Top 10 - 2020

Sheaffer´s PFM (Pen for Men)



Vor Jahren sagt mir ein Schreibgerätefreund auf einer Ausstellung fast herablassend und distanzlos: "Du interessierst Dich doch für moderne Füllhalter, die alten sagen Dir doch nichts." Oder so ähnlich. Nicht nur, daß diesem "Kollegen" manchmal der Takt fehlt, so hat er doch nicht ins Schwarze getroffen. Natürlich hatte ich auf Ausstellungen weniger einen historischen Klassiker am Hemd, könnte er mir abhanden kommen oder herunterfallen. An sich gilt mein Interesse ganz besonders den Klassikern. Insofern hat der "Kollege" nicht so ganz recht. Und daher muß jetzt auch ein historisches Modell kommen. Einer meiner Allzeit-Favoriten.

Wenn man an Sheaffer denkt, denkt man an die schreckliche jüngere Vergangenheit der Marke, die zwischen den grausigen Jahren bei BIC und den immerhin etwas besseren bei Cross, nahezu alles verloren hat, was sie einst auszeichnete. In den USA trieb Sheaffer die Konkurrenz gerne vor sich her. Beim Füllsystem (Hebelfüller), beim Design (Zigarrenform) und auch beim Material (Celluloid). Insofern ist Sheaffer auf immer verbunden mit Produkten wie dem Lifetime Balance, der in den End-20ern des letzten Jahrhunderts die bisherigen Füller sehr alt aussehen ließ. Auch die Selbstfüller mit dem einfachen, aber praktikablen Hebelfüllsystem waren schnell, zumindest in vielen Ländern, ein Standard. So war es auch mit Form und Material. Das Celluloid brachte Frische in die triste Hartgummi-Welt und die abgerundeten Formen waren ein Hingucker. Die Bicolor-Federn waren ebenso eine Entwicklung von Sheaffer zur Verbesserung des Tintenflusses am Tintenschlitz (?), die massiven wunderschönen Ringfedern der Triumph-Modelle blieben einzigartig.

Nach dem Touchdown-Füllsystem, das Onoto bereits Jahrzehnte zuvor eingeführt hatte, brachte Sheaffer 1952 eine weitere Neuheit. Den Snorkel-Füller. Mit den hier gezeigten PFM wagte sich Sheaffer Ende der 50er an eine weitere Neuerung. Die Einlegefeder "Inlaid Nib". In Design und Praktikabilität sind diese Federn untrennbar mit Sheaffer verbunden und ähnliche Versuche fand ich nie so stimmig. Auch bei anderen Modellen wie den Triumph oder den Targa by Sheaffer wurden sie präsentiert. Mit dem Legacy und dem unglücklichen Intrigue endete vorerst die Ahnengallerie. Neue Legacy-Modelle sind auf dem Weg.

Aber zurück zum PFM. Ein großer Füllhalter aus Spritzkunststoff in verschiedenen Varianten. Hier als PFM V mit vergoldeter Kappe und 14K-Goldfeder. Der Clou ist das Füllsystem, das aufwendig, genial und irgendwie auch daneben ist. Denn richtig spülen kann man die Snorkel-Füller überhaupt nicht und die Gesamtkonstruktion ist durchaus verschleißanfällig. In England wiederum bekommt man das Füllsystem problemlos restauriert. Im Gegensatz zum Touchdown kommt hier wieder der Gummisack zu neuen und somit alten Ehren. Und so groß ist die Füllmenge auch nicht, wie Sheaffer in der Werbung behauptete. Und den Tintenvorrat sieht man sowieso nicht. Aber das ausfahrbare Metallrohr, das man zum Füllen in das Tintenfaß hält, ist eine einzigartige Idee. Dadurch bleibt die Feder unbeschmutzt und man benötigt somit auch kein Papiertuch zum Abwischen. Einmal das Füllsystem expandiert, hineingedrückt und der zusammengepreßte Tintensack wird freigegeben und Tinte angesaugt. Man muß nur sehen, daß der Tintenleiter, anders als sonst, ungangen wird und nur über den Tintensack mit Tinte versorgt wird. Dadurch kann man über den Tintenbehälter den Tintenleiter aus Hartgummi nicht säubern. Man muß die Tinte sozusagen ausklopfen. Aus all diesen Gründen war das Füllsystem und letztlich auch der PFM kein Erfolg. Er kam in einer Zeit, in der der hochwertige Füllhalter zunehmend an Position verlor. 1968 verschwand der PFM für immer, um in den 90ern wiederum eine Wiederauferstehung als Legacy zu feiern.

Der PFM hat einen hervorragenden Schreimkomfort, liegt leicht und sicher in der Hand. Die Steckkappe sitzt noch relativ fest und der Halter trocknet nicht leicht aus. Die kleinen einfachen Metallhaken arrettieren die Kappe. Der Clip mit dem White Dot (ab PFM III) ist fremdgefedert, hat also eine Feder. Das war damals eine Neuerung. Das Stromliniendesign ist entwickelt bis ins Detail. Der Füllgriff ist eckig, der obere Kappenrand läuft , dazu passend, quadratisch aus.

Gerne wird ja in immerwährender Wiederholung der PFM als einer der besten Füllhalter aller Zeiten bezeichnet. Das kann man so und so sehen. Es spricht viel für ihn, zumal er irgendwie ein Schlußpunkt der Firma Sheaffer ist als innovativer Hersteller von Schreibgeräten. Auch das Snorkel-Füllsystem läuft mit ihm aus. Auf der anderen Seite fehlt das hochwertige Celluloid, der einfarbige und doch auch schnell leicht ermattete Spritzkunststoff wirkt nicht mehr so gediegen, im Bereich des Füllknopfes kann es durch übermäßigen Krafteinsatz zu Rissen am Corpus-Ende kommen. Das passiert dann, wenn das Füllsystem nicht mehr richtig arbeitet, korriodiert ist und repariert werden muß.

Ich selber mag die PFM außerordentlich, ich bin aber mit einem täglichen Einsatz eher vorsichtig. Und da schließt sich der Kreis wieder. Ich mag alte Schreibgeräte außerordentlich, man muß nur aufpassen, wann man sie herausholt.


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