KWIKstart: Füllhalterempfehlungen

Eine neue Info-Rubrik. Ich werde immer wieder nach empfehlenswerten Modellen gefragt. Sich durch die zahlreichen Beiträge zu arbeiten und auch auf anderen Seiten aus dem In- und Ausland zu schmökern, ist aufwendig. Und manchmal soll es eben schnell(er) gehen. 


Lamy Studio

Fängt hier Lamy an? Es ist zumindest ein normal großer und erschwinglicher Lamy, der jenseits des Schulfüllers und des Bannkreises eines Lamy Safari liegt. Neben einigen Oberflächenvarianten, hier sieht man die strichmattierte Edelstahl-Version, gibt es ihn neben der einfachen Stahlfeder auch mit der schönen Bicolor-14K-Goldfeder. Zudem ist er in EF-F-M und B selbst mit der Edelstahlfeder lieferbar. Ab knapp unter 40 Euro Straßenpreis geht das los. Die Haptik des gummierten Griffstücks oder verchromt ist nicht jedernmanns Sache, auch nicht Haptik der Strichmattierung. Die Strichmattierung ist kratzanfällig und die Beschichtungen nicht so haltbar. 

Pelikan M205/215

Der wahre Pelikan? Die heutigen M205 und 215 (Metallhülse statt Kunststoff) sind wirklich erwachsen geworden. Über die modernen M200 kann ich nichts sagen. Die 205/215 sind jedenfalls qualitativ viel viel besser als die früheren Rundkopf-M200 bis 1997, die ich nur zu gut kenne. Da wackelt nichts mehr und die Bechichtungen gehen auch nicht mehr ab. Ein Qualitätsprodukt mit Kolbenmechanik. Die einfachen Stahlfedern sind gut und die Tintenleiter saftig. Ein bißchen klein sind sie schon, aber Pelikan findet das gut so. Federn (EF)-F-M- und B. Leider gibt es die Spezialfedern wie OB nicht mehr. Alte Federn können aber, genauso wie Goldfedern (400er), einfach eingeschraubt werden. Inzwischen auch als Patronenfüller erhältlich (P205). Straßenpreise um 80-100 Euro. 

Platinum 3776 Century

Der treue Japaner. Sein "Slip and Seal"-Mechanismus hält die Tinte frisch, sie trocknet auch nach über einem Jahr nicht aus. Die Kappe schließt fest, der Clip ist stramm, aber nicht zu stramm. Die 14K-Goldfeder wird in vielen Varianten angeboten und ist meist sehr gut geschliffen und ausgerichtet. Eher auf der sportlichen Seite, aber jede Federstärke hat ihre eigenen Charakteristika. Eine F ist fein und scharf, eine M rundlicher und glatter, eine B richtig saftig und sanft. Berühmt sind die UEF und EF, die sehr sehr fein sind, zudem gibt es BB (=C) und auch eine 2-Kanal-Music-Feder (MS). Ja, er könnte ohne Kappe länger sein, funktionell ist er aber Klasse. Und für weniger als dem M205-Preis bekommt man ein Goldfedermodell! Kein Service in Deutschland, in NL um 160 EUR über Amazon.de aus Japan 70-80 EUR ohne VK üblich. Den hochwertigen Platinum-Konverter oder die eigenständigen Patronen muß man sich besorgen. 

Lamy 2000

Der treue Lamy. Jeder, der sich mit diesem Metier beschäftigt stößt auf ihn, früher oder später. Ein Goldfedermodell für um 100 EUR Straßenpreis, das ist auch bei ihm Geschichte. Aber für unter 160 EUR kann man ihn noch bekommen. Und auch das ist ein guter Preis für den einzigartigen Kolbenfüller von Lamy, seit 1966 mit glasfaserverstärktem, strichmattiertem Makrolon und bündig 4eingefügten Bauteilen. Fremdgefederter Edelstahl-Clip, robuste und einfache Technik. Und dazu kommt der bekannt exzellente Lamy-Service, der einen nie im Stich läßt und auch nicht nach einer Garantiekarte fragt. Die OM und OB soll es nicht mehr geben und die Federn differieren ganz schön bei EF, F, M, B und BB. Mit den hakenartigen Verschlußteilen am Griffende und mit der nicht ganz so einfach zu führenden teilverdeckten rhodiumplattierten 14K-Goldfeder kommt nicht jeder klar. Dafür schreiben manche mit ihm alles, und das jahrzehntelang. Auch wenn sich die Oberfläche laufend verändert und immer glänzender wird, das gehört dazu, anrauhen (lassen) kann man ihn immer wieder. Ein Dauerläufer, aber nicht für jeden.

Delta Dolce Vita Medium

Der Bolide aus Italien. Mit ihm schreibe ich den ganzen Tag. Hier die Ausführung Soiree aus schwarzen Acrylglas, aus dem Block gedreht. Der orangefarbene ist dicker im Durchmesser. Das wunderbare handgearbeitete Silberornament und die für mich ideale Haptik lassen mich nicht los, aber das Schreibverhalten ist es, auf jedem Papier mit Standardtinte. Für mich kommt da nur Aurora Blu in Frage. Dieser Halter kommt von einem ebay-Anbieter, der inzwischen durch seine guten Preise bekannt wurde und für den Dolcevita mit der Fusion-Feder, die sich so sehr mag. Die Stahlfeder mit dem 14K-Goldinlay als Auflage auf der Feder mag genial oder "crazy" sein, egal. Die Feder schreibt einmalig gut mit gleichmäßigem, saftigem Tintenfluß. Die rigide Feder saust auf jedem Papier dahin. Prinzipiell werden Fusion-Federn in einer weiten Stärke angeboten, ich mag die EF und Stub sehr. Üblicherweise sind die DV sehr teuer und werden mit Goldfedern angeboten, die mir aber nicht so sehr gefallen.

Pilot Custom 742

Japanischer Standard. In etwa so groß wie ein 146-MB-Meisterstück hat der Pilot einen großen proprietären Pumpkonverter, der Corpus und die Kappe schließen sicher und lösen sich nicht. Der Clip mit dem charakteristischen Tropfen ist funktionell sehr gut, der 742 ist ausreichend lang und stark, die Balance stimmt, die 14K-Goldfedern werden vielen Varianten angeboten, von EF, PO über SF, M, B, WA, Stub bis zur Music-Feder. Gerade auch die besonderen Federn Posting Nib und Waverly Nib sind auch für lateinische Schrift sehr gut nutzbar. Wenn auch nur in Schwarz und einem maronenfarbenen Rot angeboten, sind es prächtige Halter für ein ganzes Leben. Für 135-170 EUR je nach Feder aus Japan über amazon.de. Diese Modelle werden in D nicht angeboten. 

Pilot Custom 823

Japanische konstruktive Klasse. Pilot schafft es, einen Vacuum-Füller im Stile der 30er Jahre (Sheaffer Touchdown) anzubieten für einen guten Preis. Semitransparente und transparente Gehäuse mit der großen Füllmenge, der sehr guten Dichtigkeit und Austrockungsresistenz der Halter sorgen für eine auszugezeichnete Funktion. Die Ästhetik und Haptik sind ebenfalls außergewöhnlich gelungen. Neben Amber gibt es SSmoke und in Japan auch ein transparentes Modell. Die große 15er-Feder wird nur in F, M und B angeboten, obwohl es die Feder im Parallelmodell 743 mit einer sehr großen Breitenauswahl gibt. 180 bis 220 EUR kostet solch ein in Europa nicht angebotener 823 über amazon.de aus Japan. 

Sheaffer Legacy Heritage

Gott sei Dank, daß es ihn noch gibt. So ist es eben. Was hat die Firma BIC ab 1997 nicht alles unternommen, und doch hat man Sheaffer nicht kleingekriegt. Man hat Sheaffer alle Ehre genommen, aber die Käufer blieben treu. Und so wird der Legacy zwar nicht mehr in Fort Madison, Iowa, USA im Sheaffer-Werk komplett inhouse gefertigt, sondern stückweise überall. Er hat nicht mehr den Touchdown-Mechanismus und nicht mehr die originale Sheaffer-Feder mit dem unvergleichlichen Ruthenium-Schreibkorn, aber er ist immer noch der Nachfahre des Pen for Men, er ist der Legacy. Punkt ("White Dot"). F, M und B sind übrig geblieben. Er ist immer noch schreibtechnisch ein Star, einer der besten. In England bekommt man ihn auch zu einem nicht so unfaßbar horrenden Preis wie bei uns. Um die 200-280 englische Pfund sollten es sein, der obige Sterlingsilber-Barleycorn-Legacy ist für unter 300 Pfund sicherlich eine runde Sache. Gott sein Dank, daß wir ihn noch haben.

Pelikan M 800

Der Souverän. In Größe, Haptik und Funktionalität gilt er bei vielen als DER Souverän schlechthin. Schwerer und satter als der M 600 und gemäßigter in jeder Art als der M 1000, zudem in vielen Varianten angeboten. Ob in Schwarz, in Blau-, Grün- oder Rotgestreift, mit goldenen oder rhodinierten Akzenten. Die Federauswahl ist mit EF, F. M, B, BB und Italic recht umfangreich, die O-Federn sind weggefallen. Zudem kann man sich persönlich in Hannover Federn nach Wunsch fertigen lassen (S-Feder). In Konstruktion und Auftreten gilt er danach gerne als ein Maßstab für die gesamte Füllhalter-Welt. Die sehr schönen Bicolor-18K-Goldfedern machen viel her und der Tintenleiter ist sehr gut. Der Federschliff ist inkonsistent, feinere Stärken gibt es faktisch nicht und die Federn laufen häufig sehr laut. Andere mögen diese rigiden Federn sehr. Ausprobieren und selber entscheiden. Ich werde sicher mit solchen Federn nur nach einem Nibmeister-Einsatz so richtig glücklich. 

OMAS Ogiva

Ein Alfa wird auch geliebt. Anders kann ich es nicht sagen. Und wer einen guten OMAS geschrieben hat, weiß alles. Ja, wir wissen um die wirtschaftlichen Krisen dieser Marke aus Bologna, wir wissen um die früher unfaßbar freche deutsche Servicefirma (die Betonung liegt auf früher), wir wissen um die teils furchbar schlechte Material- und Fertigungsqualität. Und sonderlich preisgünstig sind die Halter auch nicht. Aber wer einen guten OMAS in der Hand gehalten und damit geschrieben hat, der sieht den Unterschied. Mehr will ich hier nicht sagen. Probiert es bei Gelegenheit aus. 

Cross Townsend

"The Business Pen". Den Townsend gibt es seit Mitte der 90er als größere Variante zum schmächtigen Century II. Hier eine verchromte Variante mit Stahlfeder, daneben gibt es zahlreiche Varianten in Lackierungen, Vergoldungen, in Sterlingsilber mit 18-K-Goldfeder. Unübertroffen ist der Townsend als "Business"-Füllhalter, in Stil zurückhaltend und doch präsent, mit sehr guter Auslaufsicherheit, Kappenbefestigung und einem überzeugend guten Tintenleitsystem. Seine schöne Corpuslänge läßt ihn gut in der Hand liegen, obwohl der Corpus recht schmal ist. Leider wird er heutzutage im wesentlichen (oder komplett?) in China gefertigt. Eine Schande für die uralte (165 Jahre alte) amerikanische Firma aus Rhode Island. Andererseits gibt es den guten deutschen Service in Mainz und die lebenslange Garantie. 

Parker Duofold

Ein neuer Klassiker seit den 80ern. Hier die Ausführung seit Mitte der 90er bis heute in Normalgröße ("international"). Daneben gibt es noch den größeren "Centennial". Der International ist recht schmächtig für heutige Begriffe. Dieses Modell hat eine OB-Feder mit Italic-Charakter und das wunderbare Ruthenium-Schreibkorn. Leider aber auch den ursprünglichen Tintenleiter, der so viele Probleme gemacht hat durch seinen zu schwachen Tintentransport. Und er hat natürlich auch die Kappenöffnung, die ihn so schnell austrocknen läßt. Diese habe ich mit Tesaband (siehe am oberen Pfeildrittel, das ist keine Beschädigung) verklebt, seither trocknet er auch nicht mehr aus. Wie ich einmal vor Jahren gelesen hatte, soll man den Tintenleiter erheblich verbessert haben. Ansonsten ist der aufwendig gefertigte Duofold ein Design-Klassiker des einstmals mitführenden Schreibgeräteunternehmens aus Wisconsin, USA. Heute gehört man einem Plastikboxen-Hersteller. Und so gibt es auch nur noch zwei Jahre Garantie. 

Waterman Expert

Der Waterman aus Paris schlechthin. Der Expert kam in den 80ern und wurde in den 90ern modifiziert. Dies hier ist ein solcher Expert 2. Inzwischen gibt es einen am Kappenband leicht veränderten Expert 3. Geblieben sind zahlreiche Ausführungen des Metallschreibgerätes. Die sehr hochwertige Machart und die gute Funktion des recht langen Halters qualifizieren ihn als Lifetime Pen. In die erste Liga hat es wegen seiner Edelstahlfeder nie gereicht, aber er gehört dennoch zu den wirklich Guten. Inzwischen gibt es nur noch drei Jahre Garantie, vom Plastikboxenhersteller, zu dem auch Waterman gehört. 

Montblanc Meisterstück 146

Ein Meisterstück. Ja, das ist er, ohne Frage. Hier exemplarisch für die gesamten Serie die früher sogenannte "Herrengröße". Der 149er ist die Übergröße, die "Diplomat-Größe". Kaum ein Halter überdauert einen normalen Einsatz so souverän, was Material und Funktion anbelangt. Keiner hat dieses tiefe Schwarz und den porzellanartig festen Kunststoff wie das Meisterstück. Und auch die Vergoldungen bleiben schön. Der Kolbenmechanismus funktioniert problemlos. Viel wurde über ihn hier oder anderswo schon geschrieben. Und man mag ihn oder auch nicht. Ohne ihn ist aber eine Bestenliste nicht vorstellbar. 

Aurora Talentum

Der Pelikan aus Turin. Aurora, Montegrappa und OMAS sind die großen Alten aus Italien. Die Firma aus Turin fertigt "Inhouse". Hier stellvertretend für die hochwertigne Modelle der Talentum, der 88 (Ottantotto) und der Optima sind die Parallelmodelle mit der großen Aurora-Goldfeder. Nicht ohne Grund ist Aurora sozusagen der italienische Pelikan. Eine Marke, die in Italien genauso bekannt und geschätzt ist. Die Gesamtqualität von Material und Haltbarkeit sind vorzüglich, die Federfertigung typisch italienisch, genial oder grausig. Alles ist drin. Legendär auch die immense Federauswahl. Leider haben die Preise in den letzten Jahren mächtig angezogen. Aber ein absolutes Qualitätsprodukt mit einer immensen Ausstrahlung. 

Fortsetzung folgt ...


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Kommentare: 1
  • #1

    Erasmus (Dienstag, 15 März 2016 20:09)

    So subjektiv können Eindrücke sein...
    Was ich am Lamy 2000 (Makrolon) mag, er ist so unprentiös und funktioniert tadellos. Die Mechanik ruckelt nicht, man kann ihn auseinander nehmen und leicht reinigen. Ich würde ihn wohl häufiger benutzen hätte ich nicht hübschere in Petto... Er ist auch ein wenig zu leicht.
    Der M800 ist sowas wie der Inbegriff eines Kolbenfüllers. Die Schnittmenge aus allen (teureren) Kolbenfüllern, die mir bekannt sind. Durchaus schmuck, aber nicht zu viel (hängt natürlich ein wenig von der Version ab - Stresemann, Tortoise, Blue Ocean etc...), absolut softe Kolbenmechanik. Von der Größe und sonstigen Proportionen her wohl für eine Vielzahl von Menschen geeignet. Tja, wenn da die rigide Feder und das erwähnte abgespeckte Federprogramm nicht wären. Ich verstehe aber, dass der M800 ein treuer Begleiter sein kann.
    Ein wenig edler, obwohl mit weniger "bling bling" versehen, kommen die Meiststücke rüber. Aber dafür lassen die sich auch nicht so gut auseinander nehmen und sind im Vergleich zu Pelikanen auch zu teuer. Aber ein schöner 146 aus den 80ern oder 90ern tut es auch. Auch sie sind mMn robust, klassisch und mit Understatement (auch wenn der Stern vielleicht anderes induziert beim Betrachter).
    Ich finde die genannten Füller sind - jeder auf seine Weise - Brot und Butter Schreibgeräte (auch wenn sich die Pelikane und der MB über die Zeit gewandelt haben - zumindest hinsichtlich ihrer Federn).

    Zu den janischen Füllern oder dem Shaeffer kann ich nicht viel sagen.
    Der Pilot President oder Sailor 1911 sind meiner Erfahrung nach ebenso robuste Füller (Patronen- und Konverter), aber haben meiner Meinung nach nicht so richtig die Klasse eines MB oder Pelikan. Sie fühen sich nicht so gut an. Die Kappe schliesst nicht mit so einem tollen Geräusch wie beim Meisterstück (oh ja, das ist mein Ernst). Sie sind nicht vollkommen ohne Grund billiger. Wie das mit den teureren Versionen ist, weiß ich nicht. Insofern vergleiche ich hier wahrscheinlich Äpfel mit Birnen.
    Was natürlich toll bei japanischen Füllern ist, ist die Auswahl an Federn.
    Zu italienschen Füllern habe ich mich schon anderenorts auf diesem Blog ausgelassen. Omas kenne ich gar nicht. Den Dolce Vita auch nicht.
    Italienische Füller a la Visconti gehen schon ein wenig ins pretenziöse. Das ist kein Fehler, es fällt mir nur auf.
    Mich juckt es durchaus mal einen Delta Dolce Vita zu erstehen oder einen Omas, aber so recht weiß ich nicht, was ich bekomme und ich möchte mir eine Enttäuschung ersparen... Da wo ich wohne, kann ich nicht mal eben einen Füller anchecken (von "exotischen" Federn a la oblique mal ganz zu schweigen), denn es gibt sie schlichtweg gar nicht...
    Schönen Gruß
    Erasmus