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Graf von Faber-Castell Midnight Blue

und andere moderne Blau-Schwarze

Blauschwarze Tinten sind im Kommen. Sie unterscheiden sich vom klassischen Schulblau, dem Königsblau und sind nicht so trist, wie es Schwarztinten nun mal sind. In der Zwischenzeit haben einige Hersteller nachgelegt und bieten uns Tinten, die nicht petrolfarben sind wie manche der Klassiker, und die auch nicht zu den Eisengallus-Tinten gehören.

 

Ausgangspunkt ist die neueste der Tinten aus dem Hause Graf von Faber-Castell, der Midnight Blue. Midnight Blue? Ja, das haben wir schon gehört. Eine Montblanc-Tinte heisst auch so seit einigen Jahren, als der60-mL-Flacon eingeführt worden war. Anfänglich eine Eisengallustinte, ist die Montblanc Midnight im Fass eine Farbstofftinte wie ihr Pendant in der Patrone. 

 

Bewährte Tinten sind die Pelikan Edelstein Tanzanite, die es auch schon einige Jahre gibt und die altbekannte Sailor Jentle Ink Blue-Black aus Japan.

 

Auch die Iroshizuko Shin-Kai von Pilot stammt aus Japan.

 

Weitere Tinten, die bei den Tinten bereits besprochen wurden, sind die Sheaffer Blue-Black und die J. Herbin Bleu Nuit.


G. v. F.-C. Midnight Blue

Zunächst stellen wir die GvFC Midnight Blue in den Vordergrund, von der man sicherlich am wenigsten weiss. Eine Tinte mit recht gutem Fluss und einer Mischung aus Grau-Blau-Schwarz mit im Vordergrund stehender Düsterkeit.

Immer ein gutes Beispiel, ein Schriftbeispiel mit der Platinum-F-Feder. Der Tintenfluss ist gut, die Sättigung gut, die Schrift scharf, das Durchbluten sehr gering. Leichte Schattierung bringt mehr Lebendigkeit. Düster ja, aber auch lebendig und randscharf. Eigentlich muss es so sein. Neben den Standardpatronen gibt es die Tinte zu EUR 25 (4/17) im schönen 75-mL-Flacon. 


Pelikan Edelstein Tanzanite

Hohe Sättigung, ähnlicher Farbtypus, vielleicht ein wenig weniger rein

Auf den ersten Blick eine sehr ähnliche Farbe. Hat F.-C. da ein bisschen zur Edelstein-Tinte geschaut? In natura wirkt die GvFC ein bisschen "reiner", die Edelstein hat manchmal auch ein klein wenig Grüntöne dabei. Die Tinte läuft aber entschieden breiter und drückt eher durch. Bei manchen Haltern wirkt sie ungewöhnlich trocken und läuft nicht so gut, das ist bei diesem Halter gar nicht der Fall. 


Montblanc Midnight Blue (non-permanent)

Ganz ähnlicher Farbton, aber weniger Sättigung. Bei den meisten Federn weniger Farbauftrag und weniger Brillanz.

Ganz bewusst hier mit einer herausragenden Feder, der Delta-Fusion-Feder. Hier spielt die MB alle Vorteile aus. Wunderschöner Farbton, sehr randscharf und nicht durchdrückend. Etwas Schattierung. Fiedern tut sie auch nicht. In dieser Kombination ist sie ähnlich souverän wie die GvFC.


Sailor Jentle Ink Blue-Black

Ein bisschen mehr Blau und gräulich-dreckige Töne. Aber eine eigene Persönlichkeit. Guter Fluss, sehr gute Deckung

Lebendiges, etwas blaueres Schriftbild, gute Sättigung, schönes Shading. Läuft minimal breiter als die GvFC und drückt ebenso nicht durch. Die Sailor haben eine verfliegenden Formalin-artigen Geruch.


Iroshizuko Shin-kai

Eie leicht andere Ausrichtung als die Sailor hat die Shin-ai, aber auch etwas dreckig im Touch. Initial strahlendblau dunkelt sie innerhalb einer Minute nach. Fliesst etwas breiter, drückt eher durch. 

Sehr schöne Kombi, die Shin-Kai mit der Waverly-Nib im Pilot Custom 742. Die mittelweite, pfannenförmig gebogene Feder gleitet ohne Geräusch und ohne Widerstand sicher und ohne Aussetzer über das Papier. Die Shin-Kai zeigt schönes Shading, läuft etwas breiter und drückt auch bisweilen leicht durch. Das ist recht typisch für die Iroshizuko-Tinten.


Wasser- und Textmarkertest

Eine gewisse Wasserfestigkeit haben alle, zumindest auf diesem saugenden Papier. Dokumentenecht, bis auf die G. v. F.-C. wird keine bezeichnet. Bis auf die MB zeigen alle ein recht kräftiges Verschmieren des wasserlöslichen Tintenanteils. Die MB ist eine normal gesättigte Tinte im Gegensatz zu den anderen. Sie bleicht stärker aus. Im Textmarker-Test überzeugen alle nicht.


Moleskine-Test

Die Shin-Kai fiedert deutlich und blutet auch leicht durch (zumindest bei dieser Federstärke). Bei allen anderen kein Fiedern oder Durchbluten


Papier-Chromatographie

Drei Tinten haben ein recht komplexes Farbmuster, die Sailor B/B hingegen ist monoton. Von li. nach re.: Pelikan Edelstein Tanzanite, Montblanc Midnight Blue (non-permanent), G. v. F.-C. Midnight Blue und Sailor Jentle Ink Blue-Black

Die Shin-Kai zeigt ein recht monotones Farbmuster mit schmalen dunkelblauen und orangegelblichen Banden.


Zusammenfassende Beurteilung

Der schnelle Leser mag nun zu folgendem Urteil kommen. Das sind doch vergleichbare Tinten. Sie sehen auch alle recht ähnlich aus. 

 

Es ist aber ganz und gar nicht so. Die GvFC sehe ich als eine sehr gelungene Interpretation, wenn man eine schiefergrau-schwarze Tinte mit wenig Blau akzeptieren kann. Die Farbdarstellung ist sehr stimmig ohne Fehlfarben und der Lauf ist überzeugend. Die sehr gute Randschärfe ohne Durchbluten und Fiedern sind sehr große Pluspunkte. Man kann sie auch zuvor in Patronenform ausprobieren. Der 75-mL-Flacon kostet stolze EUR 25 (4/2017).

 

Die Edelstein Tanzanite von Pelikan ist da sozusagen ein Vorbild. Auch düster im Charakter, vielleicht ein bisschen weniger farbkonstant (ich sehe da manchmal grünliche Akzente), überzeugt sie in ihrer guten Wasserresistenz. Sie läuft aber auch breiter, was manchen nicht stören dürfte. Preislich ist sie recht fair (wenn man das wunderschöne Glas bedenkt) und man kann zu Testzwecken die langen Pelikan-Patronen kaufen. Ich selber ziehe die feiner laufende GvFC vor. Beide Tinten lassen sich ebenso wie die MB Mignight Blue sehr einfach auswaschen.

 

Die MB-Tinte überzeugt in diesem Delta mit seiner einzigartigen, im Fluss überragend guten Fusion-Feder auf der ganzen Linie. Bei weniger guten Tintenaggregaten ist sie aber auch schnell blutärmer im Schriftbild und läuft dann auch trockener. Ansonsten eine farblich stimmige und robuste Tinte zu einem akzeptablen Preis. Auch hier gibt es Standard-Patronen zum Probieren. Randscharf und sehr gut bzgl. Fiederung und Durchbluten ist sie zudem.

 

Die Sailor Blue-Black hat einen anderen, etwas "dreckigeren" Farbton, was in den Scans nicht so ganz herauskommt. Sie ist wesentlich klebriger im Halter und muss erheblich länger ausgewaschen werden. Das Fließverhalten und die anderen wichtigen Eigenschaften wie Randschärfe, feiner Lauf, kein Fiedern und kein Durchbluten sind gut. Die GvFC ist hier vielleicht noch ein bisschen ausgewogener, aber sonst ist sie zu einem noch akzeptablen Preis eine gute Alternative.

 

Die Shin-kai läuft breiter, hat auch einen etwas dreckigeren bläulicheren Farbton und wird preislich noch akzeptabel im japanischen Versandhandel angeboten. In Europa ist sie fürchterlich teuer, zu teuer. Für Freunde der Iroshizuko-Tinten ist sie aber genau wie die Sailor eine japanische Alternative. 

 

Ich hoffe, der Vergleich hat euch gefallen.

 

Viele Grüße an Ostern

von Thomas und den Pens and Freaks


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Kommentare: 2
  • #1

    Gregor (Montag, 23 August 2021 20:10)

    Moin Thomas,
    ein sehr informativer und interessanter Bericht, danke!
    Keine Ahnung, warum darauf nie kommentiert wurde? Und wieso stolper' ich erst jetzt darüber?

    Ich mag die Shin-Kai. Im Sheaffer Legacy mit seinem sehr gutem Tintenfluß zeigt sie erst ein helles, fast leuchtendes Blau und dunkelt dann nach. Sieht eigentlich aus wie Eisengallus und macht Spaß beim Schreiben. Schöne Farbe und shading.

    Gruß von der Küste
    Gregor

  • #2

    Pens and Freaks (Donnerstag, 26 August 2021 12:31)

    Danke, Gregor, für Deinen Kommentar. Haben natürlich viele gelesen. Ich finde diese Tinte auch spannend, sie läuft ein bißchen breit. Hatte sie immer in einem Pilot Custom 742 mit Waverly Nib (WA).

    Viele Grüße Thomas