Es soll keine große Neubewertung werden, auch keine Rechtfertigung oder das Gegenteil. Vor kurzem schrieb jemand in den Kommentaren über die Preisgestaltung von Montblanc. Ein Montblanc Meisterstück 146 kostete z. B. 1996 480 DM, wie ich mich erinnere (der 149er 630 DM).
Aktuelle Preise kann man nachsehen, im September 2025 sind es für einen schwarzen Füllhalter mit vergoldeten Zierteilen 800 Euro.
Nun bleibt jedem überlassen, ob bei hochwertigen Füllfederhaltern solche Preise angemessen sind, Das ist eine subjektive Einschätzung, Zunächst einmal. Und eine Einschätzung über das Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Vergleich zu anderen Schreibgeräten. Ganz subjektiv.
Daher kann bei den Schreibgerätefreunden auch kein Test herauskommen. Und was dem einen wichtig ist, kann für den anderen irrelevant sein,
Einer kauft sich einmal und für immer und ewig ein Modell, das ihn an irgendetwas erinnert, das ihm schon immer gefallen hat oder das zu einem bestimmten Ereignis sein muß. Wie auch immer. Und ganz ehrlich: Viele Meisterstücke werden verschenkt. Und nochmals ganz ehrlich: häufig auch nie verwendet. Das war auch schon vor Jahrzehnten so.
So können wir uns also den Meisterstücken nicht nähern. Und auch nicht im Vergleich zu einem anderen Produkt, das ihm letztlich nachempfunden wurde. Auch das kann man gut finden oder auch nicht.
Man kann also nur objektivere Kriterien anwenden, die ein Meisterstück qualifizieren oder eben nicht,
Und da sind wir hier richtig. Kein ungelenkes Bashing und keine Wutreden. Sondern eine Beurteilung, was ist.
Der Nimbus Meisterstück und Montblanc. Ich möchte da nicht ausholen. Montblanc entschied sich, damals, so glaube ich, noch selbständig, die zigarrenförmigen Meisterstücke 1973 aufleben zu lassen. Eine ähnliche Entscheidung traf damals Pelikan. Auch das ist eine andere Geschichte.
Wie man ja an den Preisen sehen kann, hat man das auch beim 146, und nur davon soll hier die Rede sein, kontinuierlich erhöht und einen wirtschaftlichen Erfolg erzielt. Dieser hält bis heute an und schließt die SE und LE mit ein. Gerade die SE wie der 146 Glacier werden verkauft und erzielen dabei auch noch gebraucht gute Preise.
Kritisch bleiben folgende Dinge: die Preispolitik und die Händler. Man verlangt Stückzahlen und einen entsprechenden Auftritt. Am liebsten möchte man in eigenen Boutiquen verkaufen. Preisrabatte werden bekämpft. Auch Produkte ähnlichen Designs (siehe die drei Ringe!) werden rechtlich verfolgt.
Der weiße Stern dient manchem als Privileg, mancher sieht darin aber Arroganz und billige Überheblichkeit.
Das ist des Pudels Kern! Möchte ich einen Montblanc wegen dieser Demonstration des weißen Sterns oder nehme ich es in Kauf? Oder lehne ich das Geschäftsverhalten gar ab? Diese Fragen stellen sich.
Da man die Meisterstücke gebraucht gut kaufen kann, da sie in großen Stückzahlen vorhanden sind, relativiert sich vieles rund um die hohen Neupreise etwas. Der Vergleich mit fraglosen optischen Annäherungen anderer Firmen relativiert sich dann, wenn Qualität des Originals geboten wird. Ist es so?
Nun meine persönliche Einschätzung zum Montblanc Meisterstück 146:
Zusammenfassende Beurteilung. Ein Montblanc Meisterstück 146 ist ein hochwertiger Füllhhalter, dessen Materialen dauerhaft sind. Auch die Mechanik erfordert nach Jahrzehnten gewissenhafter Benutzung i. d. R. keinen Service. Ist einmal alles in Ordnung, ist er ein Freund fürs Leben.
Steigende Preise spielen dann keine Rolle mehr.
Bei den ganz feinen Federn (EF ist nicht superschmal), muß man in Japan einkaufen. Elastische Federn bedeuten Kauf eines historischen Modells! Es ist einfach so.
Wer eher einen Pelikan Souverän M800 oder einen Aurora Optima möchte, wird ihn bevorzugen, genauso ist es bei einem Visconti Homo Sapiens.
Am ähnlichsten ist ihm der Seiler 1911 Large, wobei nur der "realo" einen Kolbenfüllmechanismus hat und kürzer ist. Er ist nicht so einfach in Europa zu bekommen und hatte auch Qualitätsprobleme, insbesondere am sicheren Sitz des Griffstückes am Corpus. Das war bei meinem Exemplar auch so. Die angesprochenen EF sind in D nicht einfach zu kaufen, in Europa schon. Allerdings sind sie häufig kratzig, Leider gibt es auch zuhauf Ungenauigkeiten im Gewinde zwischen Kappe und Halter. Ich selber hab Eineige 1911 L, auch einen Pro Gere KOP im Einsatz und kann sehr gut vergleichen.
Die Pilot Custoin 742 sind qualitativ im Kunststoff einfacher und die Federn sind einfarbig. Der hochgelobte Customer 823 ist ein eigenes Thema und die Vakuum-Füller sind nicht jedermanns Sache.
Ein hochwertiges Schreibgerät ist wie ein guter Schuh. Er muß gefallen, passen und man muß ihn sich leisten können oder wollen.
Und unter dieses Niveau sollten wir in unserem wunderbaren Hobby oder auch bei der Freude am Schreiben niemals gehen.
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Pens and Freaks (Dienstag, 16 September 2025 19:36)
Mein Favorit bei Montblanc sind die Klassiker. Allen voran die 254 (256, 252), die mir sehr gut gefallen und die sehr hochwertig gemacht sind, wenn man ihre Schwachpunkte kennt. Auch wünschte ich mir von MB einen 136, da ich den Zylinderstil auch sehr mag.
Vieles ist Sympathie und Antipathie. Und wer einen Füllhalter als Arbeitspfeerd sieht und braucht, wird vielfach überlegen, welchen Halter er benutzt bzw. mitnimmt.
In meinem Beruf benötige ich auch preiswerte Stifte und robuste Materialien, die ich im Alltag leichter benutzen kann,
Im Gegensatz zum Pelikan M805, den ich sehr gern habe, ist der MB 146 angenehmer in der Hand, die Materialien fühlen sich nicht nach Plastik, eher nach Porzellan an. Auch die sich gerne lösende Kappe des Pelikan ist nichts für das Hemd oder Jackett.
Echte und hochwertige Alternativen kommen von Aurora, allerdings sind die Federn häufig sehr hart und rauh und nicht jedermanns Geschmack.
Ein Parker Duofold hat leider kein so gutes Tintenleitsystem. Das hat man nie geändert.
Ja, es ist der Schuh, der passen muß.
Schreibt gerne eure eigenen Eindrücke.
Viele Grüße
Thomas