Eisengallus- und Pigmenttinten (Teil 1)

Dokumentenechte Tinten?

Bietet Pelikan dokumentenechte Tinte an, die nicht im Laufe der Jahre verblasst?

 

Wir haben drei Tinten bzw. Tuschen im Sortiment, die - in unterschiedlichem Maß - lichtecht sind. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Bestandteile innerhalb der Tinte, die für die lange Stabilität verantwortlich sind, den Tintenleiter (der unter der Feder sitzt) oder das Tintenreservoir verkleben können, wenn die Tinte eintrocknet.

 

Scribtol

Die stabilste Tusche im Sortiment ist die „Scribtol“, unsere Artikelnr. 221 135.

 

Sie ist aus dem o.g. Grund (Farbpartikel, Ruß) für Füllhalter nicht geeignet, jedoch für alle Zieh- und Zeichenfedern. Sie ist deckend und lichtecht, d.h., eine dokumentenechte Tinte. Zum Schreiben träufelt man die Tinte auf die Feder.

 

Fount India®

Ein Kompromiss ist die Tinte „Fount India“, unsere Artikelnr. 221 143. Sie ist deckend und lichtbeständig, d.h. ebenfalls eine dokumentenechte Tinte, mit fast gleicher Lichtbeständigkeit wie die Scribtol Tusche, da sie auch Ruß enthält (jedoch in geringerer Menge als die Scribtol Tusche). Sie kann in  Kolbenfüllhaltern verwendet werden, solange unbedingt darauf geachtet wird, dass die Tinte im Füllhalter nicht eintrocknet oder gar ganz antrocknet. Ein regelmäßiges Ausspülen des Füllhalters mit kaltem Wasser ist hier unabdingbar.

 

4001 blau-schwarz

Die unkomplizierteste Tinte, die dennoch relativ lichtecht ist, ist die Tinte „4001 blau-schwarz“, unsere Artikelnr. 301 028. Sie ist eine Eisengallustinte, was sie weitaus stabiler macht als z.B. 4001 königsblau oder brillant schwarz, aber durch spezielle Rohstoffe kann sie gleichzeitig unproblematisch in Kolben- oder Patronenfüllhaltern verwendet werden. Im zeitlichen Verlauf ändert sich der Farbton von Blau nach Grau, aber sie bleibt sichtbar. Sie ist jedoch nicht ganz so lichtecht wie die Fount India Tinte. Tintenfraß (d.h. das Zersetzen des Papieres durch die Tinte) ist bei dieser geringen Konzentration von Eisengallus keine Gefahr.

 

Es ist schwer zu sagen, nach wie vielen Jahren die Tinten ausbleichen, da dies von vielen Faktoren abhängt, z.B. vom Tintenfluss (war es ein schmaler oder ein breiter Tintenstrich), vom Papier (wie saugfähig war es) und von der Bestrahlung (wieviele Stunden wurde es dem Licht ausgesetzt), daher können wir keine allgemeinen Aussagen hierzu treffen.

 

Weiterführende Hinweise gibt es im Internet, z.B. auf dieser Seite: http://de.wikipedia.org/wiki/Eisengallustinte

 


Oben ein sehr gutes Zitat von der Pelikan-Webseite, in der der Hersteller, der nach wie vor seine Tinte selber macht, auf diese zunehmend häufigere Frage der Kunden eingeht und es sehr gut erklärt.


Früher waren alle Tinten sozusagen dokumentenecht. Sie hatten u. a. Gummi arabicum und Eisengallus (EG) als Bestandteile. Mit dem Aufkommen von Füllfederhaltern und Anilinfarben änderte sich das Bild nachhaltig. Heute sind die meisten Tinten Farbstoff-Tinten, die meisten wasserlöslich, für den Schulbereich auch "killerbar". Die klassische Königsblaue, allen voran die Pelikan 4001 Königsblau, stehen gleichsam als Begriff für Tinte schlechthin. 

 

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden die klassischen Eisengallus-haltigen Tinten (die für Füllhalter geeignet sind) mehr und mehr ersetzt. Mehrheitlich hat man auch darauf verzichtet, den Begriff Eisengallus zu erwähnen oder spezielle Reinigungshinweise für Füllhalter mitzugeben. Mit der Lamy Blau-Schwarz und der Montblanc Midnight Blue verschwanden zudem in den letzten Jahren weitere bekannte Tinten dieser Machart. Dennoch haben sich diese EG-Tinten einen eigenen Ruf erhalten, der sogar dafür gesorgt hat, dass neue Firmen sogar eine große Anzahl solcher Tinten (KWZ Inks in Polen) anbieten. 

 

Heute haben wir daher die Klassiker und die bekannten Urkundentinten auf der einen Seite und neue Tinten auf der anderen. EG-Tinten sind hipp oder gefürchtet oder werden traditionell eingesetzt für Dokumente. Eine kleine Aufstellung zeigt die verschiedenen Tinten, die jeweils unter diese Überbegriffe fallen:

 

Klassische Urkundentinten:

  • Gutenberg G10 Urkundentinte Schwarz
  • Diamine Registrar´s Ink
  • ESSRI (Ecclesiastical Stationary Supplies Registrars Ink) Blue/Black
  • Pharmacist´s Urkundentinte

Klassische EG-Tinten:

  • Pelikan 4001 Blau-Schwarz
  • Platinum Blue-Black
  • Rohrer und Klingner Eisen-Gallus-Tinte "Salix" und "Scabiosa"
  • Akkerman Ijzer Galnoten

Neue EG-TInten:

  • KWZ Inks in großer Auswahl

EG-Tinten haben ihre Eigenarten wie Oxidierung am Schreibgerät,  trockener Fluß, eingeschränkte Farbauswahl (zumindest bis zum Auftreten von KWZ Inks), eingeschränkte komplette Beständigkeit der Tinte unter bestimmten widrigen Einflüssen und (abhängig von der EG-Haltigkeit) Säure und Papierfraß über die Zeit (Jahrzehnte bis Jahrhunderte). Daher hat man sich in den letzten 20 Jahren bemüht, Pigmenttinten zu entwickeln, bei denen die feinen Pigmente sich im Papier selbst festsetzen. Bei den EG-Tinten sind es ja die oxidiernden EG-Bestandteile, die sich fest auf dem Papier verankern. Solche Pigmenttinten (ob man sie nun als Nano-haltig bezeichnet oder nicht) werden weniger für ihre Eigenschaften gewählt, sondern wegen der Funktion einer hohen Beständigkeit unter Einfluss von Wasser, Licht, Chemikalien oder mechanischen Irritationen. Zudem sollen sie gut fließen und in gewünschten Farben angeboten werden können. Sicherlich aufgrund von entsprechenden Entwicklungskosten sind diese Tinten zudem teuer anzubieten. 

 

Auswahl an Pigmenttinten:

  • de Atramentis Dokumententinte in verschiedenen Farben, u. a. Schwarz, Blau und Dunkelblau
  • Platinum Carbon Black und Platinum Pigment Blue (auch Rose Red und Sepia)
  • Montblanc Permanent Ink Schwarz und Blau
  • Rohrer und Klingner dokumentus in verschiedenen Farben u. a. Schwarz, Hellblau und Dunkelblau
  • Sailor Sei-Buko (Blau-Schwarz) und Kiwa-guro (Schwarz)
  • Noodler´s Eternal und Bulletproof Inks (viele verschiedene Farben)

Daher kann man die Vor- und Nachteile der Tinten in etwa so zusammenfassen:

 

EG-Tinten:

  • Pro: Preis, randscharfes und "hartes", oft auch lebendiges Schriftbild, wie eingebrannt unter verschiedenem Papier, kein Durchbluten
  • Contra: trockener Lauf, erhöhter Reinigungsbedarf; je nach Konstruktion des Halters auch Korrosionsgefahr (z. B. an vergoldeten Teilen oder Einschwärzung von Sichtfenstern oder Konvertern); erhöhte Widerstände am Kolbenlauf (wie Sand). Hohe Selektivität der Eigenschaften je nach Füllhalter-Konstruktion (sehr starker Einfluss vom Tintenfluss her). Abhängigkeit der Beständigkeit vom sicheren Trocknen an der Luft (kein Abwischend durch Löschpapier vornehmen)

Pigment-Tinten:

  • Pro: viele Farben, oft guter Fluss. Theoretisch geringerer Servicebedarf
  • Contra: sehr hohe Abhängigkeit der Nachteile wie Blockierungen des Tintenflusses von der Füllhalterkonstruktion (sicherer luftdichter Kappenschluss?) und der Schreibhäufigkeit. Hohe Individualität solcher Tinten zudem in er Gefahr von Verfärbungen. Oft langweilige Farben und fehlendes Shading, sog. "Filzstift-Schriftbild". Sehr hoher Preis

Zudem gibt es füllhaltergeeignete Tusche:

  • Pelikan Fount India Schwarz. Diese hat auch einen hohen Reinigungsbedarf und durch ihren Rußgehalt muss man auf Verstopfungen achten. Hohe Farbdeckung

Nun trennen sich die Folgerungen spätestens jetzt. Derjenige, der durch Werbeunterstellungen, dokumentenechte Tinten seien etwas Besseres, auf die Idee gekommen war, man solle doch Pigmenttinten einsetzen, könnte wankelmütig werden. Warum nicht eine normale unkomplizierte Wasserlösliche nehmen, bevorzugt mit normaler Farbsättigung, die auch Reinigungsfehler wegsteckt und sich leicht wieder lösen lässt? Zumal diese Tinten auch billiger sind und oft auch schöner aussehen. 

 

Im Spiel bleiben jetzt noch diejenigen, die Dokumentenechte brauchen und diejenigen, die aus Interesse oder Freunde insbesondere am Wesen der EG-Tinten sich nicht abschrecken lassen. 

 

Ein Letztes bleibt: Was hat es mit den Normen auf sich, um dokumentenechte Schreibgeräteflüssigkeiten zu charakterisieren? Rohrer und Klingner schreibt  dazu auf der Webseite: "dokumentus ist die weltweit erste in Anlehnung an DIN ISO 12757-2 zertifizierte Tinte für Füllfederhalter." Diese Norm bezieht sich eigentlich auf Kugelschreiberminen. Montblanc bezieht sich bei den Permanent-Tinten auf die Norm 

ISO 14145-2
Roller ball pens and refills.

  In früheren Zeiten wurde als Urkundentinte eine Tinte bezeichnet, die Eisengallus enthielt. 

 

Aus wikipedia:

Amtliche Vorschrift für Urkundentinten (1933)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In einem Liter müssen mindestens 27 g Gerbsäure und Gallussäure sowie mindestens 4 g metallisches Eisen enthalten sein. Der Maximalgehalt an Eisen darf bei o. Mengen nicht mehr als 6 g/l betragen.
  • Die Tinte soll nach 14 Tagen im Glas weder Blätterbildung, noch Wandbeschlag, noch Bodensatz zeigen.
  • Acht Tage alte Schriftzüge müssen nach Waschen mit Wasser und Alkohol tiefdunkel bleiben.
  • Die Tinte muss leicht aus der Feder fließen und darf selbst unmittelbar nach dem Trocknen nicht klebrig sein.[2]

 

Eisengallustinten gelten (wenn die amtlichen Vorschriften erfüllt werden) als „urkundenecht“. Damit diese Bedingung zuverlässig erfüllt wird, sollen frische Schriftzüge nicht „abgelöscht“ werden, weil damit Tinte entzogen wird und die in die Papierstruktur eindringende Menge vermindert wird.

 

 

Tusche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wort tuschen für „schwarze Farbe auftragen“ wurde im 17. Jahrhundert aus französisch toucher „berühren“ entlehnt. Die Zusammensetzung von Tusche ist nicht einheitlich definiert und die Bezeichnung ist kein geschützter Begriff. Für Zeichentusche existiert allerdings die Norm ISO 9957. Tuschen enthalten Farbmittel (Pigmente) und ein Bindemittel, das die Farbmittel gut auf dem Papier haften lässt. Dieses Bindemittel kann eine wässrige Lösung von Schellack sein oder aus wasserlöslichen Kunstharzen, meistens alkalisch gelösten (verseiften) Acrylharzen, bestehen. Mit Schellackseife können wasserfeste Tuschen hergestellt werden – diese Tuschen lassen sich mit einer Klinge vom Papier abschaben.

 


Mehr Theorie brauchen wir nun nicht. Sie war aber nötig, um das Wesen dieser chemisch verschiedenen Tinten (bzw. der Tusche) darzulegen. Nachfolgend kommen jetzt typische Vertreter, die ich nicht umfassend darstellen kann. Wichtige Vertreter oder sogar die wichtigsten werden besprochen:

  • Pelikan 4001 Blau-Schwarz
  • Platinum Blue-Black
  • Platinum Carbon Black
  • Rohrer und Klingner Eisengallustinte "Salix"
  • Gutenberg G10 Urkundentinte
  • Platinum Pigment Blue
  • Rohrer und Klingner dokumentus Dunkelblau
  • Evtl. weitere wie Montblanc, Fount India

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Kommentare: 4
  • #1

    pens and freaks (Sonntag, 05 Februar 2017 17:00)

    Hinweise, Kommentare, Besprechungen, Schriftbeispiele sind willkommen. Ich werde nicht alle Tinten besprechen können, die ich eigentlich gar nicht brauche wie Diamine Registrar´s Ink oder Gutenberg G10. Auch andere Farben der R+K dokumentus sind gerne gesehen.

    Viele Grüße
    Thomas

  • #2

    Horst (Sonntag, 05 Februar 2017 21:52)

    Hallo Thomas, fast eine Story, zumindest spannend zu einem Thema, das ich so nicht auf dem Schirm hatte. Als Pennäler schrieb ich die 4001 schwarz, weil ich sie cooler fand (auch wenn es den Begriff damals noch nicht gab) als die weit verbreitete 4001 königsblau. Nur stellt sich mir die Frage, inwieweit das Kriterium "dokumentenecht" heute noch eine Relevanz besitzt. Ich mag mich täuschen, meine aber in Bezug auf diverse notariell beglaubigte Urkunden in meinem Besitz an normale Kugelschreiberschrift zu glauben.

    Grüße,
    Horst

  • #3

    pens and freaks (Sonntag, 05 Februar 2017 22:08)

    Das mit den dokumentenechten Tinten, Horst, ist ein durchaus relevantes Thema, auch bei Füllhalterherstellern, wie ich letzte Woche auf der Paperworld feststellen konnte. Natürlich dominiert der Kugelschreiber, aber der Markt bietet gerne hochwertige und sehr teure Füllhalter offenbar mit Erfolg an. Bei Montblanc und nun auch bei Rohrer und Klingner bietet man moderne dokumentenechte Pigment-Tinten an. Der unveränderte Erfolg klassischer EG-Tinten wie Pelikan 4001 BS oder R+K "Salix" (z. B. auch in den USA) hat hingegen eher etwas zu tun mit Ästhetik und Schreibverhalten bei schlechtem Papier. Ich erlebe ein zunehmendes Interesse an diesem Thema. Daher kommt es hier.

  • #4

    eFKa (Montag, 13 März 2017 09:16)

    Auch ich kenne das Thema, man ist - aus welchen Gründen auch immer - auf der Suche nach einer Tinte, die beständiger ist als die üblichen Standardtinten. Für mich ging es dabei in erster Linie um die Wasserbeständigkeit. Briefumschläge, Etiketten, Notizen und Rezepte sind in gewisser Weise immer gefährdet, dass irgendwann einmal der ein oder andere Tropfen auf die Schrift kommt oder man die Aufzeichnungen flutet.
    Angeboten hat sich da zunächst alles - von der "klassischen" Eisengallustinte mit bedingter bis guter Wasserfestigkeit bis hin zu (Nano-)Pigmenttinten oder bindemittelhaltigen Tuschen. Die Eigenschaft der Dokumentechtheit stand für mich in diesem Zusammenhang eher als Nebeneffekt zur Diskussion.
    Generell ist zu bedenken, dass die Eigenschaften, die für die Beständigkeit der Tinte sorgen, auch an Oberflächen vorhanden sind, an denen sie nicht gewünscht sind. Weiterhin, was einmal abgebunden oder in eine Richtung reagiert hat, soll sich im Sinne der Beständigkeit nicht (zu) leicht wieder zersetzen und vom Untergrund entfernen lassen.
    Vor diesem Hintergrund, hat sich die Auswahl für mich schon erheblich reduziert auf die Eisengallus-Tinten. Ich hatte einfach keine Lust, mich zu ausgiebig mit der Pflege und Reinigung der Schreibgeräte zu befassen und/oder mir irgend etwas zu versauuen oder versiffen. Ausgehend von der Pelikan 4001, die sich als nicht sonderlich wischfest erwiesen hat, bin ich dann irgendwann bei Rohrer & Klingner Salix gelandet. Diese Tinte scheint für meine Bedürfnisse die optimale Lösung zu sein. Ihr blauer Hilfsfarbstoff ist wohl am wenigsten wassergängig.
    Hier, aber auch an anderer Stelle, wurde immer wieder geäußert, dass diese Tinte, aber auch andere Vertreter der Eisengallustinten trocken oder "schwierig" seien. Dies kann ich so für meine Füller und Federn nicht bestätigen.
    Beziehungsweise, ich würde diese Charakteristika nicht allein an den Eigenschaften der Feder festmachen. Insbesondere die Beschaffenheit des Papiers als Ursache für mehr oder weniger erfreuliche Fließ- bzw. Schreibeigenschaften wirkt wesentlich stärker als man/ich erwarten sollte. Da ich häufiger auf Druckerpapier oder Kopiererpapier unterwegs bin, habe ich doch erhebliche Unterschiede in der Tintenaufnahme beobachten können.