Tintenbetrachtung: Montblanc Burgundy Red

von Erasmus 4/2016

Teil 1


Danke, Erasmus. Wieder eine Hilfe zur Komplettierung der MB-Tinten. Wie Du weißt, ist diese Tinte nicht so meins. Ich war mit dem Tintenfluß nicht so zufrieden wie Du und die Farbe ist mir zu dreckig stumpf. Ich werde gelegentlich eine Schriftprobe bringen.

 

Vielen Dank und viele Grüße

Thomas


Tintenbetrachtung: Montblanc Burgundy Red

von Pens and Freaks 4/2016

Die Burgundy Red gehört zu den acht Standardtinten, die in Österreich für Montblanc hergestellt werden. Dazu gehören:

  • Mystery Black
  • Royal Blue
  • Midnight Blue
  • Irish Green
  • Lavender Purple
  • Toffee Brown
  • Oster Grey
  • und eben die Burgundy Red

Die Tinte wird in der typische schuhförmigen 60-mL-Flasche mit ihrer praktischen Reservoir-Funktion für EUR 14,80 (4/15) oder in Patronenform (8 Standardpatronen 0,75 mL) für EUR 4,10 angeboten. Aufgrund der nach wie vor (recht) guten Verbreitung von Montblanc im Fachhandel, in Kaufhäusern und in Spezialgechäften, kann man die Tinte eher einfach erwerben. 

 

Die Tinte habe ich bereits seit dem Vorjahr. Der erste Kontakt verlief nicht so gut. Mir hat sie in Fluß und Farbe nicht so zugesagt. Nun folgt der "Second Look", nachdem Erasmus die Tinte betrachtet hatte (siehe oben). Ihm gefällt sie außerordentlich gut und er benutzt sie regelmäßig. Daher ist seine Einschätzung sehr wichtig. Und meine folgt nun. 

Für den Beitrag habe ich mir eine besondere Feder ausgesucht, eine FA-Feder in einem Pilot Custom Heritage 912. Diese auch Falcon genannte Feder (obwohl nicht identisch zu den im Pilot Falcon eingesetzten Federn) ist semiflexibel und erlaubt eine beträchtliche Strichvariation. Bekannt ist sie aber auch für ihr tintenselektives Verhalten mit der Neigung zum "Railroading", wie man es oben bei den "Figures of eight" gut erkennen kann. In bezug auf Tintenfluß und Schattierung empfand ich diese Kombination aber ungekehrt als sehr aufschlußreich. 

 

Man sieht deutlich das sehr ausgeprägte Shading und das an sich doch befriedigende Laufverhalten mit dieser saftigen, aber auch durchaus kritischen Feder. Der 8er-Test ist nicht gut, das ist er aber meist nicht. Die Tinte ist wasserlöslich und läßt sich sicherlich auch gut reinigen. 

 

Der feine Lauf und die damit prägnante Linienführung sind Argumente für diese Tinte. Im Ausstrich, der mir viele Informationen mit geringem Aufwand gibt, sieht man den mittelstarken, aber durchaus recht fließfreudigen Charakter, Der mittelgradige Tintenfluß läuft komplett von links nach rechts durch. Das Shading mit Farbvariation ist nicht zu erkennen. Erkennen kann man aber bereits den leicht trüben Touch dieser Bordeaux-Rot-Tinte mit roten und auch kräftigeren Blautönen. 

Man möge mit diese abendliche Aufnahme verzeihen, die das Bild recht bräunlich werden läßt. Die Farben der Papierchromatographie sind aber recht stimmig. Links die Montblanc Burgundy Red und rechts die bekannte J. Herbin Rouge Opéra, die ein sehr klares Bordeauxrot abgibt. Man sieht das komplexe Bild der MB-Tinte mit kräftigem Blaugrau, zarterem Grün und einem kräftigeren Knallrot. Die Herbin-Tinte wiederum zeigt ein recht homogenes angedeutetes Weinrot mit wenigen mittelblauen Tönen. Das Schriftbild wird dadurch gleichförmiger, weniger komplex als bei der MB. Dadurch ist es auch zu erklären, daß bei wenig Fluß die Tinte ein eher zartes Rosa und bei kräftigerem Einsatz ein fast auberginefarbenes Bild abgibt. Das mag man nun mögen bzw. der Füllhalter mag dies komplex herausarbeiten.


Zusammenfassende Beurteilung:

Die Burgundy Red gehört zum Standardprogramm der MB-Tinten. Bei mittelgradigem, eher gemäßigten Fluß zeigt sie je nach Tintenfluß ein komplexes Farbbild, das vom Zartrosa zum Aubergine reicht. Ich könnte mir in einem alten Halter ein noch wesentlich gesättigteres Farbbild vorstellen. Die Tinte ist es auf jedem Fall wert, beachtet zu werden und sie hat zahlreiche Freunde gefunden. Der Preis ist MB-typisch eher höher angesiedelt, man bekommt aber immerhin 60 und nicht z. B. nur 45 mL Tinte. Das Tintenfaß gehört zu den besten am Markt. 

 

Ich hoffe, der Beitrag hat gefallen. Gerade bei dieser Tinte wünschte ich mir in besonderen Maße Kommentare und Schriftproben etc., damit man der Tinte von verschiedener Seite gerecht werden kann.

 

Viele Grüße

Thomas


Teil 1

 

 

von Erasmus 4/16

Hei Thomas

kürzlich habe ich ja schon einmal die MB Burgunderrot vorgestellt. Daraufhin hast du deine Vorstellung hinzugefügt und gemeint, die Tinte sei moderat im Fluss.
Also ich finde die Tinte eher auf der fliessfreudigen Seite. Um das zu dokumentieren, habe ich noch eine Schriftprobe mit drei Füllern beigesteuert um das „zu belegen”. Aber um das klar zu machen, mir geht es hier nicht um Besserwisserei. Denn es ist klar, jeder empfindet den Fluss anders, da ja jeder mit anderen Füllern (und auf unterschiedlichen Papieren) schreibt.
Das gleiche gilt für den Papiervergleich. Ich meinte ja letztens, das Clairfountaine Papier sei etwas saugfähiger als das Rhodia Papier und sorge daher für einen etwas breiteren Strich. Ich finde das wirklich, denn ich sehe den Unterschied recht deutlich. Deswegen habe ich auch hier sozusagen den Beweis mitgeliefert. Die Unterschiede sind marginal, aber mE. sichtbar.
Also, um das nochmals klar zu machen, es geht mir nicht darum, deine Meinung anzuzweifeln! Und es steht dir ja frei, die angefügten Schriftproben nicht zu verwenden. Ich wäre deswegen nicht beleidigt, oder so etwas.

Geschnittener Beitrag, an anderer Stelle komplett bei Papier


Hallo Erasmus, 

 

ganz lieben Dank für Deine Ergänzungen. Passend zur Papierchromatographie zeigt die alte MB-Feder diese Aubergine-Töne. Aber auch die angedeuteten Rosa-Töne sind noch zu sehen. In dieser Konstellation gefällt mit diese Tinte gut. Alle drei Füller sind bekannt für einen eher kräftigen Tintenfluß. Das könnte dieser Tinte sehr entgegenkommen. Sehr schön, wenn Tinten aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen werden. Das sind dann eben Tintenbetrachtungen. Der Papiervergleich gefällt mir sehr gut. 

 

Viele Grüße

Thomas

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