somit typische Diamine-Tinte (80 mL um 8 EUR oder 30 mL für unter 4 EUR, 10/2015) zu klotzig. Feinheit und guter Fluß steht ihr sehr gut. Sehr breite Federn setze ich mit ihr nicht ein, da ich sie für Unterschriften nicht gut einsetzen kann. Oder doch? Für meinen Beruf paßt es nicht so oder besonders gut? Naja ...

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Ein wichtiger Ansatzpunkt ist immer wieder mein Brunnen-Kalender. Hier zeigt die Tinte mit dem Pilot sehr schönes Shading ins Rötliche und drückt, ich darf das ungezeigt anfügen, auch wenig durch. 

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Auf dem, hier nicht sonderlich sichtbaren, cremefarbenen Moleskin-Papier ist ja jede Tinte nicht gut. Viele Tinten fiedern wesentlich mehr und auch das Durchdrücken ist durchschnittlich, am ehesten an den Ansatzstellen oder bei stärkerem Drücken. Ein an sich gutes Ergebnis auf einem problematischen Papier

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Der Papierausstrich zeigt die gute, aber nicht extreme Sättigung und andeutungsweise das Shading der Oxblood. 

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Und so sieht das auf Clairefontaine 90 aus mit der Pilot-Feder. Ein, wie ich finde, lebendiges Schriftbild. Die wasserlösliche Tinte, die einen nur ordentlichen Pflegeaufwand hat, macht einen guten Eindruck. Man sollte nur beachten, daß solche doch recht prigmentreiche und tendenziell rote Tinten mehr abfärben können, aber nicht müssen. Ich hatte die Tinte nicht länger in einem Demonstrator. 

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Zusammenfassende Beurteilung:

Keine gleicht ihr, der Oxblood von Diamine. Wer sie mag und den passenden Halter hat, kann sehr viel Freude an dieser wasserlöslichen, manierlichen Tinte haben, die nicht ganz schmal, aber doch nicht so breit läuft. Man kann sie sehr fair im 30-mL-Kunststoff-Behälter erhalten und evtl. aufrüsten auf den 80-mL-Glasbehälter. 


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Kommentare: 7
  • #1

    Mark (Sonntag, 16 Mai 2021 15:24)

    Hallo,
    ich mag die Tinte ebenfalls recht gerne, habe aber das Problem, dass die Oxblood in bisher all meinen verwendeten Füller eingetrocknet ist (bei täglicher Nutzung) und in zwei Fällen auch Verkrustungen an der Feder und Tintenleiter hinterlassen hat.
    Allerdings habe ich bisher nur Patronen verwendet, daher würde mich interessieren, ob dieses Problem auch bei anderen Leuten aufgetreten ist und ob dies ggf. nur bei den Patronen der Fall ist.

  • #2

    Pens and Freaks (Sonntag, 16 Mai 2021 16:53)

    Hallo Mark! Ich habe die Oxblood schon länger mit einer Füllung in einem Sailor 1911 large. Aus dem Faß. Bekannt sehr gute Kappenabdichtung des Sailor. Keine Verkrustung, kein Eintrocknen. Diese Diamine hat eine hohe Farbsättigung, ist aber farblich einzigartig.
    In welchem Halter läuft die Oxblood?
    Viele Grüße Thomas

  • #3

    Mark (Montag, 17 Mai 2021 08:55)

    Hallo Thomas,
    vielen Dank für die Antwort! Ich habe diverse Patronenfüller ausprobiert, u.a. einen Writink (M), Ondoro (F) und Loom (F) von Faber-Castell, P 205 von Pelikan, ein altes Luxor Modell aus den 70ern und einen Herlitz Tornado aus den späten 80ern.
    Bei allen Faber-Castell Modellen hatte ich Verkrustungen und die Tinte lief überhaupt nicht, der Pelikan schrieb ok, hatte aber auch Verkrustungen, Luxor und Herlitz liefen ebenfalls eher schlecht. Eintrocknen trat bei allen Füllern auf.
    Faber-Castell und Diamine scheint ja generell eine etwas schwierige Kombination zu sein, aber der Pelikan und insbesondere der Herlitz Schulfüller (den ich sonst nur zum Testen schwieriger Tinten verwende) kommen eigentlich mit allen Tinten gut klar, daher hat mich das Ergebnis schon ziemlich überrascht. Die Oxblood wird ja eigentlich generell sehr gelobt und empfohlen und ich habe von derartigen Problemen auch noch nie gehört, daher vermute ich, dass das Problem vielleicht wirklich nur bei den Patronen auftritt.
    Trotzdem bin ich jetzt natürlich etwas vorsichtig geworden und überlege, ob ich wirklich eine Füllung aus dem Faß mit einem meiner besseren Halter riskieren will.

  • #4

    Pens and Freaks (Montag, 17 Mai 2021 11:46)

    Wenn Dir die Tinte gefällt, würde ich mit Faß 30 mL und einem gut abschließenden Halter probieren.
    Halt uns doch gerne auf dem laufenden.

    Viele Grüße Thomas

  • #5

    Mark (Mittwoch, 19 Mai 2021 14:23)

    Hallo Thomas,

    ja, ich denke, ich werde es mal mit einem 30 ml Faß riskieren, die Kosten sind ja recht überschaubar. Gebe dann gerne Rückmeldung, ob sich das Problem ebenfalls zeigt.

    Viele Grüße
    Mark

  • #6

    Gregor (Samstag, 22 Mai 2021 21:43)

    Moin Mark,
    die Oxblood ist seit Jahren meine Standardtinte und bewährt in verschiedenen Füllern deutscher, italienischer, amerikanischer, und auch japanischer Herkunft.
    Immer aus dem Glas, und dann bei Kolbenfüllern und Konvertern völlig problemlos, auch bei längerer Nichtbenutzung.
    Nur auf einer Delta-Feder (die Edelstahl sein sollte) führte die Tinte zu Ausblühungen, die nach Korrosion aussahen. Keine Ahnung, was da passiert war - aber das ließ sich einfach wegpolieren mit etwas Zahnpasta.
    Bei anderen Füllern mit Gold-, Edelstahl- oder Titanfeder habe ich nie etwas ähnliches beobachtet.

    Nur beim Tintenwechsel auf andere Farben musst du dich auf viele Spülgänge einstellen. Die ist schon sehr farbintensiv.... aber sie löst sich auch gut und verklebt nichts.

    Gruß von der Küste
    Gregor

  • #7

    Mark (Freitag, 04 Juni 2021 14:10)

    Hallo Gregor,
    vielen Dank für die zusätzlichen Eindrücke.
    Ich habe mittlerweile auch ein Glas erstanden und schon etwas probiert und tatsächlich scheint es bei den Kolbenfüllern keine Probleme zu geben. Mit Konvertern klappt es auch gut, nur bei den Faber-Castell Füllern will sich der Tintenfluß nicht so recht einstellen, aber Diamine scheint sich generell nicht gut mit Faber-Castell zu vertragen, ähnliche Schwierigkeiten hatte ich auch schon mit anderen Farben. Verkrustungen/Ausblühungen habe ich allerdings weiterhin vereinzelt, allerdings lassen sich diese tatsächlich recht problemlos entfernen, trotzdem natürlich unschön und ein Grund für mich, die Tinte in hochwertigeren Füllern nicht zu verwenden.
    Alles in allem aber eine riesige Verbesserung gegenüber den Patronen, wobei mich schon interessieren würde, ob ich da einfach Pech hatte oder es bei Diamine tatsächlich Unterschiede je nach Abfüllungsart gibt.

    Viele Grüße
    Mark